Erika Myriam Kounio-Amariglio Damit es die ganze Welt
erfährt Von Saloniki nach Auschwitz und zurück (1926-1996) 171 Seiten/ € 19,80 Hartung-Gorre-Verlag Konstanz
ISBN 3-89649-003-6
Erhard Roy Wiehn Juden in Thessaloniki Die alte sephardische Metropole im kurzen historischen Überblick unter besonderer Berücksichtigung der Schoah (1941-1944) 50 Seiten, €
14,80 Hartung-Gorre-Verlag
Konstanz
ISBN 3-89649-718-9
Ernst und Frank Wohl aus Berlin. Ihre Deportation ließ sich die Deutsche Reichsbahn bezahlen. Die Jungen kehrten nicht zurück.
Bundesregierung verweigert den slawischen Opfern des deutschen Massenverbrechens an der Leningrader Bevölkerung jegliche Entschädigung
Rundschreiben (Januar 2024)
Die Bundesregierung verweigert den slawischen Opfern des deutschen Massenverbrechens an der Leningrader Bevölkerung jegliche Entschädigung. Die erneute Forderung von etwa 60.000 Überlebenden ohne jüdische Herkunft bleibt auch anläßlich des 80. Jahrestages der Befreiung (27. Januar 1944) unerfüllt.
Nach Auffassung der Bundesregierung ist die Bevölkerung der von deutschen Truppen zwischen 1941 bis 1944 abgeriegelten und dem Hungertod ausgelieferten Stadt Ziel einer „allgemeinen Kriegshandlung“ der Wehrmacht gewesen. Für die etwa 1,1 Millionen Toten und die überlebenden Opfer dieser „allgemeinen Kriegshandlung“ bestehe kein individuelles Anrecht auf irgendeine deutsche Restitution.
Lediglich der zahlenmäßig geringeren jüdischen Opfergruppe gesteht die Bundesregierung eine gewisse, von ihr selbst bestimmte Schadenssumme ohne Rechtsanspruch zu, da Leningrader Bürger jüdischer Herkunft besonders gefährdet gewesen seien, hätte die Wehrmacht Leningrad erobern wollen. Eine solche Absicht hat jedoch niemals bestanden. Vielmehr beabsichtigte die deutsche Kriegsführung die Ausrottung jeden menschlichen Lebens in Leningrad durch Verhungern.
- Der bürgerschaftliche deutsche Verein „Zug der Erinnerung e.V.“ erklärt, dass es sich bei der Hungerblockade gegen Leningrad um ein schweres Kriegsverbrechen handelt, das sämtliche Einwohner der Stadt gleich welcher Herkunft dem Tod aussetzen sollte. Das deutsche Verbrechen muss den strafrechtlichen Kriterien bei Völkermord zugerechnet werden.
Das Massenverbrechen als eine „allgemeine Kriegshandlung“ zu verniedlichen, fehlt den deutschen Tätererben jede Legitimation und widerspricht den historischen Tatsachen.
- Indem die Tätererben die jüdischen Opfer der deutschen Belagerung einer Entschädigung für wert befinden, die mehrheitlich slawischen aber nicht, maßen sie sich eine Inwertsetzung der durch ihre Erblasser verursachten Leiden an und spekulieren auf ihren Gewinn.
Die Tätererben spielen die eine Opfergruppe gegen die andere aus, die Minderheit gegen die Mehrheit, und selektieren die Opfer nach ihrer Gunst und zu ihren (finanziellen) Gunsten.
Der bürgerschaftliche deutsche Verein „Zug der Erinnerung e.V.“ erachtet das Vorgehen gegen die Leningrader Opfer als den Versuch, die Ahndung der deutschen Verbrechen einer ethnizistischen Rangordnung zu unterwerfen, die dem offenen Rassismus verwandt ist.
Der „Zug der Erinnerung e.V.“ verlangt von der Bundesregierung, die Aufforderung der letzten Überlebenden zu erfüllen.
Im 80. Jahr der Befreiung ehrt der „Zug der Erinnerung e.V.“ die Toten und Hinterbliebenen des deutschen Völkermords in Leningrad gleich welcher Herkunft.
„Niemand hat das Recht, die sowjetischen Opfer der NS-Massenverbrechen zu instrumentalisieren.“
Rundschreiben (April 2022)
Das Gedenken an die Befreiung des deutschen NS-Konzentrationslagers Buchenwald vor 77 Jahren hat ohne die staatlichen Vertreter der russischen und belarussischen NS-Opfer stattfinden müssen. Sie wurden von den verantwortlichen deutschen Stellen ausgeladen. Die Ehrung der 15.000
sowjetischen Toten
der UdSSR, die in Buchenwald ihr Leben ließen, wurde den offiziellen Repräsentanten des Fortsetzerstaates der UdSSR in den Vereinten Nationen (der Russischen Föderation) sowie Belarus am 10. April 2022 verwehrt.
Begründet wurde dieser Ausschluss mit dem menschlichen Leiden im gegenwärtigen Krieg in Osteuropa, für den die russische und belarussische Regierung verantwortlich seien. Weiter heißt es, der Ausschluss rechtfertige sich ebenfalls, da beide Regierungen die politische Opposition
ihrer Staaten
verfolgten. Deswegen hätten die deutschen Stellen („wir selbst“) bestimmt, wer Ehrungen der sowjetischen NS-Opfer vornehmen dürfte: ausschließlich Vertreter der den deutschen Stellen genehmen politischen Opposition, jedoch keine offiziellen Repräsentanten des Fortsetzerstaats der
UdSSR in den
Vereinten Nationen und Belarus. (1)
Der bürgerschaftliche deutsche Verein „Zug der Erinnerung e.V.“ erklärt zu diesem Vorgehen, dass die Ehrung der sowjetischen Opfer der deutschen NS-Massenverbrechen keiner Autorität deutscher Stellen unterliegt.
Die sowjetischen Opfer der deutschen NS-Massenverbrechen sind als Angehörige ihrer Nation und ihres Staates gestorben, weil sie als slawische „Untermenschen“ und jüdische „Rasse“ samt ihres Staates vernichtet werden sollten.
Niemand hat das Recht, diesen Zusammenhang zu zerreißen und diese Opfer für heutige politische Zwecke zu benutzen.
Dass ausgerechnet die Erben der deutschen NS-Täter den staatlichen Erben der slawischen und jüdischen Opfer verbieten wollen, ihrer Angehörigen am deutschen Verbrechensort, dem ehemaligen deutschen KZ Buchenwald, angemessen zu gedenken, stellt einen Akt der Anmaßung und versuchten
Entwürdigung dar.
Der „Zug der Erinnerung e.V.“ verurteilt den Ausschluss der Opferrepräsentanten.
Wir erinnern daran, dass die deutschen Verantwortlichen, soweit sie staatlichen deutschen Stellen angehören, dieselben sind, die den slawischen und jüdischen Opfern der deutschen Massenverbrechen in der UdSSR sowie ihren Angehörigen und Erben bis heute jegliche
angemessene
Restitution verweigern.
Wir stellen fest, dass die Opfer der deutschen Massenverbrechen, die als Staatsbürger der UdSSR zu Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt oder als Kriegsgefangene in Deutschland interniert wurden, zu Hunderttausenden in Deutschland ihr Leben verloren. Noch
immer
warten
unzählige ihrer Gräber auf
Ehrung und Gedenken.
Wir rufen dazu auf, diese Orte des Gedenkens in den kommenden Tagen aufzusuchen und die Gräber der Staatsbürger der UdSSR herzlich zu ehren.
(1) Stiftung Gedenkstätte Buchenwald: Zum Umgang mit offiziellen Vertreter:innen der Regierung von Russland und Belarus. Erklärung der Stiftung. Webseite der Gedenkstätte. Aktuelles Detail. Abgerufen am 12.04.2022.
Dem Stiftungsrat der für die Erklärung verantwortlichen Stiftung gehören an:
Thüringer Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten / Chef der Staatskanzlei (Vorsitzender)
Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Thüringer Finanzministerium
Oberbürgermeister der Stadt Weimar
Landrat des Landkreises Nordhausen
Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland
Dank an die russischen Unterstützer jüdischer Nationalität
Rundschreiben (März 2022)
Angesichts einer fortwährenden Kriegs- und Völkerhetze bedankt sich der "Zug der Erinnerung e.V." bei allen Unterstützern unseres Gedenkens an die Millionen Opfer des deutschen Vernichtungskrieges gegen die UdSSR (1941-1945). Insbesondere bedanken wir uns bei den russischen
Unterstützern jüdischer Nationalität, die dem „Zug der Erinnerung“ bei seinen Protesten gegen die Deutsche Bahn AG und ihre Eigentümerin, die Bundesrepublik Deutschland, öffentlich beistanden. Gemeinsam haben wir die Forderung nach einer umfassenden materiellen Restitution der
osteuropäischen Opfer des deutschen Vernichtungskrieges erhoben.
Dieser gerechten Forderung ist die Bundesregierung bis heute nicht nachgekommen.
Aus gegebenem Anlass bedanken wir uns auch bei Herrn Roman Abramowitsch, der das Anliegen des „Zugs der Erinnerung“ zu einem frühen Zeitpunkt teilte, als unsere Erinnerungsarbeit auf vehemente Widerstände der staatlichen deutschen Behörden stieß.
Mit diesem Dank stellen wir uns an die Seite der in Deutschland angefeindeten russischen Menschen aller Nationalitäten. Wir stehen in der Verpflichtung der Opfer des deutschen Vernichtungskrieges in der UdSSR und in Osteuropa.
Das weltweit tätige Logistikunternehmen der DB AG, die Deutsche Bahn-Tochter Schenker, steht in der staatlichen Nachfolge einer Verbrecherorganisation. Dies bestätigen neue Dokumente, die der Zug
der Erinnerung nach Hinweisen britischer Historiker in deutschen Archiven erschließen konnte. Demnach organisierte Schenker für die „Reichsgruppe Industrie“ den Beutetransfer der europaweiten Plünderungen in den von der Nazi-Wehrmacht okkupierten Staaten nach Deutschland.
Insbesondere in den letzten Kriegsjahren (1943-1945) war Schenker an großangelegten Raubzügen beteiligt, die von Athen im Süden über den gesamten Balkan, von Lissabon im Westen, Oslo im Norden und im Osten von Warschau bis in die Sowjetunion reichten. Die geplünderten Werte
flossen in das Vermögen des deutschen Staates, der es mit Konzernen wie Mannesmann, Rheinmetall, Siemens oder AEG teilte. Aber auch harmlos erscheinende Familienbetriebe ließen sich von Schenker & Co. - im Verbund mit der Deutschen Reichsbahn - deportierte Arbeitskräfte und
geraubte Rohstoffe aus Osteuropa zuführen.
Im besetzten Jugoslawien fungierte Franz Neuhausen, ein bekannt korrupter Wirtschaftsbetrüger aus der Vorkriegszeit, als „Bevollmächtigter für die Produktion von Metallerzen in Südosteuropa“. Der langjährige Reichsbahn-Repräsentant und Generalkonsul war nicht nur staatlicher
deutscher Hoheitsträger in Belgrad; er war zugleich auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der „Südost-Montan GmbH“ in Berlin. Private und staatliche Aneignungsformen fremden Vermögens waren unter Neuhausen dermaßen verklumpt, dass die Verteilung der Beute im Kreise der Räuber
immer unübersichtlicher wurde: Die jugoslawischen Edelmetalle plünderte der deutsche Generalbevollmächtigte zwar von Staats wegen, aber ließ sie bei Gelegenheit sich selbst und seinen politischen Gönnern im Verbrechensolymp der Berliner Ministerien zukommen, statt sie der
formal privaten „Südost-Montan“ anzuliefern. Welchen Umfang das Plündern annehmen konnte, zeigt die erhebliche „Dringlichkeit“ (1) einer Reise, die „Frau Frida Neuland“, „Gefolgschaftsmitglied“ der „Südost-Montan“ aus Berlin, im Januar 1944 nach Belgrad führte – „zum Einsatz
auf einem der angeschlossenen Werke“, die Neuhausen in Belgrad kontrollierte. Die in den Schenker-Dokumenten als dringlich vermerkte Reise fiel in die Phase besonderer Anforderungen an das Organisationsgeschick des Reichsbahn-Vertrauten Neuhausen: Der Reichsbahn-Transport von
„zwei Waggons mit 20t jugoslawischen Silbermünzen“ stand bevor. (2) Ziel waren die Scheideanstalten im „Altreich“.
Das weltweit tätige Logistikunternehmen der DB AG, die Deutsche Bahn-Tochter Schenker, steht in der staatlichen Nachfolge einer Verbrecherorganisation. Dies bestätigen neue Dokumente, die der Zug
der Erinnerung nach Hinweisen britischer Historiker in deutschen Archiven erschließen konnte. Demnach organisierte Schenker für die „Reichsgruppe Industrie“ den Beutetransfer der europaweiten Plünderungen in den von der Nazi-Wehrmacht okkupierten Staaten nach Deutschland.
Insbesondere in den letzten Kriegsjahren (1943-1945) war Schenker an großangelegten Raubzügen beteiligt, die von Athen im Süden über den gesamten Balkan, von Lissabon im Westen, Oslo im Norden und im Osten von Warschau bis in die Sowjetunion reichten. Die geplünderten Werte
flossen in das Vermögen des deutschen Staates, der es mit Konzernen wie Mannesmann, Rheinmetall, Siemens oder AEG teilte. Aber auch harmlos erscheinende Familienbetriebe ließen sich von Schenker & Co. - im Verbund mit der Deutschen Reichsbahn - deportierte Arbeitskräfte und
geraubte Rohstoffe aus Osteuropa zuführen.
Nach Entladung im Reichsgebiet transportierte Schenker auf dem Rückweg an die Front umfangreiche Waffenarsenale, um die deutsche Großraubwirtschaft im „Neuen Europa“ militärisch abzusichern. Wie die Dokumente
zeigen, erstreckte sich das bandenmäßig betriebene Schenker-Geschäft auch auf Werttransporte der Preussischen Staatsmünze, die im Auftrag der Reichsbank geraubtes Gold in Barren umschmolz und mit einem falschen Prägedatum versah. Damit sollte die Herkunft (u.a. aus
antisemitischen Mordaktionen) verschleiert und das enteignete oder aus den Leichen gebrochene Edelmetall im internationalen Handel unerkannt kapitalisiert werden.
Weder das Nachfolgeunternehmen von Schenker & Co. (die Deutsche Bahn-Tochter DB Schenker) noch der damalige und heutige Eigentümer von Schenker (der deutsche Staat), scheinen die Schenker-Verbrechen einer umfassenden Aufklärung für
Wert zu befinden. Aus verständlichen Gründen. Die Erträge aus Hehlerei, Raub und Mordbeihilfe wurden von Berlin nie restituiert. Eine Klärung ist umso dringlicher, als DB Schenker und sein Mutterkonzern zunehmend in Verdacht geraten, ihre global betriebene
Wirtschaftsexpansion befördere die Berliner „Weltpolitik“. Das wäre nicht neu. Bereits vor dem 2.Weltkrieg galt Schenker als ökonomisch tätige Vorhut deutscher Großmachtsubversion, Schenker-Filialen fungierten als Agentendrehscheiben. In London geriet die regionale
Schenker-Niederlassung in Brand, in Osteuropa wurde vor der europaweiten Monopolisierung des Logistikgeschäfts durch Berlin gewarnt.
Materielle Gerechtigkeit ist kein Gnadenakt. Materielle Gerechtigkeit können nicht Täter gewähren; Täter müssen sich ihr beugen.
Materielle Gerechtigkeit entsteht aus dem Recht, das den Opfern gebührt, denen Unrecht geschah. Was durch Unrecht gestohlen, geraubt, geplündert oder vernichtet worden ist, muss erkannt, muss bezeugt werden.
Materielle Gerechtigkeit kann Leben nicht zurückholen, aber bestimmt, was die Täter genommen, was sie dem Leben schuldhaft enteignet, was sie zurückgeben müssen, ohne das Leben ersetzen zu können.
Der deutsche Staat, der Staat der Täter, verweigert sich seit 75 Jahren der materiellen Gerechtigkeit. Er ist nicht bereit anzuerkennen, daß er Millionen in die Lager gekarrt und für die Fahrt in den Tod auf den Schienen der Reichsbahn
Gebühren erhob,
die zurückgezahlt werden müssen – Milliardenbeträge nach heutiger Währung.
Der deutsche Staat täuscht "Erinnerung" und "Verantwortung" für die "Zukunft"vor. Aber seine "Erinnerungskultur" kann materielle Gerechtigkeit nicht ersetzen.
Bitte lesen Sie, wie die Bundesrepublik Deutschland, die Erbin der Reichsbahn, seit Jahrzehnten versucht, den logistischen Beitrag ihres Bahnunternehmens zu Massenverbrechen an den europäischen Opfern erst völlig zu leugnen, dann zu
vertuschen und jetzt
zu entschulden: durch Gewährung von Gnadengeldern, um sich der materiellen Gerechtigkeit zu entziehen.
Auslieferung auch als Geschenke an abweichende Adressen unter: "Bestellung. Zusätzliche Informationen".
Die deutsche "Gedenkkultur" und die NS-Verbrechen
Nicht abgegolten Nicht versöhnt
9. November
Einen eigenen Gleisanschluss für die Massentransporte der Deutschen Reichsbahn mussten Häftlinge des KZ Buchenwald im Frühjahr 1943 bauen. Die Strecke beschleunigte den
Transfer von über einhunderttausend Häftlingen vom Weimarer Hauptbahnhof ins Lager.
Die
Kosten für den Antransport
teilten sich SS und das Reichsverkehrsministerium. Hohe Ministerialbeamte, die für diese Beihilfe am Massenmord verantwortlich waren, wechselten nach 1945 in die Dienste des westdeutschen Bundesverkehrsministeriums. Trotz dieser Kontinuität behandelt die Bundesregierung die
Deportationsopfer und ihre Familien wie Bettler, denen sie "humanitäre Hilfe" zugesteht, aber ihren Rechtsanspruch leugnet. (Foto: Thüringisches Haupstaatsarchiv Weimar)
Offizöse Kulisse
Es gehört zu den verpflichtenden Ritualen der deutschen Regierungspolitik, die einschneidenden Daten der Nazi-Verbrechen mit Kranzniederlegungen und Betroffenheitsreden zu würdigen. Der 9. November ist ein solches Datum. Hinter der
offiziösen Kulisse aus
Trauerfloren und Streichquartetten kämpfen die Ministerien verbissen gegen die Einlösung der Schulden, die der deutsche Staat den Opfern nie zurückgezahlt hat - jener Schulden, die Forderungen aus Rechtsansprüchen sind, z.B. die Forderungen der Millionen Reichsbahn-Opfer. Es sind
Opfer, die in Auschwitz, Buchenwald oder Sobibór blieben und die Fahrten in den Tod erst mit ihrem konfiszierten Eigentum, dann mit ihrem Leben bezahlen mussten. Diese Schulden verweigert Berlin den Toten und den Lebenden.
Solange die Schulden nicht abgegolten sind, sind die Gläubiger nicht versöhnt
Nach langwierigen Rechtsauseinandersetzungen, deren Dauer Berlin nicht ungelegen ist, haben viele der Älteren aufgegeben oder sind verschieden. Nur selten treffen die Berliner Schuldner auf einen Gegenpart, der es mit der deutschen Härte
aufnimmt. Salo Muller aus den
Niederlanden ist ein solcher Gegenpart. Seine Forderungen an Berlin, an die Erben der Deutschen Reichsbahn, jenes Staatskonzerns aus Bandenkriminellen der SS und Ministerialbeamten im Reichsverkehrsministerium, sprechen eine deutliche Sprache.
Holocaust-Überlebender Salo Muller gegen Deutsche Bahn:
"Nur wer zahlt, meint es ernst!"
(Aus Spiegel-online, 03.11.2020, gekürzt)
Von Katja Iken und Claus Hecking
Im Hohlraum unter den Dielen wimmelt es vor Mäusen und Ratten. Regungslos liegt Salo
Muller 1944 in seinem eiskalten Versteck, unter dem Fußboden eines Bauernhofes nahe
Groningen. Immer wieder wird der Achtjährige dort unten eingesperrt und darf keinen Laut
von sich geben, während die Nagetiere seinen kleinen, kränklichen Körper zerbeißen. Unter
keinen Umständen darf er den deutschen Besatzern in die Hände fallen.
Denn Salo Muller ist Jude. Mehr als 70 Verwandte hat der Niederländer im Holocaust
verloren, seine Eltern wurden 1943 in Auschwitz ermordet. Zwei Stolpersteine auf dem
Gehweg vor seinem Elternhaus in der Amsterdamer Molenbeekstraat erinnern an Lena Blitz
und Louis Muller.
"Ich denke Tag und Nacht an sie, kann einfach nicht sorglos durchs Leben gehen. Das ist wie eingebacken in meinem Kopf", sagt der 84-Jährige im Videointerview und hält einen Moment inne. Noch heute kann Salo Muller Mäuse nicht leiden. Und Deutsche meidet er, macht keinen Urlaub in
Deutschland, kauft keine deutschen Autos, spricht kein Deutsch, pflegt keine deutschen Kontakte.
"Eher stehend sterben, als kniend vor den Nazis zu Grunde zu gehen."
Oktober 1943:
Der Aufstand von Sobibór
Deutsche Jugendliche, die mit dem Zug der Erinnerung nach Sobibór gekommen sind, gedenken der Deportierten ihrer Heimatstädte am 70. Jahrestag des Aufstands (2013).
Am 14. Oktober 1943 erhoben sich die Gefangenen des SS-Vernichtunglagers Sobibór und überwältigten die deutschen und ukrainischen Bewacher, um mit sämtlichen Mitteln der Notwehr ihren Weg durch die Stacheldrahtverhaue freizukämpfen. Aus den zum
Gastod bestimmten Opfern wurden Täter, die ihr Leben gegen das der Mörder stellten, statt auf den Knien vor ihnen zu sterben.
Im Oktober 2020 ehrt der Zug der Erinnerung das Beispiel eines Widerstands, der einen Ausweg aus der Hölle des deutschen Faschismus weist und den Mythos der Vergeblichkeit widerlegt.
Wir erinnern an Alexander Petschersky ("Sasha"), der den Aufstand leitete, und an Gertrude Poppert-Schönborn ("Luka"), die zum äußeren Kreis der Aufständischen gehörte.
Gertrude Schönborn wurde am 29. Juni 1914 in Dortmund geboren. Sie emigrierte mit ihrem Dortmunder Ehemann Walter Popppert in die Niederlande, um der antisemtischen Verfolgung zu entgehen. Beide lebten in Amsterdam (Utrechtschedwartsstraat 113), aber waren dort nicht sicher. Wie
viele andere Emigranten wurden sie nach dem deutschen Überfall auf die Niederlande von ihren deutschen Landsleuten verhaftet und nach Westerbork deportiert, eine Zwischenstation in den Tod. Ende Mai 1943 gehörte das Paar zu den Insassen von 48 Güterwaggons, die die
Deutsche
Reichsbahn aus den Niederlanden über Berlin in das besetzte Polen schleuste. Nach 72 Stunden erreichte der Schienentransport Sobibór. Der sofortigen Vergasung entgingen Gertrude Schönborn und ihr Mann, weil sie in das Kontingent der SS-"Arbeitsjuden" befohlen wurden.
In der Frauenbaracke, in der sich die Verschwörer des Aufstands heimlich trafen, lernte Gertrude Schönborn, damals 27 Jahre alt, den Organisator des Widerstands kennen: Alexander Petschersky, einen 34-jährigen Kriegsgefangenen der Roten Armee, dem ebenfalls die Vergasung
bevorstand, weil er Jude war. Petschersky nannte die Deutsche aus Dortmund Luka, Gertrude sprach Petschersky mit dem Namen an, den ihm seine Mitgefangenen gegeben hatten: Sasha.
Alexander Petschersky stand im Rang eines Ersten Leutnants, als er von Einheiten der NS-Heeresgruppe Mitte etwa 250 Kilometer vor Moskau gefangen genommen wurde. Über Zwischenstationen in deutschen Militärlagern bei Minsk kam er am 20. September 1943 mit 1500 Mitgefangenen in
einen Reichsbahntransport, der nach 500 Kilometern Schienenweg am 23. September Sobibór erreichte.
Am Tag nach der Ankunft notierte Alexander in seinem Tagebuch: "Wir sind im Lager Sobibór, wir stehen um 5 Uhr morgens auf, bekommen ein Liter warmes Wasser, aber kein Brot. Um 5 Uhr 30 ist Zählappell, um 6 Uhr marschieren wir in Dreierreihen zur Arbeit,
die russischen Juden vorn,
dann Polen, Tschechen und Niederländer."
Die Ankunft der russischen Kriegsgefangenen machte auf die übrigen Häftlinge großen Eindruck. Die meisten waren Zivilisten aus Westeuropa, die sich den militärisch gedrillten Deutschen und ihren bewaffneten ukrainischen Hilfstruppen hilflos ausgeliefert
fühlten. Aber jetzt waren
Mitgefangene im Lager, die in diesem Krieg gekämpft hatten und ebenfalls mit Waffen umzugehen wussten. Petschersky und seine russischen Kameraden "wurden von Männern und Frauen bestürmt, die uns klar machten, daß sie dieser Hölle entkommen wollten."
Er begab sich an dieArbeit, um einen Plan zu entwerfen, und holte bei den Mitgefangenen Informationen ein. Petschersky beschloss, eher stehend zu sterben, als kniend vor den Nazis zugrunde zu gehen.
Um die Besprechungen zu tarnen, fanden sie in der Frauenbaracke statt...
"Wir haben nicht das Recht aufzugeben"
Wer in Sobibór eher stehend sterben wollte, als auf dem Weg in das Gas vergeblich zu flehen, hatte keine Wahl. Sie oder er musste kämpfen. Zwar war erörtert worden, ob die Flucht durch einen Tunnel aussichtsreicher wäre als die Überwindung der Wachen und Minenfelder am helllichten
Tag, aber Petschersky verwarf das unterirdische Graben. Der Ausbruchsversuch, den er verfolgte, sah die Bewaffnung einiger Gefangener, die Täuschung der Deutschen und einen geordneten Abzug der Befreiten durch das Lagertor vor, dessen Öffnung von Häftlingen in SS-Uniformen
angeordnet
werden sollte. In dem militärischen Plan des Ersten Leutnants Petschersky durfte dabei auf das Leben der Wachen und ihrer ukrainischen Helfer keine Rücksicht genommen werden. Der Widerstand würde auf beiden Seiten Opfer kosten...
Sasha hatte sich am 14. Oktober 1943 um 16 Uhr mit Luka verabredet, um ihr den Ausbruch anzukündigen: "Die (SS-) Offiziere werden in Kürze tot sein, mach Dich auf die Flucht bereit." Er trug das in Handarbeit gefertigte Hemd, das ihm Luka am Vortag
geschenkt hatte. Die Frau
zitterte.
Sasha versuchte ihr Mut zuzusprechen: "Was wir tun ist der einzige Weg zu überleben; wir haben nicht das Recht aufzugeben. Wir müssen uns rächen."
Um 16 Uhr 30 wurde das Telefonkabel durchgeschnitten und zugleich die Stromzufuhr unterbrochen, die ein Aggregat geliefert hatte. Es schien alles nach Plan zu verlaufen, aber kaum waren die ersten SS-Männer ausgeschaltet worden, brachen sich die aufgestauten Gefühle einiger
Gefangener Bahn. In wahnsinniger Wut und Verzweiflung töteten sie mehrere ihrer Peiniger noch ehe das Signal zum Aufstand gegeben worden war...
Hunderte Häftlinge rannten auf die Stacheldrahtverhaue zu, in denen sich viele verfingen und von den ukrainischen Wachen erschossen wurden. Wer die Zäune überwinden konnte, hatte mehrere Minenfelder vor sich. Die Ersten wurden zerrissen, die Folgenden setzten ihre Füße auf die
Leichen, die ihnen Sicherheit boten und den Weg in die Freiheit wiesen.
Während immer noch im Lager gekämpft wurde, hatte die vorderste Gruppe hinter den Minen den Waldrand erreicht. In dem Durcheinander konnte Sasha Luka nicht ausmachen. Er schlug sich in Richtung Osten durch, zumeist bei Nacht, und fragte bei Begegnungen
mit anderen Befreiten nach
der
jungen Frau. Etwa 365 Häftlingen war die Flucht gelungen.
Internationale Teilnehmer der Ehrung am 70. Jahrestag des Aufstands im Wald von Sobibór.
Am achten Tag nach dem Ausbruch hatten Sasha und seine kleine Einheit den Fluss Bug bereits hinter sich gelassen und mehr als 200 Kilometer zurückgelegt. Zu fünft stießen sie in der Nähe von Lemberg (Lviv) auf eine Partisanengruppe, aber waren noch nicht in Sicherheit. Zwei Jahre
zuvor, im Sommer 1941, hatte die Terrororganisation OUN (Organisation Ukrainischer Nationalisten) im Gebiet um Lemberg ein antisemitisches Pogrom mit mehreren tausend Toten veranstaltet; anschließend war eine unbekannte Anzahl weiterer jüdischer Opfer von der Einsatzgruppe C der
SS
ermordet worden. Auf der Jagd nach ukrainischen Juden waren auch Spezialisten des Deutschen Auslandsinstituts (Stuttgart). Die Befreiten von Sobibór mussten mit Überfällen rechnen. Unter diesen Umständen Luka zu finden, war aussichtslos.
Alexander Petschersky und 46 andere Häftlinge erlebten das Kriegsende. Sasha suchte über mehrere Jahrzehnte nach Luka, doch Luka, die 27-jährige Gertrude Poppert-Schönborn aus Dortmund, war irgendwo zwischen den Stacheldrahtverhauen von Sobibór und den
ersten
Bäumen des schützenden Waldes zurückgeblieben...
Völlige Stille
Niederländische Reichsbahn-Opfer fordern moralische und materielle Restitution für die deutschen Massendeportationen auf dem Schienenweg in die Vernichtung
In einem anwaltlichen Schreiben an die Bundesregierung verlangt der niederländische Autor Salomon Muller, Deutschland habe Verantwortung für die Beihilfe seines Bahnunternehmens an den NS-Massenverbrechen zu übernehmen. Der Vorläufer der heutigen
Deutsche Bahn AG (Deutsche
Reichsbahn) hatte über 100.000 "Rassefremde", in der Mehrzahl holländische Juden sowie Sinti und Roma, auf dem Schienenweg in die Vernichtungslager verschleppt. Als Subunternehmer der Reichsbahn verpflichtete Berlin damals die holländischen Staatsbahnen, die ihre Mitverantwortung
2018 anerkannten und den Nachkommen der Opfer für deren Transport bis zur deutschen Grenze einen symbolischen Betrag in Höhe von 50 Millionen Euro zur Verfügung stellten. Ab Grenze übernahm der Vorläufer der heutigen Deutsche Bahn AG die Schleusung der Güterwagen über 2000
Schienenkilometer bis in die Todeslager im besetzten Polen.
Wie Muller beklagt, hat sich Berlin als Anstifter und Haupttäter bei den holländischen Opfern bis heute weder entschuldigt noch deren materielle Schäden je kompensiert. Ähnliches gilt für die Bahndeportierten aus dem übrigen Europa, deren Zahl auf etwa 3
Millionen geschätzt wird.
Ohne die strukturellen Verbrechenspotentiale des staatlichen deutschen Bahnunternehmens wären die NS-Massenmorde in diesem ungeheuren Umfang unmöglich gewesen.
Mullers juristischer Vorstoß aktualisiert das jahrelange Bemühen deutscher Bürgerinitiativen, die logistisch perfektionierten deutschen Systemverbrechen vor ihrem industriellen Hintergrund aufzuklären und der Opfer angemessen zu gedenken. Wir
veröffentlichen ein (leicht gekürztes)
Kapitel aus dem Buch "Der Zug der Erinnerung, die Deutsche Bahn und der Kampf gegen das Vergessen" über die Massenverschleppungen holländischer Kinder in das Vernichtungslager Sobibór.
Abtransport im deutschen Durchgangslager Westerbork (Niederlande) "nach
Osten". Die holländischen Opfer waren ahnungslos. Nach 72 Stunden Fahrt
in Viehwaggons lud die Deutsche Reichsbahn die Verschleppten in den
Vernichtungslagern ab und lieferte sie ihren Mördern aus. Foto:
Herinnerungscentrum Kamp Westerbork
Völlige Stille
Am 8. Juni 1943 verließ eine Lok mit 46 Waggons das in den besetzten Niederlanden gelegene Sammellager Westerbork. In den Güterwagen, die der jüdische Ordnungsdienst bei der Abfahrt zu verriegeln hatte, befanden sich 3017 Menschen. Bis zur deutschen Grenze, wo die Reichsbahn den
Zug übernahm, waren es nur 70 Kilometer. Als Ziel des Transports wies die Fahrplananordnung einen damals fast unbekannten Ort in Polen aus: Sobibór.
Den Vollzug seines Auftrags meldete der Lgerkommandant von Westerbork, der SS-Obersturmbannführer Albert Konrad Gemmeker, in einem Fernschreiben nach Berlin. Gemmekers Wachmannschaften hatten an diesem Dienstag eine besonders schwierige Aufgabe zu erledigen: die Zuladung von
Kindern, die manchmal nur wenige Monate alt waren.
Darin hatten die deutschen Wachmannschaften Erfahrung. Sämtliche Transportre, die seit mehreren Monaten nach Sobibór gingen, waren mit Kindern belegt. So fuhren im Deportationszug vom 30. März 202 Kinder nach Sobibór, am 18. Mai waren es 620 und am 25. Mai 1943 saßen 676
Minderjährige in den Waggons. Doch der Transport, den Gemmeker an diesem Dienstag nach Berlin gemeldet hatte, übertraf die Routine: In den 46 Güterwagen, die mit je einem Kübel Wasser und einem Behältnis für die Notdurft ausgestattet waren, drängten sich 1145 Kinder auf dem Weg
nach Sobibór.
Kinder aus Deutschland
Wie den überlieferten Transportlisten zu entnehmen ist, kamen zahlreiche dieser Kinder aus Deutschland, so Gisela Binder aus Leipzig, Carla Cohen aus Duisburg, Suse Cohn aus Hamburg, Ingrid Emmering aus Lübeck, Liselotte Grünewald aus Gelsenkirchen, Hanna Stiefel aus Fürth, Marga
Wertheim aus Essen und Ariel Wolff aus Köln. Sie gehörten zu den deutschen Flüchtlingen, die den antisemitischen Verfolgungen in ihren Heimatstädten entgangen waren und in den Niederlanden Aufnahme gefunden hatten. Aber seit dem 10. Mai 1940, dem Tag des Überfalls der deutschen
Truppen auf Holland, konnten sie ihres Lebens nicht mehr sicher sein. Bei überraschenden Razzien verhaftet, erging es ihnen ebenso wie den niederländischen Juden: Sie wurden interniert und auf dem Schienenweg "nach Osten" verschleppt.
Was sie dort erwartete, war Gegenstand von Spekulationen. "Wir Kinder kamen aus der Jugendbewegung, waren daran gewöhnt, in Zelten zu schlafen und ein karges Leben zu führen (...) Was konnte uns schon passieren?", erinnert sich Jules Schelvis, dessen Deportationszug dem
Kindertransport vorausgegangen war. "So redeten wir uns gegenseitig Mut zu."
Schleusung durch Berlin
Wie Schelvis berichtet, erreichte sein Gefangenentransport in der Nacht nach Abfahrt von Westerbork die Elbe. Die Waggons standen für längere Zeit auf einem Abstellgleis der Reichsbahn in Wittenberge. Nächste Station war Berlin-Spandau. "Wie so oft , wenn der Zug stillstand,
gingen auch jetzt wieder Eisenbahnarbeiter mit langen Hämmern an den Waggons entlang und schlugen gegen die Achsen und die Räder Sie widmeten sich mit großer Aufmerksamkeit dem Material (...) Um die (...) Juden kümmerten sie sich nicht. Einer der Arbeiter fragte neugierig, wer
wir wären und wo wir hinfahren würden. Auf seine letzte Frage mussten wir ihm die Antwort schuldig bleiben."
Diese Begegnung, über die Jules Schelvis berichtet, spielte sich in Berlin-Spandau eine Woche vor dem Kindertransport vom 8. Juni 1943 ab. Auch der Kindertransport wurde von der Reichsbahn durch Berlin geschleust.
Zu den Deportierten gehörte der 12-jährige Lothar Gold, der in der deutschen Hauptstadt geboren worden war. Ein Foto, das erst kurz vor der Deportation entstanden sein konnte, zeigt den hemdsärmligen Berliner Jungen in einem bescheidenen Wohnzimmer an der Seite seiner Mutter. Auch
sie befand sich in den Waggons. Die 46 Güterwagen wurden über den Berliner S-Bahn-Ring nach Osten geleitet und durchfuhren Stadtbezirke, in denen die Berliner Deportierten zu Hause gewesen waren: die 17-jährige Hella Rosen, die 16-jährige Violetta Fischel und ihre Schwester
Mignon. Mignons Geburtstag stand im Juli bevor.
Zu den in Westerbork deportierten Kindern und Jugendlichen gehörten auch Sinti und Roma. Das Foto zeigt Settela Steinbach bei der Abfahrt an der Schiebetür eines Viehwaggons. Salomon Muller fordert von der Bundesregierung moralische und materielle Verantwortung auch für sämtliche
nicht-jüdischen Opfer zu übernehmen. In den Leitmedien der Bundesrepublik (ARD, Der Spiegel) bleibt diese Forderung unerwähnt.
Nach 2000 Kilometern fortwährender Reise über Breslau und Lublin im besetzten Polen näherten sich die verriegelten Waggons endlich ihrem Ziel. Seit der Verladung in Westerbork waren 72 Stunden vergangen. Der Zug hielt auf einem einsamen Gleis, das in einer bewaldeten Ebene
auslief. Nur zwei Kilometer entfernt grenzte das Gebiet an den Fluss Bug. Vor den wenigen Holzhäusern, die durch die Ritzen der Wagen zu sehen waren, befanden sich kleine Gärten. Dieser beruhigende Eindruck erwies als täuschend, als Männer in blauen Overalls und mit Peitschen in
ihren Händen unter Gebrüll die Türen aufrissen. Sie prügelten auf die Verschleppten ein, um sie ins Freie zu treiben. Binnen Kurzem standen hunderte Deportierte auf einer Art Bahnsteig aus Sand und Erde: auf der Selektionsrampe von Sobibór.
Wer gehen konnte wurde im Laufschritt in das eigentliche Lager gejagt, wo die Verschreckten ihr Gepäck abzuwerfen hatten. Unversehens trennten die Wachen Männer und Frauen. Für weibliche Verschleppte, für Kinder und Behinderte stand eine Baracke am Rande eines Lorengleises bereit;
dort mussten die Deportierten zeitweise im Freien warten, ohne zu wissen, was mit ihnen geschehen würde. Die seit drei Tagen nur notdürftig versorgten Babys schrien, Mütter verloren das Bewusstsein.
Lager "3"
Jenseits des Gleises erstreckte sich ein Exerzierplatz von der Größe eines halben Fußballfeldes. Dort selektierte die SS die männlichen Verschleppten, offenbar nach Alter und Gesundheitszustand. Die kleinere Gruppe der Jungen und Kräftigen durfte den Platz im Eilschritt verlassen
und sah noch von Weitem, wie sich die Älteren und Schwachen ihrer Kleidung entledigen mussten. Diese größere Gruppe von bis zu 500 Menschen stand bald nackt zum Abmarsch bereit, der nach 300 Metern in einem beidseitig mit Stacheldraht gesicherten und von Tannenzweigen
durchflochtenen Schlauch in einen angrenzenden Lagerkomplex führte. Er wurde "Lager 3" genannt.
Wer diesen besonders bewachten Komplex erreichte, hatte nur noch kurze Zeit zu leben.
Jeweils 50 bis 60 Menschen wurden in einen engen Raum gedrängt, in dem nur schwer zu atmen war. "Die Türen wurden luftdicht verschlossen und sofort setzte der Vergasungsvorgang ein. Nach etwa 20 bis 30 Minuten trat in den Gaskammern völlige Stille ein; die Menschen waren vergast
und tot."
Etwa zeitgleich wurden die weiblichen Deportierten, die Kinder und die Behinderten von der Baracke an das Lorengleis geführt. "Ich sah, dass alle Menschen, Männer, Frauen und Kinder, insgesamt gut 1500, auf diese Loren geworfen wurden. Die (elektrischen) Loren wurden in Gang
gesetzt und fuhren in fliegender Fahrt hin und her. Auf den Loren saßen auch Ukrainer, die mit Peitschen auf den Transport eindroschen. Es war ein riesiges Gejammer und Geschrei. Dann wurde das Maschinengewehr draufgehalten."
Soweit wir wissen, kamen auch die Kinder des Transports vom 8. Juni 1943 in die Loren, die in ein nahe gelegenes Waldstück gefahren wurden. Unter Bewachung der ukrainischen Hilfsmannschaften, bei denen es sich um antisemitische Kollaborateure und ukrainische Nationalisten
handelte, hatten dort Lagerhäftlinge Gruben ausheben müssen.
In diesen Gruben endeten Gisela Binder aus Leipzig, Carla Cohen aus Duisburg, Suse Cohn aus Hamburg, Ingrid Emmering aus Lübeck, Liselotte Grünewald aus Gelsenkirchen, Hanna Stiefel aus Fürth, Marga Wertheim aus Essen und Ariel Wolff aus Köln.
Auch der 12-jährige Lothar Gold, die 17-jährige Hella Rosen und die Schwestern Fischel aus Berlin kehrten nicht zurück.
Um von den Sobibor-Opfern Abschied zu nehmen, rief der Zug der
Erinnerung 2013 zu Ausstellungen in zahlreichen deutschen Städten auf.
Zehntausende kamen auf die Bahnhöfe. Für den Aufenthalt des Zuges und
das Gedenken musste die Bürgerintiative an das Nachfolgeunternehmen der
Mörder (Deutsche Bahn AG) Gebühren zahlen.
Sonnige Tage im „Großraum Europa“
Aus dem Album eines Wehrmachtstouristen
Beim deutschen Vormarsch im „Großraum Europa“, der „vom Nordkap bis zur Insel Zypern (…) und über das Mittelmeer (bis) nach Afrika hinein“ reichen sollte, stießen deutsche Truppen im April 1941 nach Griechenland vor. Sie besetzten zuerst Thessaloniki, eroberten dann Athen und
hissten die deutsche Flagge auf der Akropolis. Wie überall auf den Stationen zur „europäischen Einheit“ hielten Wehrmachtssoldaten diese Auslandserlebnisse in Schnappschüssen fest und verfassten Bildkommentare. Der touristische Blick wirkt trivial. Aber Fotos wie Texte lassen
erahnen, welch erhebliche Arbeit den Wehrmachtssoldaten noch notwendig schien, um den Großkontinent in geordnete Bahnen seiner Führungsnation steuern zu können – gegen jeden Widerstand und um den Preis unbekannter Opfer, die in den Bilddokumenten nur beiläufig vorkommen.
Wir veröffentlichen Teile einer lapidaren Fotosammlung, die nach der Okkupation Griechenlands im April 1941 entstand, und nur eine von unzähligen aus der Erlebniswelt ganz normaler deutscher Soldaten im Auftrag der Berliner Hegemonialmacht ist: Fotos von ihren Erlebnissen
entstanden in
Frankreich, auch in Italien oder anderswo im „Großraum Europa“. Diese Sammlungen wurden entsorgt oder verschwanden in den Speichern und Kellern der Nachkriegszeit, als es opportun schien. Es war ein Glücksfall, wurden sie aus dem Staub ihrer Verstecke geholt, um im Bewusstsein
der Reaktivierung der „Europa“-Idee neu gelesen zu werden.
Die Bildkommentare entnehmen wir den Originalen, die uns von den Erben des Albums zur Verfügung gestellt wurden. Redaktionelle Texthinweise haben wir fett gesetzt.
Im Juli 1942 ordneten die deutschen Besatzer in Thessaloniki eine Massenregistrierung der jüdischen Einwohner an und ließen die Männer zwischen 18 und 45 Jahren auf dem zentralen Freiheitsplatz aufmarschieren. Die
Zwangsmaßnahme bereitete die späteren Massendeportationen auf
dem
Schienenweg in die deutschen Vernichtungslager vor. Die Wohnungen der Deportierten wurden anschließend geplündert und verwertbares Eigentum mit Schenker, dem europaweit tätigen staatlichen deutschen Transportunternehmen, ins „Reich“ verschoben. Handschriftlicher
Originaltext:
Judenregistrierung in Saloniki. 13.000 Juden wurden in Saloniki erfaßt und zu nützlichen Arbeiten herangezogen. Juli 1942
Originaltext: Hans Ullrich. Saloniki Mai 1943 Das Foto entstand zum Zeitpunkt der ersten drei Massentransporte von Thessaloniki nach Auschwitz und in benachbarte Lager. Den insgesamt neun Bahndeportationen fielen über 48.000 Menschen zum Opfer. Originaltext: Spaziergang durch Thessaloniki
Originaltext: Im Garten eines Bauernhauses in Adalanti, wo wir mit Blumen beschenkt wurden.
Originaltext rechts: Ramschwaren werden auf der Straße verhandelt. Athen
12.000 britische Soldaten aus sämtlichen Gebieten des Commonwealth gerieten während der
Wehrmachtbesatzung in deutsche Kriegsgefangenenschaft.
Originaltext unten: Gefangene Neuseeländer, darunter einige Juden. Griechenland, April 1941
Wir bitten unsere Leser mit Verbindungen nach Neuseeland dieses Foto zu verbreiten, um eventuelle Angehörige der Opfer zu informieren.
Bildrechte: info@zug-der-erinnerung.eu
08. Mai 1945
"Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als ein besiegter Feindstaat"
Vor 75 Jahren legten die USA den Kurs ihrer Nachkriegspolitik in den westlichen Besatzungszonen fest und formulierten "das Hauptziel der Alliierten": "Deutschland daran zu hindern, je wieder eine Bedrohung des Weltfriedens zu werden". Die "industrielle
Abrüstung und Entmilitarisierung Deutschlands mit langfristiger Kontrolle des deutschen Kriegspotentials" müssten durchgesetzt werden (Direktive JCS 1067).
Dieser klare Auftrag an den Oberbefehlshaber der US-Besatzungstruppen blieb nicht lange in Kraft. Bereits 1946 galt die Direktive als überholt oder wurde nur noch biegsam umgesetzt. Dabei litten auch andere alliierte Ziele: "die Durchführung des Reparations- und
Rückerstattungsprogramms, Nothilfe für die durch den Naziangriff verwüsteten Länder und die Betreuung und Rückführung der Kriegsgefangenen und Verschleppten der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen."
Rückkehr aus Mauthausen: Ein Treck aus dem KZ Mauthausen, dem größten deutschen Konzentrationslager auf dem Gebiet Österreichs (Foto: USIS).
Durch Deutschland irrten mehrere Millionen Überlebende aus den Konzentrations- und militärischen Zwangslagern – allein in den etwa 1000 "Stammlagern" (Stalag) waren über 5 Millionen sowjetische Soldaten festgehalten worden, die Gesamtzahl der nach dem 8. Mai 1945 Befreiten
aus
fast sämtlichen europäischen Staaten, darunter die KZ-Opfer, wird auf mindestens 7 Millionen geschätzt.
In Massentransporten hatte die "Deutsche Reichsbahn" Arbeitssklaven aus dem besetzten Europa ins "Reich" verschleppt - in die Kriegsbetriebe mit Gleisanschluss, in zerfallene Baracken oder auf unbedachte Brachen, in denen die Gefangenen in Erdhütten vegetieren mussten. Die
Namen
der Zielorte mit ihren Kleinstadtbahnhöfen und den seltsam zahlreichen Gleisanlagen blieben nach 1945 unbeachtet. Die Anwohner, die jahrelang das Entladen der Menschenmassen miterlebt und dem Abmarsch der Arbeitskolonnen hinter ihren Gardinen zugesehen hatten, schienen von
den
Menschheitsverbrechen unberührt zu sein.
Widerstand
Noch 2009 stieß der "Zug der Erinnerung" auf erbitterten Widerstand, als er
in
Eisenhüttenstadt (Brandenburg) der zivilen Opfer und der Gefangenen des "Stalag III B" gedenken
wollte. Etwa
80.000
Deportierte, darunter auch französische und amerikanische Soldaten, waren mit der
"Reichsbahn" in das Lager geschleust worden, das höchstens 10.000 Internierte fassen sollte. Auf das Gütergleis der "Reichsbahn" wurden in den letzten Kriegstagen etwa 150 jüdische Häftlinge zum Abtransport in das KZ Sachsenhausen getrieben und dort erschossen. Als Arbeitssklaven
für DEGUSSA und Borsig (Berlin) hatten sie bei Kriegsende ihr Leben verwirkt. Sämtliche Anträge des "Zug der Erinnerung", die Güterrampe durch die Landesregiereung Brandenburg unter Denkmalschutz zu stellen, blieben erfolglos. Der "Reichsbahn"-Nachfolger
DB AG erklärte sich für unzuständig.
Letzte Station: Kaufering
Wie in Eisenhüttenstadt besorgte die "Deutsche Reichsbahn" auch in Kaufering, einem Aussenlager des KZ Dachau, die Schleusung der Deportierten. Von den etwa 23.000
Gefangenen, vor allem
aus
Osteuropa, aber auch aus den Niederlanden, Italien und Österreich, starben 6.500 namentlich
bekannte jüdische Häftlinge. Ihre letzte Station waren die "Reichsbahn"-Anlagen in Kaufering. Daß der unauffällige Bahnhof über einen Gedenkort verfügt, ist der internationalen Vereinigung der Kaufering-Überlebenden und ihrem Sprecher Uri Hanoch sel. zu verdanken. Unter einer
einfachen Holzüberdachung mit Gleiszuführung steht ein Güterwaggon, der in Größe und Beschriftung die Massentransporte der "Reichsbahn"-Opfer in Erinnerung ruft.
Der nach starkem internationale Druck errichtete Gedenkort, auf dem der Zug der Erinnerung 2009 Station machte, ist eines der wenigen physischen Zeugnisse, das die "Reichsbahn"-Opfer neben einer öffentlich zugänglichen DB-Anlage ehrt –
abseits der
deutschen Großbahnhöfe ein
zerfallender Waggon für 3 Millionen Bahndeportierte, deren Überlebende niemals restituiert wurden.
Gemeinsame Erbschaft
Rechtspopulismus und Industriegewinnler
Fast täglich beklagen die maßgebenden deutschen Parlamentsparteien den sogenannten Rechtspopulismus - die rassistisch-völkische Renaissance. Sie rühmen ihre „Gedenkkultur“ und versuchen, sich von dem jahrzehntelangen Verdrängen und Vergessen
abzuheben. Was es mit der wirklichen deutschen „Gedenkkultur“ auf sich hat, zeigt der Fall des Industrieunternehmens Bahlsen (Hannover/Neu- Isenburg).
In der NS-Zeit zog Bahlsen seine Gewinne aus der Zwangsarbeit, die es den Besatzungsverbrechen im okkupierten Europa verdankte – dem materiellen Grundstock des industriellen Wiederaufstiegs der Bundesrepublik nach dem verlorenen Weltkrieg.
55 Jahre später, als das internationale Unbehagen wegen der deutschen Einheit nach Zeichen der Reue verlangte, zahlte Bahlsen Brosamen aus den Verbrechensgewinnen in eine Industriestiftung ein - um sich und andere Unternehmen vor möglichen
Klagen der Opfer zu retten. Half diese „Spende“ an die halbstaatliche Ablassbehörde EVZ („Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“) den Überlebenden?
Eine Recherche der ARD hat dafür keine Belege finden können. Im Gegenteil. Ehemalige Bahlsen-Zwangsarbeiter, heute krank und verarmt, scheinen in Osteuropa ein elendes Dasein zu führen.
In welchem wirklichen Ausmaß Bahlsen an den Menschheitsverbrechen direkt oder indirekt teilnahm, ist weiter unaufgeklärt. War Bahlsen in das Massaker an etwa 500 Einwohnern der polnischen Stadt Skawina involviert? Die Alten und Kranken
wurden von deutschen Polizeieinheiten im August 1942 erschossen. Wieviele von ihnen kamen aus dem Zwangsarbeitslager für Juden in Skawina? Wurden sie in einem Vorläuferunternehmen der heutigen Bahlsen-Fabrik „Krakuski“ in Skawina gequält,
bevor sie im Kugelhagel starben oder mit der Bahn in das nahe Vernichtungslager Belzec kamen?
Dass über diesen und anderen Fragen der Schleier einer „Gedenkkultur“ liegt, die den sogenannten Rechtspopulismus verurteilt, aber die rassistische Erbschaft der NS-Gewinnler schützt, lässt Bahlsen oder die Deutsche Bahn AG als Widerpart
der NS-Renaissance erscheinen – ein Missverständnis, das trennt, was zusammen gehört. Die Rechtspopulisten sind die ideellen, die Bahlsen und Co sind die materiellen Erben.
Bitte sehen Sie den ARD-Beitrag über Verdrängen und Vergessen am Beispiel der europaweit tätigen Bahlsen-Unternehmen (Hannover/Neu-Isenburg).
Pressemitteilung vom 15. Mai 2019
Mit Füßen getreten, verhöhnt und beschmutzt: das Leiden der Zwangsarbeiter
Anläßlich revisionistischer Äußerungen aus prominenten Kreisen der deutschen Wirtschaft über das Leiden sowjetischer und polnischer Zwangsarbeiter im NS-System erklärt der Zug der Erinnerung:
Von über 4 Millionen Staatsbürgern, die aus Osteuropa ins "Reich" verschleppt wurden, mussten Hunderttausende Zwangsarbeit in deutschen Industriebetrieben leisten. In Hannover, dem Standort der Unternehmensfamilie Bahlsen, waren 40 Prozent
aller Arbeitskräfte Häftlinge oder Zwangsarbeiter. Kaserniert in über 500 Lagern der Stadt, diente ihre Arbeit der Aufrechterhaltung des deutschen Krieges und der Steigerung privater Unternehmensgewinne. Die in die Nachkriegszeit hinübergeretten deutschen Industrievermögen, an
denen Blut und Schweiss der Zwangsarbeit klebt, sind das Fundament des Aufstiegs der Bundesrepublik Deutschland zur wohlhabendsten EU-Nation.
Foto links: Ganze Familienverbände deportierte das "Reich" an die Standorte deutscher Wirtschaftsunternehmen. Auch Kinder wurden bei der Zwangsarbeit eingesetzt.
Repro rechts: Zwangsarbeiter wurden öffentlich stigmatisiert ("Ost"). Sie durften den
Deportationsort nicht verlassen und wurden erkennungsdienstlich behandelt.
Bis heute weigert sich die deutsche Industrie, das Leid der Zwangsarbeiter zu restituieren. Sie hat Brosamen ihrer Gewinne in einen zweifelhaften Ausgleichsfonds gezahlt (Stiftung EVZ) – rechtsunverbindlich wegen angeblicher Verjährung und völlig unzureichend. Obwohl die
deutsche Industrie im Europa der EU Milliardengewinne erzielt, darunter in jenen Ländern, aus denen die Zwangsarbeiter verschleppt wurden, lässt sie die letzten Überlebenden der Zwangsarbeit leer ausgehen, in Polen ebenso wie in der ehemaligen Sowjetunion, in der
Tschechischen Republik oder in Italien.
Die unbedarften Äußerungen einer geschichtsvergessenen Unternehmenserbin werfen ein Schlaglicht auf das Selbstverständnis der neuen deutschen Industriegenerationen und auf die öffentliche Moral. Statt den Industriemillionären eine bessere Erziehung zu wünschen und über
würdeloses Auftreten deutscher Firmenvertreter zu klagen, führen wir Klage, dass die Würde der Opfer mit Füssen getreten, ihr Leiden verhöhnt und das oft ärmliche Leben der allerletzten Zeugen beschmutzt wird.
Zug der Erinnerung
15. Mai 2019
Der Vorstand
Pressekontakt: 0162-2187118
http://www.zug-der-erinnerung.eu/
Foto: Fahrkarten von
Thessaloniki nach Auschwitz (C: Staatliches Museum Auschwitz).
Die Deportation von über 58.000 griechischen Juden liess sich deutsche Bahn bezahlen und nahm Millionen ein. Die Jüdische Gemeinde von Thessaloniki und der "Zug der Erinnerung" fordern diese Gelder in einem Schreiben zurück:
einschließlich der seit 1943 aufgelaufenen Zinsen sind es
89 Millionen 455 Tausend und Zweihundertundachtzig Euro. Bitte zeichnen Sie den folgenden Appell an die Deutsche Bahn AG, deren Eigentümerin Deutschland ist.
Gemeinsam mit der Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung" und der Jüdischen Gemeinde von Thessaloniki fordere ich von der Deutschen Bahn AG und ihrer Eigentümerin, die verzinsten Fahrtkosten für die Massendeportationen aus Griechenland nach
Auschwitz und Treblinka in vollem Umfang, ohne Umwege und unverzüglich an die Jüdische Gemeinde von Thessaloniki zurückzuerstatten.
Foto: Deportation der Juden aus Ioannina per Lastwagen nach Larissa (25. März 1944) und von dort per Bahn
nach Auschwitz. (C: Bundesarchiv)
The citizens initiative "Train of Commemoration" and the Jewish Community of Thessaloniki have addressed a joint letter to the Deutsche Bahn AG. They are calling on the Deutsche Bahn
AG to reimburse fully, unconditionally and without delay, the travel fares for mass deportations to Auschwitz and Treblinka by the Nazi Reichsbahn to the Jewish Community of Thessaloniki.
Drei Massaker, zwei Gedenksteine, eine „Gedenktafel“ und 32 Grabsteine
Ein "Franzosenfriedhof" ohne Franzosen, teils nicht mehr lesbare Grabsteine ohne Geburts- und Sterbedaten und vermooste, verwitterte
und gebrochene Steine mit verharmlosenden Texten - so fand die Autorin den Mescheder Waldfriedhof vor, als sie sich im Herbst 2015 auf die Spurensuche begab.
In dieser Dokumentation erzählt Nadja Thelen-Khoder von ihren Erkundungen über dutzende Lager und Zwangsarbeitgeber und tausende sowjetische Zwangsarbeiter.
"Lange habe ich geglaubt, dass die Unterlagen vernichtet worden seien - durch den Krieg, durch Unachtsamkeit,
aus der Not oder willentlich von Menschen, die ein Interesse hatten. Aber je länger ich nach Namen suchte, desto
mehr Listen begegneten mir, Listen mit Namen über Namen ..."
Nadja Thelen-Khoder Der „Franzosenfriedhof“ in Meschede Drei Massaker, zwei Gedenksteine, eine „Gedenktafel“ und 32 Grabsteine. Dokumentation einer Spurensuche Norderstedt 2018 ISBN: 9-783752-969712
Kennzeichnung „OST“ für Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion
Weil die Züge ihn nie losließen Der
Holocaustüberlebende Salo Muller brachte
die niederländische Eisenbahngesellschaft
dazu, die Opfer von Deportationen zu
entschädigen. Nun visiert er die Deutsche Bahn
an. Ein unmögliches Unterfangen?
Porträt eines Mannes, der nicht aufgibt
german-foreign-policy.com vom 15. September 2017
"Eine
neue europäische Schuldenkonferenz" Über die polnischen Forderungen nach Entschädigung für NS-Massenverbrechen sprach german-foreign-policy.com mit Hans-Rüdiger Minow. Minow ist Vorstandssprecher des "Zug der Erinnerung" (ZdE). Im Auftrag
des ZdE beriet er polnische und osteuropäische Opferorganisationen, die 2010 in Warschau zusammentrafen, um ihre Sühneforderungen zu beziffern. Rekonstruiert wurden Einnahmen des Deutschen Reiches aus Massendeportationen mit der "Reichsbahn"
in die Zwangs- und Vernichtungslager, darunter in das Lager Auschwitz. Die Bahntransporte zugunsten der Berliner Staatskasse betrafen in Polen drei bis sechs Millionen Menschen. Schuldnerin dieser Einnahmen ist die Bundesrepublik Deutschland.
NGZ online vom 8. November 2016
Erinnerung an die jungen Opfer des Holocausts Nachdem im
Jahr 2001 der "Zug der Erinnerung" - eine rollende Ausstellung zu den im Holocaust ermordeten Kindern - in Grevenbroich Station machte, erforscht Ulrich Herlitz die Schicksale von jüdischen Kindern aus dem Stadtgebiet…Waren zu Beginn
seiner Arbeiten 110 Namen bekannt, hat er durch intensive Suche in Archiven oder Gesprächen mit überlebenden Familienangehörigen inzwischen 218 Grevenbroicher Opfer ausfindig gemacht.
konkret vom September 2016
Das Costa fast gar nix Das entschädigungspolitische Diktat der Deutschen gegen Griechenland - ein Exempel. Von Rolf Surmann Nach Berechnung des "Zugs der Erinnerung", einer Initiative, die sich
seit langem für die Kenntlichmachung der Schuld einsetzt, die Helfer und Zuarbeiter der Vernichtung wie die Reichsbahn auf sich geladen haben, und die Rückzahlung der aus den Verbrechen resultierenden Gewinne fordert, nahm die Vorläuferin
der Bundesbahn auf diese Weise 2,3 Millionen Reichsmark ein. Einen Zinssatz von 2,5 Prozent unterstellt, ergibt der Betrag eine aktuelle Rückzahlung von 89.455.280,- Euro. Im übrigen beteiligte sich auch das damalige Transportunternehmen
Schenker, als DB Schenker heute eine Tochterfirma der Deutschen Bahn, an den Plünderungen in Europa, also auch in Griechenland.
german-foreign-policy.com vom 27. Januar 2016
Arbeit
am Schlussstrich Begleitet von folgenlosen Trauerritualen am heutigen Auschwitz-Gedenktag verhärtet das offizielle Deutschland seine Opfer-Ignoranz. Sowohl im diplomatischen Verkehr mit mehreren EU-Staaten wie auch im innerdeutschen
Dialog mit Gedenkorganisationen kommt es deswegen zu vermehrten Spannungen. Während Athen auf Verhandlungen über die NS-Schulden besteht und sich politischer Gegenmaßnahmen der Berliner Behörden erwehren muss, beklagt Warschau deutsche
Interventionen in die Tätigkeit polnischer Verbände des Widerstands.
Exantas (deutsche Ausgabe) Dezember 2015
Eberhard Rondholz:
Alles vergessen, alles erledigt? Die DB AG behindert den „Zug der Erinnerung“ so gut sie kann, sie wird nicht gerne daran erinnert, welche Verantwortung sie als Rechtsnachfolgerin und „Erbin“ der DR trägt – ebenso wie beispielsweise
die französischen Staatsbahnen SNCF – mit dem Unterschied, dass Frankreich mittlerweile 56 Millionen Euro in einen Entschädigungsfonds eingezahlt hat. Nicht ganz freiwillig – die Franzosen waren von den USA dazu gezwungen worden, im
Zusammenhang mit einem französischen Eisenbahn-Investitionsprojekt. In Deutschland konnte man sich drücken bislang, weil der jüdischen Gemeinde von Thessaloniki niemand zu Hilfe kam.
Deutsche Welle (griechische Ausgabe) vom 31. Dezember 2015
Deutsche Bahn soll zahlen Die Initiative "Zug der Erinnerung" fordert zusammen mit der jüdischen Gemeinde in Thessaloniki, dass die
Deutsche Bahn das Geld für die Zugtickets zurückzahlt, dass die Reichsbahn
den ermordeten Juden aus Griechenland abgenommen hatte für ihre Deportation nach Auschwitz und Treblinka. Das Radiopolis-Thema zum Gedenken an die Reichsprogromnacht.
Aachener Nachrichten vom 19. Oktober 2015
Argumente trainieren gegen Rassismus und rechte Parolen Argumente gegen rassistische Sprüche
und rechte Parolen: Wie man Fremdenfeindlichkeit und Hetze entgegentritt, kann man am kommenden Samstag bei der 7. Regionalkonferenz „Aktiv gegen Rechts“ trainieren.
taz.de vom 06. Oktober 2015
Eine
unbequeme Forderung Die jüdische Gemeinde Thessaloniki will Entschädigung für 1943 von der Reichsbahn deportierte Mitglieder. Bahn und Bundesregierung mauern.
Der
Not gehorchend Jüdische Gemeinden machen Forderungen geltend Gemeinsam mit der Initiative »Zug der Erinnerung« hat sich die Jüdische Gemeinde Thessaloniki nun an die Deutsche Bahn AG gewandt, sie möge den Betrag zurückzahlen.
Berechnet wurde unter Berücksichtigung des Zinssatzes eine Summe von 89 Millionen Euro. »Kopien der Bahnfahrkarten stehen zur Verfügung«, heißt es in dem Schreiben an die Bahn.
german-foreign-policy vom 29. April 2015
The Schenker Papers
II Zweiter Teil der Dokumentation über "Schenker", das kriminelle Logistikunternehmen, dessen heutiger Nachfolger DB Schenker ist - und damit der Deutsche Bahn-Konzern. Die Milliardenschulden aus Mord-, Raub- und Plünderungsaktionen
von "Schenker", hat der DB-Konzern den Opfern nie erstattet.
german-foreign-policy vom 28. April 2015
The Schenker Papers Der größte deutsche Staatskonzern (Deutsche Bahn) beschweigt das Erbe seines Logistikunternehmens DB Schenker
und lässt die internationalen Geschäftspartner über Milliardenschulden aus Plünderungen von "Schenker" in der NS-Zeit im Unklaren. Dies geht aus einer Expertise hervor, die der Deutschen Bahn eine systematische Verschleierung ihrer
von "Schenker" hinterlassenen finanziellen Verpflichtungen vorwirft. Demnach hat "Schenker" europaweit an "Entjudungen", Raub-, Mord- und Deportationsmaßnahmen teilgenommen, unter anderem in Griechenland und in Frankreich. Die daraus
erzielten Einnahmen wanderten in die Kassen des deutschen Staates und wurden nie zurückgezahlt.
Dringender Appell In einem gemeinsamen Schreiben an die Deutsche Bahn AG fordern die Jüdische Gemeinde von Thessaloniki und der
"Zug der Erinnerung" die Rückzahlung der in Griechenland erpressten Einnahmen aus den antisemitischen "Reichsbahn"-Deportationen. Das Geld wanderte in die Kassen des deutschen Finanzministeriums und wurde nie zurückgezahlt. Die Jüdische
Gemeinde von Thessaloniki und der "Zug der Erinnerung" beziffern den geschuldeten Betrag einschließlich der seit 72 Jahren aufgelaufenen Zinsen auf über 89 Millionen Euro.
Neue Zürcher Zeitung vom 12. April 2015
Eigene
Deportation bezahlt Die deutschen Besatzer verlangten 1943 von der jüdischen Gemeinde der griechischen Stadt Thessaloniki 3 Milliarden Drachmen, um ihre Zwangsarbeiter «freizukaufen». Weil sie die Summe nicht zusammenbekam, trat die
Gemeinde sogar einenFriedhof ab, obwohl nach jüdischem Glauben die dauerhafte Totenruhe unantastbar ist. Doch retten konnte sie auch das nicht. Zwei Monate später mussten die fast 50 000 Juden sogar die eigene Deportation selbst bezahlen.
Bis heute hat Deutschland der nur noch 2000 Mitglieder zählenden Gemeinde dieses Geld, etwa 20 bis 40 Millionen Euro, nicht zurückerstattet. «Dass Deutschland diese kleine Summe nicht in aller Stille beglichen hat, ist schändlich»,
sagt der deutsche Griechenland-Experte und Buchautor Eberhard Rondholz.
Beschämende
Weigerung »Zug der Erinnerung« fordert Begleichung deutscher Schulden gegenüber Griechenland.
Blutgeld I
In einem TV-Beitrag der ARD (Sendung am 20.10.2014) über "Das Erbe der Bahn" antwortete der Pressesprecher das staatseigenen Konzerns auf die Frage nach dem Verbleib der Reichsbahn-Einkünfte aus den Massentransporten in den Tod:
"Es gibt keine Hinweise, dass tatsächlich auch Geld geflossen ist."
Die Kontenblätter seien leider verbrannt, Akten nicht aufzufinden.
Für die Rechnungsdokumente, die seit Jahrzehnten vorliegen und auf dreistellige Millioneneinnahmen schließen lassen, hat die DB AG eine Erklärung: Rechnungen seien nur der Form halber ausgestellt worden, Geldbeträge bei der Reichsbahn
nie eingegangen.
Damit, so möchte die DB AG glauben machen, sei ihr Vorgängerunternehmen finanziell entlastet. Aber nicht nur die Reichsbahn ist weißgewaschen– auch ihre Erbin, die Bundesrepublik Deutschland, kann das seit 1945 verzinste Blutgeld für
verschollen erklären.
Blutgeld II
In der ARD-Sendung vom 20.10.2014 wartete der staatseigene DB-Konzern mit einer weiteren Version über die Schuldengelder auf, die den Überlebenden vorenthalten werden. Es handelt sich um einen Betrag in zweistelliger Milliardenhöhe.
Diese Gelder mit "Entschädigungen" zu kompensieren, werde nicht gelingen, heißt es beim Schuldner, der seine Kassen verschlossen hält und den Opfern anteilnehmend hinterruft:
"Egal in welcher Höhe man hier finanzielle Entschädigungen zahlt, es wird immer Kritik geben (...) Das
Unrecht war so groß, war so monströs, dass es mit Geld nicht wieder gutzumachen ist. (...) Wir können das
Unrecht, das geschehen ist, mit Geld nicht wieder gut machen, auch nicht wenn wir zehn Mal so viel Geld
einzahlen würden."
Dazu heißt es in dem Buch "Zug der Erinnerung":
Mit moralischen Kriterien sind diese Äusserungen nicht mehr zu fassen. Der Konzern hält sich den Umfang der Morde zugute – es waren einfach zu viele. Weil die Schulden in die Milliarden gehen und sowieso nicht zu tilgen seien, habe
ein Betrag, den die DB AG selbst festgesetzt hat, den Opfern zu genügen.
"Wer dieser Logik folgt, landet in der Barbarei: Möglichst viele Menschen zu töten ersparte demnach den Schuldenabtrag."
"Da
war Deutschland nicht dabei" Wenn es um das Gedenken an das ehemalige Vernichtungslager Sobibór und den Häftlingsaufstand von 1943 geht, zeigt sich der Erinnerungs- und Aufarbeitungsweltmeister Deutschland nicht allzu engagiert.
ARD tagesschau vom 15. Oktober 2013
Gedenken
an Aufstand im Vernichtungslager Sobibor Vor 70 Jahren wagten Insassen des deutschen Vernichtungslagers Sobibor den Aufstand gegen die SS-Wachmannschaften. Mehr als 300 von ihnen gelang die Flucht; nach der Niederschlagung der
Revolte machten die Nazis das Lager in Ostpolen dem Erdboden gleich. Heute erinnerten Überlebende zusammen mit Jugendlichen aus Israel und Polen an die Sobibor-Häftlinge.
"Wir wollten wie Menschen sterben" Mit Äxten und Messern
gegen die NS-Tötungsfabrik: Vor 70 Jahren kam es im Vernichtungslager Sobibor zum größten Aufstand in einem KZ. Die Verschwörer lockten die SS-Männer in den Hinterhalt, dann stürmten sie das Lagertor. Hunderte entkamen - und wurden
Opfer einer gnadenlosen Hetzjagd.
german-foreign-policy vom 02. Oktober 2013
Revisionistische
Lügen Das deutsche Außenministerium (AA) leugnet die Ermordung von über 10.000 deutschen Juden in dem früheren NS-Vernichtungslager Sobibór, um sich Geld für die Errichtung einer internationalen Gedenkstätte zu sparen.
Freie Radios vom 05. September 2013
Kein Gedenken - Die
Bundesstiftung "Erinnerung Verantwortung Zukunft" streicht dem "Zug der Erinnerung" die Gelder Der Zug der Erinnerung will im Oktober mit Jugendlichen zum ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Sobibór fahren. Auf der
Fahrt soll an die mehr als 200.000 ermordeten jüdischen Menschen erinnert werden, die in Sobobór oder auf dem Weg dorthin gestorben sind. Anlass ist der Jahrestag des Aufstands in Sobibór, bei dem sich 600 Häftlinge gegen die SS zur
Wehr setzten.
german-foreign-policy vom 04. September 2013
Politischer
Steuerungsauftrag Wenige Wochen vor den internationalen Gedenk-Feierlichkeiten im ehemaligen deutschen NS-Vernichtungslager Sobibór sperrt die Bundesstiftung EVZ ("Erinnerung, Verantwortung, Zukunft") öffentliche Mittel für die
Ehrung der KZ-Opfer durch deutsche Jugendliche. Sie hatten des Gefangenenaufstandes vor 70 Jahren gedenken und mit dem "Zug der Erinnerung" am 14. Oktober nach Sobibór fahren wollen.
Ruhr-Nachrichten vom 24. Mai 2013
Zug
der Erinnerung hält wieder in Dortmund Mit einer überarbeiteten Ausstellung macht der zug der Erinnerung vom 10.12. Juni wieder in Dortmund auf dem Hauptbahnhof Station. Im Mittelpüunkt stehen die Deportationen aus dem niederländischen
Westerbork in die Vernichtungslager. Zahlreiche Familien aus Nordrhein-Westfalen waren davon betroffen.
Märkische Allgemeine vom 23.05.2013
Zug erinnert an die Transporte ins KZ WITTENBERGE - Der
„Zug der Erinnerungen“ wird am 31. Mai auf dem Wittenberger Personennbahnhof gezeigt. Darüber informiert der gleichnamige Verein. Anlass ist der Abschied von mehreren tausend Kindern und Jugendlichen, die von der Deutschen Reichsbahn,
dem Vorgänger der heutigen Deutschen Bahn AG, in das Vernichtungslager Sobibor im besetzten Polen transportiert wurden.
Jungle World vom 09. Mai 2013
Gedenken
auf dem Abstellgleis Die Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung" will im Mai und Juni der Ermordeten des Lagers Sobibór gedenken. Über die Förderung des Projekts wird gestritten.
german-foreign-policy vom 09. Mai 2013
Systemtäter Durch Einzahlungen in den Fonds der Stiftung (EVZ) können sich frühere NS-Unternehmen und deren
Erben "Rechtsfrieden" verschaffen - so wie die DB AG. Die gesetzliche Regelung, die von sämtlichen Parteien des Bundestags bestätigt wurde, hebelt das Verjährungsverbot aus und stellt überlebende Opfer rechtlos, wenn sie gegen EVZ-Spender
klagen wollen. Auch der "Zug der Erinnerung" hat gegen die EVZ-Praktiken und ihren Koopertationspartner DB AG keine Chance: Einen Antrag auf Förderung des Sobibór-Gedenkens im Mai und Juni hat der EVZ-Vorstand abgelehnt. Um die Ehrung
der Opfer auf dem deutschen Schienennetz dennoch zu ermöglichen, ruft die Bürgerinitiative 68 Jahre nach der Befreiung zu Spenden auf.
junge Welt vom 08. Mai 2013
»Zug der
Erinnerung« Die Initiative »Zug der Erinnerung« veröffentlichte am Montag unter dem Titel »Sobibór-Gedenken trotz DB-Forderungen« folgende Mitteilung:
junge Welt vom 27. April 2013
»Das will
heißen: Geh nach Hause« Gericht lehnt Prozeßkostenhilfe für KZ-Überlebenden ab, der Schmerzensgeld von der Bahn einklagen will. Gespräch mit Hans-Rüdiger Minow
"Erinnerungspolitik" Spannungen zwischen der Bundesregierung und mehreren Opferstaaten überschatten das Gedenken
an die Massendeportationen und Mordverbrechen der "Aktion Reinhardt" vor siebzig Jahren. In deren Rahmen wurden 1942 und 1943 rund zwei Millionen Gefangene aus West- und Osteuropa in den Vernichtungslagern Treblinka, Chelmno, Majdanek,
Belzec und Sobibór umgebracht.
junge Welt vom 20. März 2013
Des
Aufenthalters Sohn Als Bahnchef legte (Hartmut Mehdorn) nicht nur einen Hauptbahnhof hin, in dem der einzelne Mensch zum Streichholz herabgewürdigt wird, sondern lieferte sich Ende des vorigen Jahrzehnts auch regelrechte Abwehrschlachten
mit den Initiatoren des »Zuges der Erinnerung«, der demonstrativ auf den Strecken der Bahn fuhr, die seinerzeit für die Deportation Hunderttausender Kinder und Jugendlicher benutzt worden sind – zum Gedenken an die Opfer des Mordes
an Juden, Roma und Sinti. Der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Michael Szentei-Heise, hat diese Abwehr quasi tiefenpsychologisch gedeutet: »Wenn Herr Mehdorn im Dritten Reich in derselben Position gewesen wäre wie
heute, hätte er mit großer Überzeugung Deportationen angeordnet.«
Rheinische Post vom 02. März 2013
Vergast und Vergessen Im September 1942 starb der damals
zwölfjährige Erich in Kulmhof (Polen). Der jüdische Junge wurde in Kaldenkirchen geboren, lebte viele Jahre in Süchteln. Lehrerin Julietta Breuer kämpft dafür, dass das Kind nicht vergessen wird...Das alles begann, als im März 2011
der ,Zug der Erinnerung' am Bahnhof in Viersen haltmachte.
WAZ vom 20. Februar 2013
BVB-Fans gedenken Nazi-Opfer Julius Hirsch Am 3. März findet am Dortmunder Südbahnhof eine Gedenkveranstaltung für Julius Hirsch statt. Hirsch war Fußballer. 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert. Sein letztes Lebenszeichen kam aus Dortmund.
Thüringische Landeszeitung vom 20. Februar 2013
Download 1 Download 2 Mit einer
neuen Wanderausstellung will die Initiative "Zug der Erinneurng" von diesem Herbst an "Geraubte Kinder - vergessene Opfer" der deutschen Zwangsgermanisierung ins Blickfeld rücken. Das Projekt leitet der Freiburger Christoph Schwarz.
WDR vom 15. Februar 2013
Der Zug der Erinnerung und seine schwierige Fahrt Im Sommer 2007 gründete eine
Handvoll Bürger den Verein "Zug der Erinnerung". Sie hatten die Idee, einen kleinen Zug, bestehend aus zwei Ausstellungswagen und einer wechselnden Zahl von Begleitwagen, auf das deutsche Schienennetz
zu setzen und Erinnerungsarbeit zu leisten. Die Bürgerinitiative will an die Deportation von Juden, Sinti und Roma, darunter 100 000 Kinder aus Deutschland und dem übrigen Europa, in die Vernichtungslager erinnern - und an die Rolle,
die die Deutsche Reichsbahn dabei spielte. Seither rollt der Zug, hat viele Besucher - aber die Initiative kämpft ständig mit der Bahn, weil die Kosten für die Benutzung hoch sind.
Bündnis 90/Die Grünen vom 30. Januar 2013
Erklärung
von Bündnis 90/Die Grünen Zum 80. Jahrestag des Machtantritts von Adolf Hitler und der Nationalsozialisten in Deutschland erklären Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin: "Zivilgesellschaftliche Projekte wie die 'Stolpersteine'
oder der 'Zug der Erinnerung', die im Sinne einer Erinnerungskultur von unten zur Spurensuche im eigenen Umfeld anhalten, (sind) wichtig und müssen unterstützt werden."
german-foreign-policy vom 07. Januar 2013
"Rechtsfrieden"
wankt Nach Einreichung einer Klage gegen die Deutsche Bahn AG (DB AG) und gegen die Deutsche Lufthansa wegen NS-Verbrechen ihrer Unternehmensvorläufer kündigen mehrere tausend Überlebende weitere Prozesse an. Sie waren als Kinder
oder Jugendliche verhaftet und mit der NS-"Reichsbahn" deportiert worden, um in deutschen Kriegsbetrieben Sklavenarbeit zu verrichten; andere wurden in Vernichtungsstätten transportiert, aber konnten den Massenmorden entgehen. Zu den
Deportationsgewinnlern gehörte unter anderem die NS-"Lufthansa".
Tagesspiegel vom 29. Oktober 2012
Linke wirft der Bahn AG Lüge vor Die Linken-Abgeordnete Ulla
Jelpke glaubt, dass die Bahn der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ Geld vorenthält. Es geht um 30.000 Euro - Einnahmen aus Trassenentgelten, die eigentlich vollständig gespendet werden sollten.
SAT.1 vom 16. Oktober 2012
Eine besonders bewegende Ausstellung ist derzeit in der Südpfalz zu sehen: der "Zug der Erinnerung". Es ist tatsächlich
ein Zug, in dem Ausstellung stattfindet, als Symbol für die Bahntransporte, mit denen
in der NS-Zeit Hunderttausende von Menschen zwangsdeportiert worden sind.
"Zug der Erinnerung" in Fahrt Für die jetzige Pfalzreise
haben sich allerorten Menschen organisiert und engagiert, vorneweg viele Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrern. Es war das Hannah-Arendt-Gymnasium in Haßloch, das den eigentlichen Startschuss gegeben hatte.
Die Rheinpfalz vom 11. Juli 2012
Anhalten und
erinnern Anhalten und erinnern Dem "Zug der Erinnerung" im Oktober einen Halt am Neustadter Bahnhof zu ermöglichen, ist ihr bislang größtes Projekt. Und es ist ehrgeizig.
junge Welt vom 02. Mai 2012
Bahn unter
Zugzwang »Zug der Erinnerung« liegt still, weil die Organisatoren der Ausstellung Bahn-Rechnungen nicht bezahlen können. DB-Vorstand kündigt nach Linken-Vorstoß Spende an
Jüdische Allgemeine vom 30. April 2012
Endstation Die Initiative »Zug der Erinnerung« steht offenbar vor dem Aus
"Zug der Erinnerung" bald für immer auf dem Abstellgleis? Dem Projekt "Zug der
Erinnerung", das an die NS-Deportationen mit der "Reichsbahn" erinnert, droht das Aus. Die Deutsche Bahn weigert sich, dem Verein die Gebühren für die Nutzung von Bahnhöfen und Trassen zu erlassen. Die Bahn erklärt
dazu, sie werde alle Einnahmen, die durch das Projekt zusammenkämen, an die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" spenden.
Kölner Stadt-Anzeiger vom 28. November 2011
Auf
dem rechten Auge blind Als der "Zug der Erinnerung" im Frühjahr durch die Eifel fuhr, entstand die Idee zur Gründung eines Bündnisses gegen Rechtsextremismus und Gewalt. Die aktuellen Ereignisse und der große Zuspruch bei der jetzt erfolgten
Gründungsversammlung zeigen, daß diese Entscheidung richtig war.
ARD vom 23. November 2011
Mahnendes
Gedenken - der "Zug der Erinnerung" Die Beteiligung an Deportationen während des Nationalsozialismus ist das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Deutschen Reichsbahn. Der "Zug der Erinnerung" informiert darüber.
Westdeutscher Rundfunk, 05. Oktober 2011
Redezeit
(WDR 5): Der "Zug der Erinnerung", seine Ehrung für Julius Hirsch, seine Geschichte, die Auseinandersetzung mit der Deutschen Bahn AG und die deutsche "Gedenkkultur".
Die Welt, 24. Mai 2011
NS-Opfer wollen Deutsche Bahn in den USA verklagen Die Bahn
soll Einnahmen der Reichsbahn aus Deportationen in NS-Konzentrationslagern zurückerstatten. NS-Opfer verklagen das Unternehmen auf zwei Milliarden Euro.
Anwalt
will Entschädigung für osteuropäische Opferverbände Der Duisburger Anwalt Heinz Josef Sehr sprach in Kiew mit unserer Zeitung und fordert für die osteuropäischen Opferverbände aus "verbrecherischem Tun" stammendes Kapital als Entschädigung.
WDR Mediathek, 24. März 2011
Bericht aus Heinsberg Es ist ein dunkeles Kapitel unserer Vergangenheit. Ein Kapitel, das
nicht vergessen werden darf. Und genau darum geht es beim "Zug der Erinnerungen". Bericht
ansehen
WDR Mediathek, 10. März 2011
Ärger
um "Zug der Erinnerung" Zur Zeit stehen die Waggons am Bahnhof in Mönchengladbach. Die Ausstellung informiert über die Verschleppung von unzähligen Menschen in die NS-Konzentrationslager. Da die Bahn hohe Gebühren für die Nutzung der
Schienen verlangt, ist die Ausstellung auf Spenden angewiesen. Bericht
ansehen
Kulturzeit, 2. März 2011
Müde
Geste - Die Bahn und die NS-Opfer in Osteuropa Fünf Millionen Euro hat die Deutsche Bahn AG im Dezember 2010 NS-Opfern in mehreren Staaten Osteuropas, vor allem in Polen, als Entschädigung zugesagt. Ist damit alles gut? In Polen scheint
man sich nun mit der Geste der Bahn AG zufrieden zu geben. Mehrere Organisationen in Russland, Weißrussland und in der Ukraine hingegen haben die fünf Millionen Euro als beleidigend und unannehmbar zurückgewiesen.
Deutschlandfunk vom 9. Dezember 2010
5
Millionen Euro - Spende der Bahn für NS-Opfer "Signifikanter Beitrag" nennt der Vorstand der Bundesstiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" die sogenannte Spende der Deutschen Bahn. Als "absurd, beschämend und beleidigend" lehnen
NS-Opfer in Osteuropa das Almosen ab. Bericht anhören
ZDF vom 8. Dezember 2010
Fröhliche
Geburtstagsfeier "Ein dunkles Kapitel, aber wir blicken nach vorne", sagt Bahnchef Grube über die Reichsbahn-Beihilfe zum Massenmord und die Verantwortung seines Nachfolgeunternehmens. Beitrag ansehen
Deutschlandfunk vom 7. Dezember 2010
Die
langen Schatten der Vergangenheit Opferverbände fordern Entschädigung von der Deutschen Bahn Die Deutsche Bahn feiert in diesem Jahr das 175. Jubiläum. Damit bekennt sie sich auch zur Geschichte der Reichsbahn, die während des
Zweiten Weltkrieges Millionen Gefangene transportierte. Bericht anhören
RBB vom 6. Dezember 2010
Ich trage noch
alles in mir Die Überlebende der "Reichsbahn"-Deportationen Sarah B. (Mitglied der "Child Survivors Deutschland" e.V.) und die Party der Deutschen Bahn AG am 07. Dezember in Nürnberg: Eine Gegenüberstellung. Beitrag ansehen
Nürnberger Zeitung vom 6. Dezember 2010
500 Menschen protestierten gegen die Bahn "Sie hat verdient
am Nazi-Wahn. Statt feiern soll sie zahl'n die Bahn!" Mit Transparenten wie diesem zogen am Samstag nach Polizeiangaben 500 Menschen durch die Innenstadt vor das DB-Museum.