Zug der Erinnerung
Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen
In Kooperation mit:
Fast sämtliche deutschen Bahngleise waren in das Deportationsgeschehen einbezogen. Auch die Bahnen in den okkupierten Staaten wurden den Besatzern unterstellt. Die europaweite Logistik der Verschleppung und Vernichtung hätte ohne die Dienste der "Reichsbahn" und der ihr angeschlossenen Unternehmen nicht funktionieren können. Über Tausende Kilometer wurden Deportationszüge in die Lager geschleust. Auch unter Kriegsbedingungen setzten die NS-Behörden die Transporte fort – aus Frankreich im Westen bis zur Sowjetunion im Osten. Selbst über die Ostsee (Norwegen) und das Mittelmeer (Rhodos) wurden Kinder und Jugendliche in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt.
Die Durchgangsstrecken dieser Transporte kreuzten große deutsche und österreichische Städte: Berlin, Wien, Hamburg, Köln, Frankfurt a.M. oder Dresden.
Auf den Bahnhöfen schienen sich die Wartenden an den Anblick der Todeszüge gewöhnt zu haben. Wie Fotodokumente aus mehreren Städten beweisen, fanden die Deportationen oft am helllichten Tag und auf den Nachbargleisen des alltäglichen Zugverkehrs statt. Aus dem Ruhrgebiet ist bekannt, dass einzelne Waggons an übliche Reisezüge gekoppelt wurden, um die deportierten Menschen zu Knotenpunkten des Bahnverkehrs zu bringen und dort mit anderen Verschleppten zusammenzuführen.
Auf dem Weg in die Vernichtung wurden die letzten Botschaften der Opfer gefunden, die sie aus den Zügen warfen: verzweifelte Hilferufe, Brieffetzen und Postkarten. Kaum ein Bahngleis, das an die Schicksale der Verschleppten erinnert; wenige Bahnhöfe, in denen ein Ort des Gedenkens besteht.
Der "Zug der Erinnerung" wird auf seinem Weg über einen Teil der Deportationsstrecken fahren. An sämtlichen Bahnhöfen zu halten, über die Millionen Deportierte geschleust wurden, würde Jahrzehnte dauern.