BERLIN/ REHBRÜCKE - Das neue Gedenkstättenkonzept der Bundesregierung stößt auf Kritik. Weil zivilgesellschaftliche Projekte auch im kommenden Jahr nicht gefördert werden, hält die Abgeordnete Katrin Göring-Eckardt (Grüne) die Vorlage des Kulturstaatsministers für ungenügend. Zwar habe der Minister (Bernd Neumann, CDU) das Gesamtbudget, das für Gedenkstätten und ähnliche Einrichtungen vorgesehen ist, um ein Drittel erhöht, aber lasse nicht-staatliche Initiativen unberücksichtigt. "Projekte wie 'Stolpersteine' und 'Zug der Erinnerung' kommen in dem Konzept nicht vor, sind aber für die Erinnerungskultur unabdingbar wichtig", sagte Frau Göring-Eckardt in einem Interview mit dem Berliner Bundestagsblatt "Parlament" (30.6.2008). Auch die kulturpolitische Sprecherin der Partei Die Linke, Frau Luc Jochimsen, findet die "Balance zwischen Staat und Zivilgesellschaft" in dem Konzept "nicht wieder". Demgegenüber lobte Wolfgang Thierse, Bundestagsvizepräsident und SPD-Abgeordneter, den Kulturstaatsminister und wies die Kritiker ab. "Wie soll denn der Staat der Zivilgesellschaft ein Gedenkkonzept vorschreiben?", so Thierse laut "Parlament".
Aber nicht staatliche Vorschriften, sondern die Verteilung öffentlicher Gelder stehen in Frage. So muß der Trägerverein, der den "Zug der Erinnerung" auf die Schienen gesetzt hat, für seine Aktivitäten über 70 Tausend Euro an die Bahn AG und damit mittelbar an die Bundeskasse zahlen - Eigentümer des Bahnunternehmens ist der deutsche Staat, abgerechnet wird mit dem Finanzministerium. Dort freut sich Minister Steinbrück (SPD) über die steigenden Überschüsse - 70 Tausend Euro vom "Zug der Erinnerung" inklusive.
Welchen Zuspruch das Gedenken und die Auseinandersetzung mit Rassismus und Rechtsextremismus finden können, wenn sie von der gesellschaftlichen Basis ausgehen, beweisen nicht nur die hohen Besucherzahlen im "Zug der Erinnerung". Breitenwirkung (240 Tausend Besucher) und Langzeitfolgen ergänzen sich. So trug die Ausstellung im "Zug der Erinnerung" dazu bei, das Schicksal der deportierten Alice Bloch zu erhellen, berichtet jetzt die "Märkische Allgemeine". Am 3. Juli wird der in Auschwitz Ermordeten gedacht.