BERLIN/FRANKFURT A.M. - In Berlin hat die Ausstellungsplanung für den "Zug der Erinnerung" begonnen. Damit tritt das bundesweite Projekt in eine neue, praktische Phase. Mehrere Waggons, die eine Dampflok ziehen wird, müssen umgebaut und für die Ausstattung mit Foto- und Text-Exponaten vorbereitet werden. In den Vierachsern mit einer Länge von je 24 Metern folgen den Ausstellungsbereichen zwei Arbeits- und Gruppenräume, die für die örtliche Spurensuche nach deportierten Kindern und Jugendlichen geeignet sind. Hier soll auch eine Handbibliothek installiert werden. Im Mittelpunkt der Ausstellungsplanung stehen Biografien der Deportierten, über deren Lebenswege in Deutschland, in den vormals okkupierten Staaten Europas und auf den Schienen in die Lager beispielhafte Dokumente zu sehen sein werden.
Für die Ausstellungsplaner, die in Museumsprojekten langjährige Erfahrung haben, stellt der "Zug der Erinnerung" eine erhebliche Herausforderung dar: Statt mit den üblichen Raummaßen müssen sie mit begrenzten Flächenvorgaben in den bereitgestellten Waggons umgehen. Es handelt sich um ehemalige Post- und Reisewagen der Deutschen Bundesbahn. Die Ausstellungstafeln sind teilweise in Zugabteilen anzuordnen, die begehbaren Kabinetten gleichen und eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit den Lebensgeschichten der dort in Erinnerung gerufenen Kinder und Jugendlichen ermöglichen sollen. Teil der Planungen ist der Einsatz audiovisueller Medien, deren Herstellung eine eigene Arbeitsgruppe betreut. Den Ausstellungsmachern kommt es darauf an, jeden Anklang an eine Reinszenierung des Deportationsgeschehens zu vermeiden und den Zug als Bestandteil der gegenwärtigen Auseinandersetzung mit Rassismus und Antisemitismus bundesweit in die Bahnhöfe zu bringen.
Die Zeitvorgaben der Ausstellungsplaner sehen vor, sämtliche Exponate bis Mitte Oktober bereitzustellen, so daß anschliessend der Einbau in die Waggons stattfinden kann. Ende Oktober muss der "Zug der Erinnerung" fahrbereit sein. Die erste Strecke wird er im November zurücklegen. Ein tagegenauer Fahrplan soll in den nächsten Wochen vorliegen.