Vor der Bahnzentrale am Potsdamer Platz wurde am Samstag (12.4.) der mit der Reichsbahn deportierten Kinder und Jugendlichen aus Berlin gedacht. Für jedes der namentlich bekannten 4646 Opfer zündeten die Demonstranten eine Kerze an. Sie legten den Kerzen Karten mit den Opfernamen hinzu.
Der Klinische Direktor des psychosozialen Zentrums für Überlebende der Shoah (AMCHA) Dr. Nathan Durst sprach in bewegender Weise über seine Jugend in Berlin, seine Flucht und sein Leben im Versteck in den Niederlanden. Er erinnerte an seine beiden ermordeten Schwestern Fanny und Jenny und betete für sie das Kaddish.
Zuvor sprachen Stephan Kramer (Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland), Petra Rosenberg (Berliner Verband der Roma und Sinti), Winfried Hermann (MdB Bündnis 90 / Die Grünen), Jan Mücke (MdB FDP) und ein Vertreter der bundesweiten Initiative "Zug der Erinnerung". Stephan Kramer qualifizierte die Absicht der Bahn, die Trassengebühren des "Zug der Erinnerung" einer "rennomierten jüdischen Organisation" zu spenden, als "moderne Form des Ablasshandels". Damit bediene die DB AG antisemitische Klischees, sagte Kramer. Es werde der Eindruck erweckt, "die Juden" würden sich das Gedenken abkaufen lassen. "Wir wollen Ihr Geld nicht und wir brauchen Ihr Geld nicht!" rief Kramer dem Bahnvorstand zu. Jan Mücke erklärte, er schäme sich als Eigentümer eines 80millionstel Anteils an der DB AG für das Verhalten des Vorstands.
Bei der vorausgegangenen Kundgebung am Brandenburger Tor hatten bereits Bürgermeister Harald Wolf, Romani Rose (Zentralrat der Roma und Sinti), Petra Pau (MdB PDS), Dan Golan (Israelische Botschaft), Esther Bejerano (Überlebende des KZ Auschwitz) und Hans Coppi (VVN) das ungehinderte Gedenken an die deportierten Kinder und Jugendlichen angemahnt