Zug der Erinnerung
Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen
September, 2017
Über die polnischen Forderungen nach Entschädigung für NS-Massenverbrechen sprach german-foreign-policy.com mit Hans-Rüdiger Minow. Minow ist Vorstandssprecher des "Zug der Erinnerung" (ZdE). Im Auftrag des ZdE beriet er polnische und osteuropäische Opferorganisationen, die 2010 in Warschau zusammentrafen, um ihre Sühneforderungen zu beziffern. Rekonstruiert wurden Einnahmen des Deutschen Reiches aus Massendeportationen mit der "Reichsbahn" in die Zwangs- und Vernichtungslager, darunter in das Lager Auschwitz. Die Bahntransporte zugunsten der Berliner Staatskasse betrafen in Polen drei bis sechs Millionen Menschen. Schuldnerin dieser Einnahmen ist die Bundesrepublik Deutschland.
gfp.com: Um welchen Betrag ging es damals?
Hans-Rüdiger Minow: Unsere Expertise kam allein für die Opfer der Reichsbahn-Deportationen in die Zwangs- und Vernichtungslager auf Berliner Einnahmen von rund einer halben Milliarde Euro - ohne Zinsen! Darin nur teilweise enthalten sind die Einnahmen, die der deutsche Staat durch Deportationen von Arbeitssklaven nach Deutschland sowie durch Entvölkerungen ganzer Landstriche erzielte, insbesondere in Polen. Hunderttausende Familien wurden innerhalb des okkupierten Territoriums "umgesetzt", also per Bahn verschleppt, um Platz für rassereine deutsche Kolonisten zu schaffen.
gfp.com: Hat Berlin diese Einnahmen je zurückerstattet?
Minow: Keinen Zloty, keinen Pfennig und keinen einzigen Cent.
gfp.com: Kam es 2010 deswegen zu Verhandlungen mit der Bundesregierung?
Minow: Die damalige polnische Regierung und die Bundesregierung verständigten sich hinter dem Rücken der Opferorganisationen auf Trostpreise und Kompensationsgeschäfte.
gfp.com: Warum spielte die Warschauer Regierung dabei mit?
Minow: Die führenden Mitglieder der damaligen Warschauer Regierung waren Ziehkinder der deutschen Außenpolitik. Die deutschen Vorfeldorganisationen in Polen, zum Beispiel die Konrad-Adenauer-Stiftung, hatten wesentlichen Anteil am Aufstieg des damaligen Ministerpräsidenten Donald Tusk. Dafür gab es einen Preis. Wer in Warschau Reparationsforderungen stellte, wurde von Berlin entlassen - oder, wenn er willfährig war, nach Brüssel befördert, wie Tusk.
gfp.com: Der gegenwärtigen Warschauer Regierung wird vorgeworfen, auch ihr seien die Reparationsforderungen letztlich egal. Sie handle nur aus taktischen Gründen.
Minow: Die gegenwärtige polnische Regierung ist die erste Warschauer Regierung seit 1990, die Berlin in der Reparationsfrage nachdrücklich entgegentritt. Die führenden Repräsentanten in Warschau tun das nicht erst heute und jetzt. Übrigens gibt es eine Schadensaufstellung, die stammt bereits aus dem Jahr 1947.
gfp.com: Aber die nationalistische Tonlage, die aktuelle Warschauer EU-Politik, die konservativ bis ultrakonservativ gefärbt ist...
Minow: Das kann man sich anders wünschen... Aber sollen nur bestimmte Opfererben das Recht haben, die Nachfahren der Täter an die nie abgegoltenen Verbrechen zu erinnern? Seltsamerweise werden identische Forderungen wie in Warschau ja auch in Athen erhoben. Von einer völlig anderen politischen Färbung. Sind das auch Nationalisten, weil sie auf den Berliner Reichtum zeigen und sagen: Das ist Geld von unserem Vermögen, das ihr zerschlagen und nie zurückgegeben habt, das ist von unserem Fleisch, daran tropft unser Blut?
gfp.com: Wenn man die Forderungen aus Warschau und Athen zusammenrechnet, kommt man auf einen Billionen-Betrag. Sind solche Forderungen wirklich realistisch?
Minow: Es war ja realistisch, im materiellen Sinne real, dass die Grundlagen des polnischen Zivil- und Wirtschaftslebens pulverisiert worden sind. Denken Sie an Warschau. Die Hauptstadt wurde dem Erdboden gleich gemacht. Wenn das das reale Verbrechen war, ist es dann nicht realistisch, eine entsprechende Rechnung aufzumachen?
gfp.com: Berlin argumentiert mit dem Umfang der Schäden. Sie seien ungeheuer groß, einfach zu gewaltig, als dass man sie je kompensieren könnte.
Minow: Das ist ja Banditen-Logik! Das ist ein Fingerzeig für zukünftige Täter: Raubt und plündert, mordet und vergast so viel als möglich, damit die Schäden einfach zu groß sind, als dass man sie je kompensieren könnte... Das ist Barbarei. Die in Warschau gestellten Forderungen sind vollauf gerechtfertigt!
gfp.com: Trotzdem die Frage: Wie soll ein Ausgleich praktisch funktionieren?
Minow: Zu jedem rechtsstaatlichen Verfahren, und darum geht es, gehört erstens eine vollständige Schadensaufnahme, zweitens eine Klärung der Täterschaft und erst drittens ein Urteilsbefund. Polen wie auch Griechenland fordern ein solches Verfahren jenseits aller Berliner Schutzbehauptungen. Der erste Schritt zu diesem Verfahren ist ja noch gar nicht getan, da reden die Schuldner bereits vom letzten und wollen das eigene Strafmaß bestimmen. Würde ein solches Verfahren in wechselseitigem Einverständnis und Vertrauen eröffnet werden, wäre dies bereits der erste Schritt zur Sühne. Vor dem letzten muss man sich dann nicht fürchten.
gfp.com: Berlin lehnt aber jede Art von Verhandlung ab...
Minow: Von der deutschen Staatspolitik ist keine Selbstbesinnung zu erwarten. Der Fußabdruck, den sie in der Geschichte hinterlassen hat, ist eine besonders grausame, eine besonders barbarische Form des Faschismus. Wenn Verhandlungen nicht zustande kommen, ist das eine zivilgesellschaftliche Aufgabe, gemeinsam mit staatsfernen Kräften im Ausland.
gfp.com: Eine neue europäische Schuldenkonferenz?
Minow: Das wäre notwendig. Die materielle Sühne für die deutschen Kriegsverbrechen ist eine Frage von Frieden oder Krieg in Europa.
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Dringender Appell:
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Vorstandssprecher "Zug der Erinnerung"
(Herr Minow)
April 2015
In einem gemeinsamen Schreiben haben sich die deutsche Bürgerinitiative „Zug der Erinnerung“ und die Jüdische Gemeinde von Thessaloniki an den Vorstand der Deutschen Bahn AG (DB AG) gewandt. Die DB AG wird aufgefordert, sämtliche Einnahmen aus den antisemitischen Massendeportationen im besetzten Griechenland „vollständig zu kompensieren“, da die DB AG historische Erbin der NS-Reichsbahn ist.
Die NS-Reichsbahn verschleppte 1943 über 58.000 griechische Juden in die Vernichtungslager Auschwitz und Treblinka, darunter mindestens 12.000 Kinder und Jugendliche. Die Opfer wurden dem sofortigen Tod in den Gaskammern ausgeliefert; nur wenige überlebten.
Für die Todesfahrten stellte die Reichsbahn mindestens 570 Güterwagen bereit, um die jüdischen Einwohner von Thessaloniki den Massenmorden zuzuführen. Weitere kriminelle Transporte galten den jüdischen Gemeinden von Kreta, Korfu, Rhodos und Ioannina.
Ihre Mordbeihilfe ließ sich die Reichsbahn bezahlen. Das staatseigene Unternehmen nahm von den Opfern und deren Vertretungskörperschaften mindestens 2,3 Millionen Reichsmark ein, heißt es in dem gemeinsamen Schreiben an den DB-Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Grube.
Dies entspräche nach heutiger Kaufkraft und einschließlich der seit 1943 aufgelaufenen Zinsen in Höhe von 2,5% einem kumulierten Gesamtbetrag von 89.455.280.- Euro (Neunundachtzig Millionen vierhundertfünfundfünzigtausend und zweihundertundachtzig Euro). Er müsse der Jüdischen Gemeinde von Thessaloniki, der rechtmäßigen Vertretung der Ermordeten, vollständig und ohne Umwege zurückgezahlt werden.
In dem Schreiben verweisen der „Zug der Erinnerung“ und die Jüdische Gemeinde von Thessaloniki auf das Beispiel der französischen Staatsbahnen (Société des Chemins de fer Français/ SNCF).
Für die Einnahmen der SNCF aus der Zuarbeit für die deutschen Massendeportationen in die Vernichtung erkannte der französische Staat den Überlebenden und ihren Erben am 4. Dezember 2014 eine individuelle Kompensation zu. Zusätzlich verpflichtete sich die SNCF zu Zahlungen an Gedenkstätten und zivilgesellschaftliche Organisationen, um die Erinnerung wach zuhalten.
Das Schreiben begegnet möglichen Einwänden mit dem Hinweis auf Rechtsverpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland, die alleinige Eigentümerin der DB AG und Erbin sämtlicher Verbrechenseinnahmen ist.
So können nach einem Urteil des italienischen Verfassungsgerichts vom 22. Oktober 2014 griechische NS-Opfer ihre Rechtstitel gegen deutsches Staatseigentum in Italien einfordern, selbst sollten sie damit in ihrem Heimatland scheitern.
Weitere Hinweise des Schreibens gelten dem international tätigen DB-Tochterunternehmen „DB Schenker“, das auch in den USA tätig ist, ohne dort wegen seiner Vergangenheit bisher beachtet worden zu sein. „DB Schenker“ ist Nachfolgerin der NS-Firma „Schenker“, die an den Plünderungen jüdischen Eigentums im besetzten Europa maßgeblich beteiligt war, auch in Thessaloniki. Die entsprechenden Einnahmen hat „Schenker“ nie zurückgezahlt.
Der „Zug der Erinnerung“ und die Jüdische Gemeinde von Thessaloniki hoffen im 70. Jahr nach der Befreiung Europas von der NS-Barbarei auf eine einvernehmliche Übereinkunft mit der Deutschen Bahn AG und der Bundesregierung.
Um der erhofften Übereinkunft Nachdruck zu verleihen, ruft der „Zug der Erinnerung“ die internationale Zivilgesellschaft auf, „Partei für die griechischen Opfer zu ergreifen“ und „in einem gemeinsamen Appell die bedingungslose Rückzahlung der Schulden öffentlich einzufordern.“
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Vorstandssprecher "Zug der Erinnerung"
(Herr Minow)
Bitte beachten Sie die beigefügten Fotodokumente
Deportation der Juden von Ioannina per Lastwagen nach Larissa (25. März 1944) und von dort per Reichsbahn nach Auschwitz.
Deportation from Ioannina to Larissa by truck (March 25th, 1944) and from Larissa to Auschwitz in German Reichsbahn's cattle cars.
Quelle/ File:Bundesarchiv Bild 101I-179-1575-08
Deutsche Fahrkarten für die Massendeportationen der Reichsbahn von Griechenland nach Auschwitz.
German Reichsbahn's railtickets from Greece to death in Auschwitz (1943/1944)
Quelle/ File: Staatliches Polnisches Museum Auschwitz
12. Februar 2015
Bei den Massendeportationen der jüdischen Bevölkerung Griechenlands nach Auschwitz soll die Deutsche Reichsbahn Fahrtkosten im heutigen Wert von über 75 Millionen Euro erhoben haben. Dieser Betrag sei den Mordopfern nie zurückgezahlt worden, heißt es in einer aktuellen Expertise der Nichtregierungsorganisation "Zug der Erinnerung". Als Schuldner des Millionenbetrages haften die Deutsche Bahn AG und ihre Eigentümerin, die Bundesrepublik Deutschland, schreibt der "Zug der Erinnerung".
Nach den Berechnungen des gemeinnützigen Vereins entfallen allein 64 Millionen Euro auf Gebühren, die von den über 48.000 Deportierten der Stadt Thessaloniki gezahlt werden mussten. Ihre Verschleppung fand zwischen März und August 1943 statt. In einer logistischen Großaktion stellten die Mordbeihelfer der Deutschen Reichsbahn 19 Transporte mit jeweils rund 30 verriegelten Güterwagen zusammen. Pro Person waren umgerechnet 33 Reichsmark zu entrichten. Die Verschleppten wurden bei Ankunft in Auschwitz sofort durch Gas ermordet; nur wenige entgingen diesem Tod, weil sie als Arbeitssklaven benötigt wurden.
Weitere Mordaktionen trafen die jüdischen Gemeinden in Ioannina und auf den Inseln Korfu und Rhodos. Nach dem Antransport mit Schiffen und Lastwagen übernahm die Deutsche Reichsbahn diese etwa 10.000 Verschleppten und beförderte sie ebenfalls ins Gas. Laut Berechnungen des "Zug der Erinnerung" entspricht der heutige Wert der ihnen abgepressten Gelder weiteren 11 Millionen Euro (inkl. 2,5% Zinsen seit Kriegsende).
Sowohl die Deutsche Bahn AG als historische Nachfolgerin der Reichsbahn als auch die juristische Schuldnerin (die Bundesrepublik Deutschland) weigern sich, den wenigen Ãberlebenden die Einnahmen aus der Mordbeihilfe zurückzuzahlen.
Auch zusätzliche Lösegelder in Millionenhöhe, die der jüdischen Gemeinde von Thessaloniki abgepresst wurden, behält das deutsche Finanzministerium ein. Einer entsprechenden Klage der Gemeinde gegen Berlin hat sich der Europäische Gerichtshof im Dezember 2014 wegen "Nichtzuständigkeit" entzogen.
In einem aktuellen Schreiben des "Zug der Erinnerung" an den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde von Thessaloniki, David Saltiel, heißt es:
"Die hartnäckige Weigerung der Tätererben, sich den materiellen Folgen der Verbrechen zu stellen, beschämt uns ("¦) Wer diesen Ausgleich verwehrt, spricht nicht in unserem Namen. Die juristischen Winkelzüge, mit denen die Bundesrepublik Deutschland den berechtigten Forderungen Ihrer Gemeinde begegnet, missbilligen wir."
Der "Zug der Erinnerung" ruft die deutsche Zivilgesellschaft auf, "Partei für die griechischen Opfer zu ergreifen und die bedingungslose Rückzahlung der Schulden öffentlich einzufordern."
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Vorstandssprecher "Zug der Erinnerung"
Herr Minow
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06.05.2013
Trotz eines fehlenden Betrages von über 40 Tausend Euro wird der "Zug der Erinnerung" ab Ende Mai der "Reichsbahn"-Deportationen in das Vernichtungslager Sobibór gedenken. Die Deportationen fanden vor 70 Jahren statt. Die "Reichsbahn" verschleppte allein im Mai und Juni 1943 mehrere tausend Kinder von Holland zur Ermordung in das NS-besetzte Polen. In den verschlossenen Güterwagen saßen holländischen Juden, aber auch Kinder deutscher Emigranten.
Für das Gedenken an diese "Reichsbahn"-Opfer verlangt die DB AG "Trassen"- und "Stationsgebühren" in Höhe von über 10 Tausend Euro. Weitere 40 Tausend Euro aus vergangenen Fahrten zahlt die DB AG nicht zurück. Die DB AG verschiebt diese Gelder an Dritte mit der ausdrücklichen Maßgabe, sie seien nicht für den "Zug der Erinnerung" bestimmt.*
Der Zug wird auf mindestens zehn Bahnhöfen halten (u.a. in Berlin, Braunschweig, Dortmund Frankfurt/Oder, Hannover, Magdeburg, Wolfsburg,). "Die Bemühungen der Deutschen Bahn AG, das Gedenken von den Gleisen zu bekommen", seien "vergeblich", heißt es in einer Pressemitteilung. "Die DB AG ist das Nachfolgeunternehmen der 'Reichsbahn' und historische Erbin der Mordbeihelfer. Das Gedenken an die Sobibór-Opfer lässt sich die DB AG bezahlen und entzieht dem 'Zug der Erinnerung' seine finanziellen Mittel."
Um die Sobibór-Opfer dennoch zu ehren, setzt die private Bürgerinitiative auf die Unterstützung der deutschen Ãffentlichkeit und hat eine Spendenkampagne gestartet ("1000 x 40 Euro").
17.04.2013
Inhaftierung und Freiheitsberaubung von Millionen KZ-Deportierten lagen außerhalb des Einflussbereichs der "Deutschen Reichsbahn". Dies behauptet die Deutsche Bahn AG, die Nachfolgeorganisation der NS-"Reichsbahn", in einem Klageverfahren vor dem Landgericht Frankfurt a.M. (-2-26 O 7/13). Zwischen dem Antransport der KZ-Opfer durch die "Reichsbahn" und dem Vernichtungsgeschehen in den Lagern bestehe "keine innere Verbindung", heißt es in der Klageerwiderung der Deutschen Bahn AG.
Kläger ist ein 88jährige Deportierter, der in ärmlichen Verhältnissen in der Ukraine lebt. Die "Reichsbahn" hatte ihn 1942 in mehrere Lager verschleppt, wo er für die "Deutsche Lufthansa" kasernierte Arbeit leisten musste. Sowohl die DB AG wie auch die heutige "Lufthansa" lehnen Entschädigung oder Schmerzensgeld ab.
"Das Vorgängerunternehmen der Deutschen Bahn AG hat den NS-Krematorien Millionen Opfer zugeführt. Durch die Bahnlogistik konnten die Morde vervielfacht werden. Am Vernichtungsgeschehen war das DB-Vorgängerunternehmen aktiv und eigenmächtig beteiligt", heißt es in einer Pressemitteilung des "Zug der Erinnerung". "Die 'Reichsbahn' hat hunderte eigene Zwangslager unterhalten und eigene KZ-Züge auf ihren Gleisen stationiert. Noch bevor die Opfer in den Konzentrationslagern verschwanden, hat sie die 'Reichsbahn' in Güterwagen gepfercht und ihren Tod befördert oder billigend in Kauf genommen."
Die "Leugnung dieser Schuld" durch den heutigen Bahnvorstand um Rüdiger Grube widerspreche "sämtlichen historischen Tatsachen" und stelle "einen Akt schwerer revisionistischer Fälschung" dar, schreibt der "Zug der Erinnerung".
Die Deportationen der "Deutschen Reichsbahn" galten etwa drei Millionen KZ-Opfern, die bis an die Todesrampen gefahren und anschließend ermordet wurden. Die Mordbeute, darunter Zahngold und Menschenhaare, lud die "Reichsbahn" am Verbrechensort in ihre Deportationswagen. Aus den Haaren weiblicher Ermordeter ließ sich die "Reichsbahn" Bekleidungsstücke anfertigen.
Mindestens weitere 11 Millionen Gefangene verschleppte die "Reichsbahn" auf dem europäischen Schienennetz, um sie der Zwangsarbeit deutscher Unternehmen zuzuführen, darunter auch der "Lufthansa". Ebenso wie die "Reichsbahn" zwang die "Lufthansa" verschleppte Kinder und Jugendliche zum Arbeitseinsatz.
Vor 70 Jahren, im Frühsommer 1943, schickte die "Reichsbahn" Dutzende Deportationszüge mit Kindern und Jugendlichen durch Deutschland. Die aus den Niederlanden stammenden jüdischen Opfer, darunter auch erwachsene Gefangene mit US-Nationalität und deutsche Emigranten, sollten im Vernichtungslager Sobibór getötet werden. Ãber das genaue Ziel dieser Transporte bestand zwischen "Reichsbahn-Generaldirektion" und SS völliges Einvernehmen. Für die logistische Zielführung sorgten die nachgeordneten "Reichsbahn"-Abteilungen. Nach einer dreitägigen Fahrt, die über die deutsche "Reichshauptstadt" führte, wurden mehrere Tausend Kinder und Jugendliche bei der Ankunft in Sobibór vor 70 Jahren sofort erschossen oder durch Gas ermordet.
Der "Zug der Erinnerung" will dieser Opfer im Mai und Juni auf mehreren deutschen Bahnhöfen gedenken. Die dafür von der DB AG angesetzten "Trassen- und Bahnhofsgebühren" belaufen sich auf über 10 Tausend Euro. Weitere 40 Tausend Euro für das Gedenken hat die DB AG dem "Zug der Erinnerung" bereits in der Vergangenheit entzogen und verweigert die Rückzahlung.
"Die DB AG bestraft die Erinnerung an die Opfer nicht nur mit Geldforderungen. Inzwischen lässt das Unternehmen revisionistische Lügen verbreiten. Es wird in Abrede gestellt, dass die Transporte der 'Reichsbahn' notwendige Voraussetzung des Tatumfangs waren. Die 'Reichsbahn'-Deportationen sind integraler Teil der Shoah. Wer dies bestreitet, gehört ins Lager der Holocaust-Leugner", schreibt der "Zug der Erinnerung".
Die Bürgerinitiative hat Bahnvorstand Rüdiger Grube schriftlich aufgefordert, sich zu den Behauptungen seines Unternehmens im Frankfurter Klageverfahren öffentlich zu äußern.
17.04.2013
Für das Gedenken an die Massentransporte tausender Kinder und Jugendlicher aus den besetzten Niederlanden in das NS-Vernichtungslager Sobibór im Juni vor 70 Jahren will die Deutsche Bahn AG Gebühren in Höhe von über 10.000.- ". erheben. Weitere 40.000.- " aus Gebühren für das Gedenken an die NS-Opfer hat die DB AG dem "Zug der Erinnerung" bereits entzogen und verweigert die Rückzahlung. "Diese Summe fehlt, um in den kommenden Monaten auf den deutschen Bahnhöfen an die 'Reichsbahn'-Deportationen aus den Niederlanden zu erinnern", heißt es in einer Pressemitteilung der Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung".
Höhepunkt der Deportationen aus den Niederlanden waren Massenverschleppungen im Mai und Juni 1943. Sie begannen jeden Dienstag im NS-"Durchgangslager" Westerbork.
Am 8. Juni 1943 wurden in Westerbork 1.269 jüdische Kinder und Jugendliche verladen. Die "Reichsbahn" schickte sie in 46 Waggons auf eine dreitägige Todesfahrt. In den verschlossenen Güterwagen führte die Verschleppung quer durch Deutschland und endete in Ostpolen. Dort wurden die Deportierten unmittelbar nach ihrer Ankunft erschossen oder vergast. Von den 1.269 Kindern des Juni-Transports, unter denen sich auch Kinder deutscher Emigranten befanden (darunter Kinder aus Berlin, Brandenburg, Frankfurt a.M., Hannover und Dortmund) kehrte aus Sobibór keines zurück.
Die 70. Wiederkehr des Deportationsdatums wird in den Niederlanden, in Polen und in der Tschechischen Republik mit Feierlichkeiten begangen werden. Da sich unter den Deportierten mehrere US-Bürger befanden, betrifft das Gedenken auch die diplomatischen Vertretungen der USA. "In der Bundesrepublik übt die Deutsche Bahn AG, das Nachfolgeunternehmen der Mordbeihelfer, einen indirekten Gedenkboykott aus. Für die Erinnerung an die Sobibór-Opfer verlangt die DB AG Geld. Zahlen muss der 'Zug der Erinnerung'", heißt es in der Pressemitteilung.
Die Abgaben (für Schienennutzung und Bahnhofsaufenthalte) reicht die DB AG an eine Bundesstiftung unter Kontrolle des Bundesfinanzministers weiter. Ausdrücklich verfügt hat die DB AG, daß diese Gelder nicht für den "Zug der Erinnerung" bestimmt sind, obwohl sie von der Bürgerinitiative bezahlt wurden. Einen Förderantrag für die Fahrt des Zuges entlang der früheren Deportationsstrecke im Mai und Juni lehnte die Bundesstiftung ab.
"Diese Maßnahmen hat die DB AG mit dem Bundesverkehrsministerium abgestimmt. Verantwortlich für den Boykott ist der Eigentümer der Deutschen Bahn AG, die Bundesregierung in Berlin", heißt es in der Pressemitteilung.
Trotz erheblicher Finanzierungsprobleme will die Bürgerinitiative im Mai und Juni auf mindestens 10 deutschen Bahnhöfen von den in Sobibór ermordeten Kindern Abschied nehmen. Dabei kooperiert der "Zug der Erinnerung" mit den deutschen "Child Survivors (Ãberlebende Kinder der Shoah)" und mehreren Opferorganisationen in den Niederlanden.
04.01.2013
Vor einer Klagewelle mehrerer Tausend Opfer der Massendeportationen mit der NS-
„Reichsbahn“ steht das Nachfolgeunternehmen Deutsche Bahn AG. Erster Kläger ist ein
Überlebender, der 17 Jahre alt war, als er in der Ukraine verhaftet wurde. Die damalige
NS-“Reichsbahn“ verschleppte ihn später nach Deutschland, wo er Zwangsarbeit leisten
musste.
Die Klage wurde am 31. Dezember 2012 in Frankfurt a.M. eingereicht und steht unter dem
Vorbehalt der Gewährung von Prozesskostenhilfe. Jahrelange Bitten von „Reichsbahn“-Opfern, die
dem DB-Konzern eine einvernehmliche Regelung ihrer Ansprüche vorgeschlagen hatten, weist das
Unternehmen bis heute zurück. Es betrachtet sich als völlig unbelastet, da es erst 1994 gegründet
worden sei.
Neben der DB AG ist auch die Deutsche Lufthansa betroffen. Deren Vorgänger, die
NS-“Lufthansa“, zwang den ukrainischen Kläger nach seiner Verschleppung zu kasernierter
Arbeit. Der Kläger argumentiert, dass sich die beiden NS-Unternehmen („Deutsche
Reichsbahn“ und „Deutsche Lufthansa“) die Verbrechensbeihilfe teilten, indem sie wissentlich
Massendeportationen betrieben, um über billige Arbeitskräfte in der deutschen
Kriegsindustrie zu verfügen.
Wie es in dem Klagetext heißt, setzte die NS-“Lufthansa“ selbst deportierte Kinder ein, die wegen
ihrer geringen Körpergröße in den engen Tragflächen Nietarbeiten verrichten mussten. Kinder und
Jugendliche, die für ähnliche Arbeiten nicht in Frage kamen, verschleppte die NS-“Reichsbahn“ zu
Hunderttausenden in die Zwangs- und Vernichtungslager, wo sie ermordet wurden.
Der heute 88-jährige Kläger verlangt von der DB AG ein Schmerzensgeld von mindestens 200
Tausend Euro und setzt für seine erzwungene Tätigkeit bei der NS-“Lufthansa“ einen noch zu
zahlenden Stundenlohn in Höhe von jeweils 26 Euro an.
Ähnliche Klagebegehren wurden in der Vergangenheit abgewiesen, da die beklagten Unternehmen
in einen Fonds der deutschen Industrie eingezahlt hätten („Stiftung Erinnerung, Verantwortung und
Zukunft“). Dem begegnet der jetzige Kläger mit Zweifeln an der Stiftung. Der Stiftung wurde
mehrfach vorgeworfen, sie betreibe eine Art Ablasshandel zum Schaden der NS-Opfer. Zuletzt kam
der Stiftungsvorstand wegen seiner angeblichen Zuarbeit für die Deutsche Bahn AG in die Kritik.
Unabhängig von der Frankfurter Klage bereiten sich „Reichsbahn“-Opfer auf Sammelklagen
in den USA vor.
Dort arbeiten Kongress-Abgeordnete an einem Gesetz, das NS-Nachfolgeunternehmen
verpflichtet, ihre Einnahmen aus der Verbrechensbeihilfe offenzulegen. Wird die
Rückzahlung verweigert, sollen solche Unternehmen von staatlichen Ausschreibungen
ausgeschlossen werden. Da der DB-Konzern in den USA führend tätig ist, ist er von dem
Gesetzesvorhaben direkt betroffen.
Im Eigentumsfonds des DB-Konzerns befinden sich laut Berechnungen des „Zug der
Erinnerung“ mindestens 445 Millionen Euro heutiger Währung aus NS-Verbrechensbeihilfe.
Dies entspricht einem verzinsten Einnahmebetrag von über 2 Milliarden Euro.
23.10.2012
Eine Entschuldigung des Neustädter Oberbürgermeisters Hans Georg Löffler für seinen Umgang
mit NS-Opfern verlangt die Bürgerinitiative „Zug der Erinnerung“.
Löffler hat die Bitte einer Überlebenden der Bürckel-Deportationen, an dessen Neustädter Grab auf
seine Verbrechen hinzuweisen, seit über einem Jahr nicht beantwortet. Josef Bürckel residierte als
NS-“Gauleiter“ in Neustadt. Er ist für die Massendeportationen aus der früheren Saarpfalz und
Baden (1940) unmittelbar verantwortlich. Gemeinsam mit Adolf Eichmann sorgte Bürckel
außerdem für Verschleppung und Tod tausender Juden in Österreich.
Eine Antwort an die Überlebende der Bürckel-Deportationen „wäre allein aus Gründen
bürgerlicher Höflichkeit unbedingt geboten gewesen, erst recht aus Gründen moralischer Scham
vor den Leiden der Opfer, die in diesem Brief erwähnt werden“, heißt es in einem Schreiben des
„Zug der Erinnerung“ an den Oberbürgermeister von Neustadt.
Der Neustädter Oberbürgermeister lehnt jeden Hinweis an dem repräsentativ ausgestalteten Grab
von Bürckel ab. Man wolle „keine Pilgerstätte für Neonazis“ schaffen und das „Nutzungsrecht“ der
Familie achten, heißt es in einer Stellungnahme von Löffler. Löffler handele „aus offenkundiger
Rücksicht auf die Umtriebe heutiger NS-Rassisten“, schreibt der „Zug der Erinnerung“ in seiner
Antwort; die Erwähnung eines vermeintlichen Nutzungsrechts für den Neustädter Gedenkort an
Josef Bürckel sei „verheerend“.
Im Gegensatz zu den Tätererben fehle den Überlebenden „nicht nur ein 'Nutzungsrecht' für das
Andenken an die Opfer; ihnen fehlen sogar die Gräber, an denen sie die Ermordeten betrauern
können. Deren sterbliche Überreste wurden in den Krematorien der NS-Vernichtungslager zu
Rauch verbrannt.“
Die Bürgerintiative lädt den Neustädter OB ein, an den „Zug der Erinnerung“ zu kommen, der auf
einem Neustädter Nebenbahnhof steht und dort am morgigen Mittwoch der Bürckel-Opfer und aller
anderen Deportierten in einer Zeremonie gedenkt.
Löffler könne durch sein „persönliches Erscheinen verdeutlichen, dass die Mehrheit der
Neustädter Bürger ohne jede Zweideutigkeit der Erinnerung an die Opfer verpflichtet ist und die
Täter verdammt.“
Originalschreiben „Zug der Erinnerung“ an OB Löffler
An die
Stadt Neustadt
z.Hd. Herrn Oberbürgermeister
Herrn Hans Georg Löffler
67433 Neustadt
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
wie mir Ihre Pressestelle mitteilt, haben Sie an mich ein Schreiben gerichtet und dieses Schreiben in
der Neustädter Öffentlichkeit verbreiten lassen, bevor es mich erreichte. Ihr Vorgehen ist
ungewöhnlich, da Sie den Eindruck einer persönlichen Korrespondenz erwecken, jedoch einen
Offenen Brief verfassten.
Ich sehe mich daher veranlasst, meine Antwort ebenfalls öffentlich zu machen.
Ich stelle mit Besorgnis und Befremden fest, dass die persönliche Bitte von Frau Margot Wicki-
Schwarzschild, einem Deportationsopfer der sog. Bürckel-Wagner-Aktion, von Ihnen nie
beantwortet wurde.
Eine solche Antwort wäre allein aus Gründen bürgerlicher Höflichkeit unbedingt geboten gewesen,
erst recht aus Gründen moralischer Scham vor den Leiden der Opfer, die in diesem Brief erwähnt
werden.
Insofern Sie dieses rohe Versäumnis Dritten anlasten wollen, führt Ihr Versuch in die Irre.
Verantwortlich sind Sie selbst als Stadtoberhaupt und Repräsentant des Neustädter Umgangs mit der
NS-Geschichte. Ein an Sie selbst adressiertes Schreiben, das in freundlichen Worten um
Berücksichtigung der Gefühle eines NS-Opfers nachsucht, haben Sie Ihrer Antwort nicht für wert
befunden.
Jeder Versuch, die unsensible Verweigerung eines Dialogs mit der NS-Verfolgten, Frau Margot
Wicki-Schwarzschild, zu rechtfertigen, statt sich dafür öffentlich zu entschuldigen, ist
missverständlich und lässt mannigfaltigen Vermutungen Raum.
Ich lege Ihnen deswegen nahe, diese Entschuldigung auszusprechen und dem Eindruck
entgegenzutreten, die Neustädter Stadtspitze schätze die Besorgnisse früherer Deportierter um die
Aufdeckung der in Neustadt begangenen NS-Verbrechen und die namentliche Benennung der dafür
Schuldigen gering.
In diesem Zusammenhang ist es irritierend, dass Sie unter Hinweis auf die Tätererben und aus
offenkundiger Rücksicht auf die Umtriebe heutiger NS-Rassisten jeden Hinweis auf die Verbrechen
des vormaligen NS-“Gauleiters“ auf dem Neustädter Friedhof ablehnen.
Ihre Rücksichtnahme gilt erkennbar nicht den Opfern, für die es unerträglich sein muss, dass in
Neustadt ein christliches Andenken an den Verantwortlichen für den Mord an ihren Eltern,
Großeltern, ihren Geschwistern und Eheleuten ohne Hinweis auf die Untaten des Josef Bürckel
bewahrt wird.
Wir ermutigen deswegen die Neustädter Öffentlichkeit, sich in die Lage der Überlebenden zu
versetzen und die Frage zu stellen, ob sie die Mörder der eigenen Familien auf unseren Friedhöfen
unter den Schutz eines vom Neustädter Oberbürgermeister beanspruchten „Nutzungsrechts“ gestellt
sehen wollten.
Den Überlebenden fehlt nicht nur ein „Nutzungsrecht“ für das Andenken an die Opfer; ihnen fehlen
sogar die Gräber, an denen sie die Ermordeten betrauern könnten. Deren sterbliche Überreste
wurden in den Krematorien der NS-Vernichtungslager zu Rauch verbrannt.
Ihre Erwähnung eines vermeintlichen „Nutzungsrechts“ für den Neustädter Gedenkort an Josef
Bürckel, einen Hauptbeteiligten der NS-Massenverbrechen, halten wir für verheerend.
Abschließend bieten wir Ihnen an, die offenkundige Kontroverse um einen angemessenen Umgang
mit den Opfern und den vollständigen Bruch mit den Tätern öffentlich zu führen.
Für eine solche Veranstaltung oder Veranstaltungsreihe in Neustadt stehen wir nach inhaltlichen
Absprachen jederzeit zur Verfügung.
Eine persönliche Einladung zu der von uns angesetzten Abschlussveranstaltung am „Zug der
Erinnerung“ am kommenden Mittwoch, 24.10.2012, haben Sie bereits erhalten.
Wir würden es außerordentlich begrüßen, könnten Sie durch Ihr persönliches Erscheinen
verdeutlichen, dass die Mehrheit der Neustädter Bürger ohne jede Zweideutigkeit der Erinnerung an
die Opfer verpflichtet ist und die Täter verdammt.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Rüdiger Minow
Vorstandssprecher
Zug der Erinnerung e.V.
Pressekontakt: 0171-190 5050 (Herr Minow)
19.10.2012
Massive Behinderungen durch die Deutsche Bahn AG beim Gedenken an die über 6.000
Deportierten aus der Saarpfalz und aus Baden beklagt der „Zug der Erinnerung“. Der Zug mit einer
mobilen Ausstellung über die NS-Verschleppungen im Oktober 1940 befindet sich auf einer Fahrt
durch mehrere ehemalige Deportationsbahnhöfe in Rheinland-Pfalz. „Auf jedem der bisherigen
DB-Stationen kam es zu Zwischenfällen, weil die DB AG Strom nicht rechtzeitig zur
Verfügung stellt oder Stromkabel kappt. Regelmäßig müssen die Ausstellungswaggons
stundenlang geschlossen werden, Schulklassen und anderen Besuchern wird der Zugang
unmöglich gemacht“, heißt es in einer Pressemitteilung der veranstaltenden Bürgerinitiative.
„Für die Ehrung der Deportierten, deren Weg in Auschwitz endete, hat die DB AG dem 'Zug
der Erinnerung' Gleise an Müllabladeplätzen oder Industriebrachen angeboten. Erst Proteste
führten zur Freigabe einzelner Bahnhofsanlagen. Dort setzt die DB AG ihre Blockaden fort.“
So wird dem Zug von der DB untersagt, auf dem Hauptbahnhof Neustadt (Weinstrasse) zu halten,
so dass das Gedenken abseits der Innenstadt stattfinden muss. Angeblich würde der kurzfristige
Aufenthalt des Zuges zu nicht zumutbaren Verspätungen im Reiseverkehr führen, behauptet die DB
AG.
„Neustadt war organisatorischer Mittelpunkt der Deportationsverbrechen des Jahres 1940.
Hier wird der NS-Täter und frühere Gauleiter Josef Bürckel bis heute in einem Familiengrab
geehrt. Gemeinsam mit Adolf Eichmann ist Bürckel auch für die Verschleppung der
österreichischen Juden verantwortlich. Zehntausende schickten Bürckel und Eichmann in
den Tod. Das Gedenken an diese Opfer ist für die DB AG nachrangig. Vorrang hat die Sorge
um 'Verspätungen im Reiseverkehr'.“
Der „Zug der Erinnerung“ ruft die Bevölkerung in Neustadt und an den kommenden
Haltestationen auf, Blumen auf die Bahnsteige zu legen, um die Opfer zu würdigen und dem
Verhalten der DB AG entgegenzutreten.
Pressekontakt: 0171-190 5050 (Herr Minow)
19.10.2011
Zu einer Massenpetition an den Deutschen Bundestag und zu gemeinsamen Protesten von EU-Parlamentariern aus den Deportationsgebieten der früheren "Reichsbahn" ruft der "Zug der Erinnerung" auf. Die zivilgesellschaftliche Organisation wurde von der EU-Kommission wegen ihres "vorbildlichen bürgerschaftlichen Engagements" 2010 ausgezeichnet. Der Aufruf richtet sich auch an die Ãffentlichkeit in Frankreich, Polen, in Italien, Griechenland und in den Ländern der ehemaligen UdSSR.
"Sämtliche Vermittlungsversuche zugunsten des Gedenkens und für praktische Hilfe an die überlebenden Opfer der NS-Deportationen mit der 'Reichsbahn'" seien "gescheitert", heißt es in einer mehrsprachigen Erklärung des "Zug der Erinnerung". Er fährt seit über vier Jahren mit einer rollenden Ausstellung an europäische Bahnhöfe, die Orte der "Reichsbahn"-Deportationen in die NS-Lager waren. "Das Vorgängerunternehmen der heutigen Deutschen Bahn AG hat 3 Millionen Menschen aus ganz Europa in den Tod transportiert. Den Verpflichtungen, die dieses Massenverbrechen zur Folge haben, versucht sich die DB AG nicht nur zu entziehen. Sie nimmt dafür erneut Geld ein", schreibt der "Zug der Erinnerung".
So verlange die DB AG für das Gedenken an die Verbrechensopfer seit Jahren hohe Gebühren. "Allein seit 2009" habe die DB vom "Zug der Erinnerung" "über 50 Tausend Euro eingezogen (Nutzung von Schienen und technischen Bahnanlagen)". Eine Rückzahlung, die Gegenstand von Vermittlungsgesprächen jüdischer Organisationen war, hat die Deutsche Bahn AG jetzt definitiv abgelehnt (Schreiben vom 26.09.2011)
Ihre Finanzforderungen für das Gedenken an die Opfer der "Deutschen Reichsbahn" begründet die DB AG mit "europäischen Gesetzen". Zur Erhebung von Gebühren sei das größte europäische Logistikunternehmen "verpflichtet". Dazu heißt es in einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages, diese Rechtsauffassung sei "zweifelhaft" (Aktenzeichen WD 7 - 3000 - 135/10). Eine alternativlose Verpflichtung, das Andenken an die ermordeten NS-Deportierten mit Gebühren zu belegen, bestehe nicht.
"Inzwischen lehnt die DB AG selbst Kooperationen zur Ehrung prominenter jüdischer Deportierter ab", erklärt der "Zug der Erinnerung". Der Appell für ein gemeinsames Gedenken an den deutschen Fußballnationalspieler Julius Hirsch, einen in Auschwitz ermordeten "Reichsbahn"-Deportierten, sei von der DB AG jüngst zurück gewiesen worden ("keine finanzielle Unterstützung"). Die DB AG übe einen faktischen Boykott aus.
"Unser Aufruf zu Massenpetitionen an den Deutschen Bundestag und für Aktivitäten der EU-Parlamentarier gilt nicht allein den Toten; ebenso dringlich ist es, den Ãberlebenden der 'Reichsbahn'-Verbrechen Genugtuung widerfahren zu lassen", erklärt der "Zug der Erinnerung".
Da sich die DB AG und ihre Eigentümerin konstant weigere, das Erbe aus den "Reichsbahn"-Deportationen an die Opfer zurück zu zahlen, seien internationale Gerichtsverfahren "absehbar und unvermeidlich". Entsprechende Prozesse ("class action") werden in den USA vorbereitet.
Nach einem Gutachten des "Zug der Erinnerung" nahm die "Deutsche Reichsbahn" bei den Deportationsverbrechen mindestens 445 Millionen Euro heutiger Währung ein. Einschließlich Zinsen beträgt die Deportationsschuld demnach über 2 Milliarden Euro. Von dieser Schuld habe die DB AG "noch nicht einmal 0,1 Prozent" beglichen. Das Unternehmen "rühmt sich angeblicher Spenden, bei denen es sich um Bruchteile der tatsächlichen Verbrechenserbschaft handelt", heißt es in der Erklärung des "Zug der Erinnerung".
Der "Zug der Erinnerung" bittet die deutsche Ãffentlichkeit, den Petitionsausschuss des Bundestages anzurufen, da sich die DB AG in öffentlichem Eigentum befindet. Auf internationaler Ebene regt der "Zug der Erinnerung" eine gemeinsame Initiative aller EU-Parlamentarier an, "die das Massenverbrechen der 'Reichsbahn'-Deportationen und das millionenfache Leiden der ermordeten Mitbürger nicht vergessen haben."
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Hintergrund:
Der "Zug der Erinnerung" besteht aus mehreren Waggons mit einer Ausstellung über jugendliche "Reichsbahn"-Deportierte aus ganz Europa. Die Waggons werden von einer Dampflok gezogen. Bisher machte der Zug auf über 100 Bahnhöfen Station, darunter auch auf Bahnhöfen in Polen und im deutsch-französischen Grenzgebiet. Anzahl der Besucher bis Oktober 2011: 420 Tausend.
Pro Fahrtkilometer verlangt die DB AG für das Gedenken rund 5 Euro und für den Tagesaufenthalt auf einem deutschen Bahnhof rund 500 Euro.
Der Zug wird von der gleichnamigen deutschen Bürgerinitiative betreut. Die zivilgesellschaftliche Organisation wurde von der EU-Kommission wegen ihres "aktiven bürgerschaftlichen Engagements" 2010 ausgezeichnet. Seit 2005 appelliert sie an die Deutsche Bahn AG, die ermordeten "Reichsbahn"-Opfer angemessen zu ehren und den notleidenden Ãberlebenden finanzielle Hilfe zukommen zu lassen.
Mehrfach versuchte die Deutsche Bahn AG, dem "Zug der Erinnerung" die Gleise zu sperren, so bei der Einfahrt nach Berlin (2008).
Kostenlose Hilfe leisteten dem Zug seit 2007 die französischen Staatsbahnen (SNCF) und das frühere staatliche Bahnunternehmen PKP (Polen).
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30.09.2011
An drei Tagen im Oktober kommt der "Zug der Erinnerung" in die Landeshauptstadt. Ãber 420 Tausend Besucher sahen bisher die Ausstellung, die Opfern der NS-Deportationen gewidmet ist. Die Ausstellungswagen, die von einer Dampflok gezogen werden, können auf einem Gleis am Meilenwerk besucht werden, dem ehemaligen Depot der "Deutschen Reichsbahn". Hier wurden jene Waggons bereit gestellt, in denen Tausende die letzte Fahrt in die Vernichtungslager antreten mussten.
Zu den Deportierten, deren Weg in den Tod über Düsseldorf führte, gehört Julius Hirsch, jüdisches Mitglied der deutschen Fußballnationalmannschaft. Der Gefangenentransport, in dem der begeisterte Sportler nach Auschwitz verschleppt wurde, erreichte das Düsseldorfer Schienennetz am 01. März 1943. Hier wurden dem Zug weitere Wagen mit Opfern aus dem Rheinland angehängt. Bei einem Zwischenaufenthalt in Dortmund konnte Julius Hirsch eine Postkarte auf die Gleise werfen. Die wenigen Zeilen sind sein letztes Lebenszeichen. Bei Ankunft in Auschwitz wurde der Nationalspieler ermordet.
An Julius Hirsch erinnert der Deutsche Fußballbund (DFB) jährlich mit einem gleichnamigen Preis und fordert "seine Mitgliedsverbände und Vereine, seine mehr als sechs Millionen Spieler, Trainer, Funktionäre und besonders die Jugend (...) auf, sich gegen Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen auf dem Fußballplatz, im Stadion und in der Gesellschaft zu stellen."
Der "Zug der Erinnerung" unterstützt das Engagement des DFB, der den Julius-Hirsch-Preis am 11. Oktober in Anwesenheit des Düsseldorfer OB im Meilenwerk übergeben wird. Unterstützung leistet auch die Mahnund Gedenkstätte Düsseldorf sowie die Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum.
Ausstellung im "Zug der Erinnerung":
Montag, 10. Oktober bis Mittwoch, 12. Oktober jeweils 08.00 Uhr bis 19.00 Uhr
Meilenwerk Düsseldorf, Harffstr.110 a (Haupteingang)
Anmeldung für Gruppen: 02297-1010 oder 0173-575 41 60
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23.05.2011
Die in den USA vorbereitete Klage zur Rückzahlung von Bahn-Einnahmen bei den NS-Massendeportationen
wird in der Bundesrepublik unterstützt. "Ansprüche der Ãberlebenden, die
von der ,Deutschen Reichsbahn' zu Millionen in die Lager verschleppt wurden und dafür auch noch
zahlen mussten", seien "in vollem Umfang berechtigt", schreibt die von der EU geförderte
Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung" in einer Stellungnahme zu dem am Wochenende bekannt
gewordenen Klageauftrag in den USA.
Demnach verlangen mehrere Tausend Ãberlebende aus Osteuropa, dass die heutige Deutsche
Bahn AG sämtliche Tateinnahmen, die ihr aus dem Erbe der "Deutschen Reichsbahn"
zuflossen, an die Opfer zurückerstattet. Für die Deportationen berechnete die "Reichsbahn"
Kilometergelder. Fahrten in den Tod stellte sie bei Kindern mit Rabatten in Rechnung. Die
Sammelklage auf Rückerstattung wollen die Ãberlebenden wegen der dortigen Rechtslage im
Juni in den USA einreichen. Laut einem Gutachten des "Zug der Erinnerung" betragen die
Deportationseinnahmen aus der Mordbeihilfe der "Reichsbahn" mindestens 445 Millionen
Euro heutiger Währung. Unter Anrechnung sämtlicher Zinsen kommen die Klägeranwälte
auf einen von der DB AG geschuldeten Betrag von knapp 2 Milliarden Euro.
Nach Auffassung der Bundesregierung sind die Ansprüche der NS-Opfer erledigt. Rechtliche
Verpflichtungen deutscher Täterunternehmen oder deren Nachfolger bestünden nicht, da sie durch
Zahlungen in einen nationalen Stiftungsfonds ("Stiftung EVZ", Berlin) entlastet seien. Laut
Stiftungsgesetz wurde NS-Opfern zwei Jahre Zeit gegeben, ihre Schädigung zu belegen, um aus
diesem Fonds Mittel zu erhalten. Wer den Stiftungsbedingungen nicht nachgekommen ist, habe
jeden Anspruch verwirkt. Hunderttausende gingen leer aus. Seitdem sei die deutsche Industrie vor
weiteren Forderungen geschützt; auch die Deutsche Bahn AG genieße "Rechtsfrieden",
argumentiert die Bundesregierung.
Hingegen heißt es in der Stellungnahme der Bürgerinitiative, "Rechtsfrieden" müssten "an
erster Stelle die Opfer" erfahren. Ihnen habe die DB AG "moralische und materielle
Anerkennung ihres Leidens" zu gewähren. "Die bei den NS-Deportationen begangenen
Verbrechen können durch einen rechtlich unverbindlichen Stiftungsfonds mit zweijährigen
Verfallsfristen niemals geheilt werden. Mord und Völkermord verjähren nicht." Die
angekündigte Klage in den USA werde das deutsche Stiftungsgesetz an internationalen
Rechtsstandards zu messen haben. "Es ist höchste Zeit, die fragwürdigen Praktiken des
Berliner Stiftungsfonds zu überprüfen", schreibt der "Zug der Erinnerung".
Der private Verein, der von Europäischen Union wegen seines bürgerschaftlichen Engagements
2010 ausgezeichnet wurde, hatte an die Deutsche Bahn AG mehrfach appelliert, mit den
betroffenen Opferorganisationen und der deutschen Zivilgesellschaft in Gespräche über Schuld und
Schulden der "Reichsbahn" einzutreten. Sämtliche Appelle seien ignoriert worden, heißt es in der
Stellungnahme. "Wir bedauern, dass die Verantwortlichen der Deutschen Bahn AG diesem Dialog
ausweichen und stattdessen Konfrontation betreiben. Das Ergebnis dieser Strategie sind
internationale Rechtsauseinandersetzungen, die das Unternehmen teuer zu stehen kommen."
Zug der Erinnerung
Der Vorstand
Mai 2011
Train of Commemoration
Board of directors
May 2011
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14.12.2010
Gegen eine für morgen (Mittwoch) geplante PR-Aktion der Deutschen Bahn AG protestieren
deutsche und ausländische Ãberlebende der "Reichsbahn"-Deportationen. Die Bahn beabsichtigt,
am Mittwoch (15. Dezember) im Bundestag eine "Spende für NS-Opfer in Mittel- und Osteuropa"
zu überreichen. Neben Bahnchef Rüdiger Grube und Vertretern des Verkehrsministeriums sollen
der Veranstaltung auch die Mitglieder des parlamentarischen Verkehrsausschusses beiwohnen.
Opferorganisationen in der Ukraine, in Weißrussland und Russland lehnen die Zahlung der DB
AG als beleidigend ab. Den etwa 200.000 osteuropäischen Ãberlebenden der "Reichsbahn"-
Deportationen in die Zwangs- und Vernichtungslager bietet das Unternehmen einen
Gesamtbetrag von einmalig 5 Millionen Euro an. Dies entspricht 25 Euro pro Person. Bei den
Verschleppungen hatte die "Reichsbahn" mindestens 445 Millionen Euro heutiger Währung
eingenommen.
Wie Opferorganisationen in der Ukraine feststellen, entfallen von der DB-Zahlung auf die
ukrainischen Bedürftigen pro Person 5 (fünf) Euro. Noch geringere Zahlen gelten für
Ãberlebende in Russland.
Deutsche Organisationen beklagen außerdem, dass der geringfügige Betrag nicht an die
betroffenen Opfer gehe, sondern an die Berliner Bundesstiftung EVZ. Diese behalte sich die
Auswahl der Zuwendungsempfänger vor und beanspruche außerdem Verwaltungskosten. Von
einer tatsächlichen Spende, die den "Reichsbahn"-Ãberlebenden in Mittel- und Osteuropa
unmittelbar zugute komme, könne deswegen keine Rede sein.
Soweit Empfänger in Polen die angekündigte Zahlung begrüßen, heißt es, die Zahlung der DB
AG, die hälftig nach Polen gehen soll, stehe in einem offenkundigen Zusammenhang mit der
beabsichtigten Aufnahme des Personenverkehrs durch die DB AG in Polen. Die Zahlung sei
bloßen Expansionsinteressen des Unternehmens geschuldet, sie sei unredlich und Bestandteil eines
"Deals" zur Erlangung der Betriebslizenz für Fahrten der DB AG in Polen.
Angesichts der Proteste in- und ausländischer NS-Opfer hat der "Zug der Erinnerung" die
Bundestagsabgeordneten im Verkehrsausschuss gebeten, der "Werbeveranstaltung der DB AG,
deren Geschichtspolitik außerordentlich umstritten ist", am morgigen Mittwoch fern zu bleiben.
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03.12.2010
eine zuvor verbotene Kundgebung gestatten. Die Verbotsauflagen wurden am heutigen Freitag, 3.12.,
zurück genommen, nachdem der "Zug der Erinnerung" Klage eingereicht hatte.
DB und Stadt Nürnberg wollten den Deportierten öffentliches Straßenland sperren, weil die
Vorbereitungen für den Besuch der Bundeskanzlerin zum 175. Bahnjubiläum am kommenden
Dienstag, 7.12., in Nürnberg Vorrang hätten.
Zu der Kundgebung, die bereits morgen (4.12.;12:30 Uhr) stattfindet, werden Ãberlebende der
"Reichsbahn"-Deportationen aus Deutschland und den osteuropäischen Staaten erwartet. Sie
verlangen die Rückzahlung der Einnahmen, die der Unternehmensvorgänger der DB AG ("Deutsche
Reichsbahn") erzielt hat. DB AG und Bundesregierung lehnen jegliche Restitution der
Deportationsopfer ab. Den osteuropäischen Ãberlebenden wurde "humanitäre Hilfe" im Wert von
25 " pro Person angeboten.
Der Festakt der DB AG mit etwa 500 Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft kostet mehrere
Millionen Euro.
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02.12.2010
Mit einem Eilantrag reagieren NS-Opfer auf die Sperrung von Teilen der Nürnberger Innenstadt.
Stadtverwaltung und Deutsche Bahn (DB) wollen den Klägern verbieten, vor dem Eingang zum
Nürnberger DB-Museum an die Massendeportationen mit dem Unternehmensvorgänger "Deutsche
Reichsbahn" zu erinnern. Von der Kundgebung der NS-Opfer könne eine "unmittelbare Gefährdung
der öffentlichen Sicherheit und Ordnung" ausgehen, da das Kundgebungsgelände für eine
Festveranstaltung mit der Bundeskanzlerin, mit dem Bundesverkehrsminister und 500
Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft benötigt werde. Ihre Feiervorbereitungen zum 175.
Jubiläum des deutschen Eisenbahnwesens am 7. Dezember hätten Vorrang.
Im Schriftsatz der Kläger heißt es, das verhängte Versammlungsverbot setze unverzichtbare
Grundrechte außer Kraft. Offensichtlich gewähre die Stadt Nürnberg einem Event der DB AG einen
höheren Rechtsstellenwert als der Kundgebung für die Opfer von Massendeportationen mit dem
Unternehmensvorgänger "Deutsche Reichsbahn". Mit der Kundgebung soll darauf aufmerksam
gemacht werden, dass die DB AG und die Bundesregierung am 7. Dezember zwar das deutsche
Eisenbahnwesen feiern, aber sich bis heute weigern, den Ãberlebenden der Mordbeihilfe der
deutschen Bahn in mindestens 3 Millionen Fällen eine angemessene moralische und materielle
Würdigung zukommen zu lassen.
Mit einer Eilentscheidung des zuständigen Verwaltungsgerichts wird spätestens am morgigen Freitag,
3. 12. 2010, gerechnet.
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29.11.2010
Opfern der NS-"Reichsbahn" sperrt die DB AG Teile der Nürnberger Innenstadt. Dort wollen die
"Reichsbahn"-Deportierten an die Massentransporte nach Auschwitz erinnern und die DB AG zu
einer angemessenen Unterstützung für die Ãberlebenden auffordern. Die Bahn lehnt jegliche
Entschädigung ab und beansprucht das Kundgebungsgelände der "Reichsbahn"-Opfer für eine
Jubiläumsfeier mit der Bundeskanzlerin.
Für den Festakt mit Frau Merkel, Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer und 500 Gästen aus Politik und
Wirtschaft ("175 Jahre deutsches Eisenbahnwesen"/ 7. Dezember) werden mehrere Straßenzüge gesperrt,
überdacht und mit beheizten Event-Zelten ausgestattet. Im Innern halten DB und Bundesregierung
kulinarische Köstlichkeiten aus verschiedenen Perioden der Bahngeschichte bereit. Die der Ãffentlichkeit
nicht zugänglichen Gehwege schmückt das Unternehmen mit nachgebildete Schienensträngen. Sie führen
vom DB-Museum, das eine NS-Lok mit Nazi-Schmuck bewirbt ("Glanzlicht der Eisenbahngeschichte"), in
das Nürnberger Schauspielhaus. Angekündigt ist eine "Show mit Luftakrobatik". Die Kosten der DB-Feiern
(einschließlich der Sicherheitsmaßnahmen) werden auf knapp 2 Millionen Euro veranschlagt. Den
osteuropäischen Ãberlebenden der "Reichsbahn"-Deportationen hat die DB einen einmaligen Betrag im
Wert von je 25 Euro angeboten ("humanitäre Geste").
Obwohl die Demonstration der "Reichsbahn"-Opfer am 4. Dezember und damit mehrere Tage vor
dem DB-Festakt stattfindet, gibt die DB AG das städtische Gelände für die Abschlusskundgebung
nicht frei. Die Bahn habe die öffentlichen Straßenzüge von der Stadt Nürnberg angemietet und müsse
dort Festvorbereitungen treffen, bestätigt das Nürnberger Ordnungsamt. Eine einstündige
Unterbrechung für die "Reichsbahn"-Deportierten sei dem Nachfolgeunternehmen der "Reichsbahn"
nicht zuzumuten.
Das faktische Versammlungsverbot wird von den Veranstaltern scharf kritisiert. Das Verhalten der
Bahn und der Bundesregierung sei "amoralisch und obszön", heißt es in einem Interview der
Jüdischen Allgemeinen vom 26. November
(http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/9162).
In einem Schreiben an die Bundestagsabgeordneten im Verkehrsausschuss (29.11.) rät der "Zug der
Erinnerung" dringend davon ab, der Einladung zu den Nürnberger DB-Feiern zu folgen. Verbote des
Unternehmens, das sich gegen die NS-Deportierten stelle, werde man nicht hinnehmen.
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19.11.2010
Als unannehmbar und beleidigend weisen frühere "Reichsbahn"-Deportierte eine "humanitäre
Geste" der Deutschen Bahn AG zurück. Das Nachfolgeunternehmen der NS-"Reichsbahn", die
etwa 3 Millionen Menschen in die Vernichtungslager fuhr, weigert sich, die Ãberlebenden zu
entschädigen und bietet ihnen stattdessen je 25 Euro an.
Unter Abzug von Verwaltungskosten soll dieser einmalige Betrag auf etwa 200.000 "Reichsbahn"-
Opfer in Osteuropa entfallen. Da an eine individuelle Barauszahlung nicht gedacht ist, müssen die 25
Euro sämtliche "Sachleistungen" abdecken. Jeweils 500 Euro hatte die DB AG in diesem Sommer den
Leidtragenden eines zeitweisen Ausfalls von Klimageräten in ihren ICE-Zügen überwiesen.
"Angesichts der Schwere der physischen und moralischen Verbrechen bei der Deportation der
Gefangenen" seien "Form und Umfang" des DB-Angebots "unannehmbar", schreiben
Opferverbände aus der Ukraine, Weißrussland und Russland in einer "Gemeinsamen
Erklärung". Ihre Mitglieder, die heute in hohem Alter sind, waren zumeist als Kinder mit der
"Deutschen Reichsbahn" verschleppt worden. Sie hatten sich im Frühjahr 2010 an die DB AG
gewandt und auf die Schulden des Vorgängerunternehmens hingewiesen.
Nach vorsichtigen Schätzungen nahm die "Reichsbahn" bei den Deportationen in West- und
Mittelosteuropa mindestens 445 Millionen Euro heutiger Währung ein. Der Betrag ging nach 1945 in
den Eigentumsfonds der Bundesrepublik und der DDR über, wurde aber den Opfern nie zurück gezahlt.
Unter Berücksichtigung von Zinsen handelt es sich inzwischen um rund 2,2 Milliarden Euro.
Der Konflikt zwischen der DB AG und den NS-Opfern belastet die bevorstehenden
Feierlichkeiten zum 175. deutschen Bahnjubiläum. Den Festakt wollen Bahnchef Grube, die
Bundeskanzlerin und 500 prominente Gäste aus Wirtschaft und Politik Anfang Dezember in
Nürnberg begehen. In- und ausländische Opferorganisationen unterstützen eine
Protestdemonstration, die der "Zug der Erinnerung" angekündigt hat, ebenfalls in Nürnberg. Die
Bürgerinitiative, die in dieser Woche den Preis der EU für zivilgesellschaftliches Engagement
erhielt, nennt die DB-Feiern "amoralisch und obszön", "solange die Opfer
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05.11.2010
Schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Bahn AG und die Bundesregierung erhebt die
Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung". Statt die Ãberlebenden der
Massendeportationen mit der "Deutschen Reichsbahn" zu entschädigen, würden die
NS-Opfer "mit Almosen abgespeist", heißt es in einem Aufruf der Initiative.
Nach zähen Verhandlungen stelle die DB AG den etwa 200 Tausend "Reichsbahn"-
Opfern in Osteuropa "humanitäre Hilfe" im Sachwert von einmalig 25 Euro pro
Person zur Verfügung " ein "Bettelbetrag", heißt es in dem Aufruf. Die
Wehrlosigkeit "der Geschwächten und Verarmten, die Auschwitz überlebten",
nutze die DB AG aus.
Der Aufruf "für die Ãberlebenden der "Reichsbahn'-Verbrechen" kritisiert die
bevorstehenden Festakte der Bundesregierung und der DB AG anlässlich des 175.
Bahnjubiläums in Nürnberg. Die Feiern von Bahnchef Grube und Kanzlerin Merkel
entbehrten "jeglicher Moral, solange die Opfer in materieller Not leben und
auf eine angemessene Ehrung noch immer warten müssen".
Die Initiatoren, zu denen überlebende Kinder des Holocaust aus Deutschland
gehören, rufen zu einer bundesweiten Demonstration mit internationaler
Beteiligung in Nürnberg auf. Bereits am Sonntag (7.11.) sollen Protestaktionen
im Kölner Hauptbahnhof stattfinden.
Die "Deutsche Reichsbahn" deportierte über 3 Millionen NS-Opfer in die Zwangs-
und Vernichtungslager. Die "Reichsbahn"-Waggons kehrten mit dem Raubgut der
geplünderten Toten zurück. Bei den Massenverschleppungen nahm die "Reichsbahn"
wenigstens 445 Millionen Euro heutiger Währung ein. Die entsprechenden Werte
gingen nach 1945 in das "Sondervermögen Deutsche Reichsbahn" der
Bundesrepublik über. Dieser Vermögensfonds wird heute vom
Bundesverkehrsministerium und vom Bundesfinanzministerium verwaltet.
Eine Entschädigung der "Reichsbahn"-Deportierten durch die Deutsche Bahn ist
nie erfolgt, teilte die Bundesregierung 15.05.2008 im Bundestag mit. Lediglich
für Zwangsarbeiter der "Reichsbahn" zahlte die DB AG Teilbeträge.
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Bitte beachten Sie den beigefügten Flyer mit dem vollständigen Text des Aufrufs
28.09.2010
Einem "letzten Angebot" der DB AG haben sich die osteuropäischen
Opfer der NS-Deportationen gebeugt. Die Ãberlebenden der
Reichsbahn-Transporte in die Konzentrations- und Vernichtungslager
hatten die DB AG um Unterstützung für ehemalige Häftlinge gebeten, die
sich in hohem Alter befinden und hinfällig sind. Nach monatelangen
Verhandlungen präsentierte der DB-Vorstand Ende September ein "letztes
Angebot". Wäre es nicht angenommen worden, sollten die Opfer leer
ausgehen, berichten Verhandlungsteilnehmer.
Demnach entfällt auf die etwa 200 Tausend Ãberlebenden der
Reichsbahn-Beihilfe zum Massenmord ein einmaliger Gesamtbetrag in Höhe
von 25 Euro pro Person. Die 25 Euro werden von der DB AG auf mehrere
Jahre verteilt, so daß das Unternehmen pro Jahr und Person lediglich 5
Euro abgeben will. Statt den Betrag zur individuellen Auszahlung zu
bringen, wird er einer deutschen Stiftung übereignet. Sie entscheidet
über die Verteilung, entwirft "Projekte" und erhebt Verwaltungskosten.
Die Verteilung erstreckt sich auf Ãberlebende in Polen, der
Tschechischen Republik, der Ukraine, in Weißrussland und Russland. In
diesen Ländern lebt ein Großteil der Reichsbahn-Opfer unter sozial
schwierigen Verhältnissen und erhielt niemals deutsche Entschädigungen.
Bei den im Juni 2010 begonnenen Verhandlungen hatten es die
Unterhändler des DB-Vorstands abgelehnt, die Opfer aus den
Deportationseinnahmen der Reichsbahn zu restituieren. Dieses Blutgeld
(mindestens 445 Millionen Euro heutiger Währung) wurde nach Kriegsende
weder von den Reichsbahn-Erben in der Bundesrepublik noch von den
Rechtsnachfolgern in der DDR zurück gezahlt. Inklusive Zinsen ist ein
Betrag von 2,2 Milliarden Euro aufgelaufen. Auch anfängliche Bitten um
humanitäre Hilfe im Wert von ca. 150 bis 300 Euro je Opfer wiesen die
Unterhändler des DB-Vorstands zurück. Ihr erstes Angebot lautete auf
eine "Spende" im Gesamtwert von 5 Euro pro Deportationsopfer (1 Million
Euro) und wurde bis Ende September auf einmalig 25 Euro (insgesamt 5
Millionen Euro) erhöht.
Die deutsche Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung", die das Verhalten
der DB AG als "soziale Nötigung" bezeichnet, prüft eine Klage vor
internationalen Gerichten. "Schuld und Schulden der Bahn-Eigentümer
sind weder finanziell noch moralisch abgegolten", heißt es in einer
Stellungnahme des gemeinnützigen Vereins. "Die DB AG, das größte
europäische Logistikunternehmen mit Milliardeneinnahmen, wird ihren
Verpflichtungen nicht entgehen."
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09.09.2010
Die Deutsche Bahn AG bietet den osteuropäischen Ãberlebenden der "Reichsbahn"-Deportationen "humanitäre Hilfe" in Höhe von monatlich 55 Cent an. Der Betrag soll drei Jahre gezahlt werden, so dass jeder Deportierte insgesamt 20 Euro erhielte. Dies ist das Ergebnis mehrmonatiger Gespräche, an denen auch das deutsche Verkehrsministerium beteiligt ist. Eine letzte Verhandlungsrunde findet morgen (10. September) in Wroclaw (Breslau) statt.
Der Betrag von monatlich 55 Cent soll den sozial bedürftigen Ãberlebenden nur indirekt zugute kommen und an eine Berliner Stiftung unter Bundesaufsicht fließen. Das Angebot löst bei den Betroffenen Unruhe und Empörung aus. Der Betrag sei "geeignet, sowohl in Deutschland wie im europäischen Ausland und weltweit Empörung hervorzurufen", heißt es in einem Memorandum der Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung". Die Verhandlungen seien gescheitert.
In dem Memorandum, das am 08. September den Außenministerien der ehemals okkupierten Staaten übergeben wurde, wird die Einberufung eines Runden Tisches verlangt. Auch die "Reichsbahn"-Ãberlebenden in Deutschland sollten daran teilnehmen. Der "Zug der Erinnerung" kündigt an, den Forderungen nach Hilfe für die letzten Ãberlebenden auf den deutschen Bahnhöfen Nachdruck zu verleihen. "Die Reichsbahn-Täter haben in der Nachkriegszeit Pensionszahlungen in Milliardenhöhe erhalten. Dass die Opfer von der DB AG mit Centbeträgen abgespeist und wie Bettler behandelt werden sollen, nehmen wir nicht hin", sagt der Vorstandssprecher der Bürgerinitiative.
Die Opferorganisationen aus Polen, der Ukraine, Weißrussland und Russland sowie Anspruchsberechtigte aus der Tschechischen Republik vertreten mindestens 200 Tausend Ãberlebende. Sie waren mit der "Deutschen Reichsbahn" in die Konzentrations- und Zwangslager verschleppt worden. Für die Massentransporte erhob die "Reichsbahn" Gebühren, die auch bei den deutschen Verschleppten eingezogen wurden. So kostete eine Todesfahrt der "Reichsbahn" von Düsseldorf nach Auschwitz etwa 137 Euro heutiger Währung. Nach Berechnungen der Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung" betragen die Deportationseinnahmen mindestens 445 Millionen Euro und sind einschließlich Zinsen auf einen Betrag in Höhe von 2,2 Milliarden Euro aufgelaufen. Das Geld ist nie zurück gezahlt worden.
Gutachten: Bitte klicken Sie hier.
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- Im Herbst 2009 hat die deutsche Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung" (ZdE) ein Gutachten veröffentlicht, das die Einnahmen der "Deutschen Reichsbahn" bei der Beihilfe zu den NS-Menschheitsverbrechen mit einer Summe von mindestens EUR 445 Millionen ausweist. Der verzinste Einnahmebetrag, der nie zurück gezahlt wurde, beträgt mindestens EUR 2,2 Milliarden.
- Im Frühjahr 2010 haben Opferverbände in Osteuropa und ZdE dieses Gutachten zum Anlass genommen, den "Reichsbahn"-Erben eine Sühneleistung zu empfehlen. Sie soll den bedürftigen Ãberlebenden der "Reichsbahn"-Deportationen zugute kommen.
- Im Juni 2010 ist der Vorstand der Deutschen Bahn AG unter Beteiligung der deutschen Bundesregierung in Gespräche mit den Vertretern der osteuropäischen Opfer eingetreten. In Kürze wollen die Gesprächspartner ein vorläufiges Ergebnis ihrer mehrmaligen Treffen verlautbaren.
Nach vorliegenden Informationen hat der Vorstand der Deutschen Bahn AG den Opfern einen Betrag angeboten, der in keinerlei Beziehung zu der minimalen Gutachtensumme (EUR 445 Millionen) steht. Der Betrag ist unangemessen und beleidigt die Opfer, deren soziale Lage sie zur Annahme nötigt. Das Angebot löst unter den Betroffenen Unruhe aus. Es ist geeignet, sowohl in Deutschland wie im europäischen Ausland und weltweit Empörung hervorzurufen.
Auch ein Angebot in unwesentlich nachgebesserter Höhe, das die Referenzsumme der kriminellen "Reichsbahn"-Einnahmen (EUR 445 Millionen) außer acht lässt und diese mehr als halbiert, wird keinen Bestand haben können.
Ein gerechtes Ergebnis kann nur erreicht werden, wenn die moralischen und finanziellen Aspekte unter Beteiligung sämtlicher Akteure umfassend sowie einvernehmlich gewürdigt werden. Das bisherige Verfahren, das wir als gescheitert ansehen, bietet dafür keine Grundlage.
Der "Zug der Erinnerung" spricht die Erwartung aus, dass die verantwortlichen Gremien der Deutschen Bahn AG und der Bundesregierung sowie die damit befassten Parlamentarier des Deutschen Bundestages die Einrichtung eines Runden Tisches befürworten.
Ziel sollte es sein, bis zum 7. Dezember 2010 eine gemeinsame Empfehlung auszusprechen, so dass die Auszahlung an die bedürftigen Opfer (einschließlich der Opfer in der Bundesrepublik Deutschland) zügig beginnen kann. An diesem Runden Tisch muss die deutsche Zivilgesellschaft, die in Fragen der "Reichsbahn"-Verbrechen vom "Zug der Erinnerung" vertreten wird, ohne Einschränkung beteiligt sein.
Der "Zug der Erinnerung" ist der Ansicht, dass Schuld und Schulden der gemeinsamen Geschichte der Deutschen eines gemeinsamen Abtrags bedürfen. Das moralische Kapital, das die deutsche Zivilgesellschaft dabei einsetzt, und das finanzielle Kapital, über das die DB AG und ihre Eigentümerin verfügen, müssen zusammengeführt werden und dazu beitragen, Misstrauen und Hass zwischen den überlebenden Opfern und den Nachfahren der Täter vergehen zu lassen.
Berlin, 08. September 2010
Zug der Erinnerung e.V.
Gemeinnütziger Verein
Der Vorstand
Hans-Rüdiger Minow
Vorstandssprecher
Armin Dahm
Tatjana Engel
Lars Grüterig
Anläßlich der gegenwärtigen Verhandlungen zwischen der Eigentümerin der Deutschen Bahn AG einerseits und internationalen Opferorganisationen der NS-Verbrechen andererseits erklärt die Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung":
1. Alleinige Eigentümerin der Deutschen Bahn AG ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Die Bundesrepublik Deutschland ist Erbin des Vermögens der "Deutschen Reichsbahn", in deren Nachfolge sie die Deutsche Bahn AG betreibt.
2. Vermögensteile der "Deutschen Reichsbahn" entstammen der Mordbeihilfe bei den Massendeportationen des NS-Regimes in Deutschland und den von Deutschland okkupierten Staaten. Nach einem vorläufigen Gutachten erzielte die "Deutsche Reichsbahn" bei den Massendeportationen Einnahmen in Höhe von mindestens 445 Millionen Euro heutiger Währung (665 Millionen US-Dollar).
3. Schuldnerin dieser Einnahmen ist die Bundesrepublik Deutschland, Gläubiger sind die Opfer der "Reichsbahn"-Verbrechen, ihre Erben und ihre internationalen Vertretungskörperschaften.
4. Die Bundesrepublik Deutschland lehnt es ab, die fortdauernde Schuldnerschaft anzuerkennen und den Opfern Versöhnung durch Restitution anzubieten. Stattdessen kündigt sie an, über das Nachfolgeunternehmen der "Deutschen Reichsbahn" (Deutsche Bahn AG) eine "humanitäre Geste" abzuwickeln.
5. Wegen der "humanitären Geste" haben die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Bahn AG bilaterale Verhandlungen in Polen aufgenommen. Nach unseren Erkenntnissen dürfen an diesen Verhandlungen Opferorganisation anderer Staaten entweder nur mittelbar oder überhaupt nicht teilnehmen. Die exklusiven Verhandlungen sind geeignet, die Opfer und ihre Vertretungskörperschaften gegeneinander auszuspielen.
6. Das von der Verhandlungsführerin der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Bahn AG gesteuerte Verfahren verletzt die Rechte der Gesamtheit der Gläubiger und entbehrt jeder demokratischen Grundlage, da auch die Rechte der deutschen und internationalen Ãffentlichkeit, in die Aussöhnung zwischen Tätererben und Opfern einbezogen zu werden, keine Beachtung finden.
7. Die von der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Bahn AG angekündigte "Geste" ist weder moralisch noch materiell angemessen. Statt sich zur Mordbeihilfe der "Deutschen Reichsbahn" in vollem Umfang zu bekennen, die Toten an den Stätten ihrer Deportationen zu ehren und bedingungslose Zahlungen in Höhe der Tateinnahmen zu leisten, bietet die Schuldnerin den Opfern ein "Hilfsprogramm" an. Das "Programm" soll über mehrere Jahre gestreckt werden und macht die Opfer zu Bittstellern karitativer Maßnahmen. Zehntausende Hinfällige in hohem Alter werden die "humanitäre Geste" nicht mehr erleben.
8. Das Vorgehen der Schuldnerin widerspricht der Einsicht weiter Teile der deutschen Ãffentlichkeit, dass nur ein unzweideutiges Schuldbekenntnis und die Begleichung der Schulden die historischen Verbrechenslasten mildern kann, damit zwischen den Nachfahren der Täter und den überlebenden Opfern Misstrauen und Hass vergehen.
9. Sollte die Verhandlungsführung der Bundesrepublik Deutschland darauf abzielen, die Bedürftigkeit der Opfer auszunutzen, sie gegeneinander auszuspielen, zur Annahme eines "Programms" zu nötigen und ihre tatsächlichen Ansprüche durch Zeitablauf zu erledigen, werden die Ergebnisse keinen Bestand haben.
10. Namens des Vorstands der deutschen Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung" und der von ihr vertretenen Teile der deutschen Zivilgesellschaft erklären wir: Die Rechtspflicht der Bundesrepublik Deutschland, sämtliche "Reichsbahn"-Opfer zu restituieren, ist durch eine "humanitäre Geste" nicht zu tilgen und unterliegt der internationalen Gerichtsbarkeit - et nunc et semper.
Berlin, 10. August 2010
Zug der Erinnerung e.V.
Der Vorstand
Armin Dahm
Tatjana Engel
Lars Grüterig
Hans-Rüdiger Minow
12.07.2010
Demonstrationen auf deutschen Bahnhöfen angekündigt
Demonstranten auf mehreren deutschen Bahnhöfen verlangen Entschädigungen für die Opfer der "Reichsbahn"-Deportationen in die Zwangs- und Vernichtungslager. Dabei kam es am Sonntag (11. Juli) zu Zusammenstößen mit Ordnungskräften der "Deutschen Bahn AG" (DB AG) in Hamburg. Das Unternehmen wollte die Verteilung von Informationsmaterial verhindern und machte von seinem Hausrecht Gebrauch. Ein Transparent mit der Aufschrift "Die 'Reichsbahn'-Opfer ehren - den Ãberlebenden jetzt helfen" wurde verboten und von der DB-Sicherheit umstellt.
Anlass der Demonstrationen, zu denen auch in Frankfurt am Main und in anderen Großstädten aufgerufen wird, sind sogenannte Bahnhofsfeste, die von der DB AG bundesweit organisiert werden. Damit will das Nachfolgeunternehmen der "Reichsbahn" in den kommenden Monaten 175 Jahre deutsches Eisenbahnwesen feiern und stellt sich in die Tradition der nationalen Bahngeschichte. Sie führte auch nach Auschwitz. Höhepunkt der Festivitäten ist ein "Bahnhofsfest" in Nürnberg, zu dem DB-Chef Rüdiger Grube und Bundeskanzlerin Merkel einladen.
"Solange Ãberlebende der 'Reichsbahn'-Verbrechen unter manchmal ärmlichen Verhältnissen leben müssen, fällt es uns schwer zu feiern", heißt es in dem verbotenen Informationsmaterial der Hamburger Demonstranten. Nach einem Gutachten der Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung" nahm die "Reichsbahn" bei den Massendeportationen wenigstens 445 Millionen Euro heutiger Währung ein. Dieses Geld wurde den Verschleppten nie zurückgezahlt. Die Bürgerinitiative verlangt eine "angemessene Restitution statt wohlfeiler Barmherzigkeit. Den überlebenden 'Reichsbahn'-Opfern in Deutschland und in den früher besetzten Staaten muss bedingungslose Gerechtigkeit widerfahren".
Pressekontakt: +49 171 1905050
09.06.2010
Die letzten Ãberlebenden der "Reichsbahn"-Deportationen sollen entschädigt werden. Erste Gespräche, an denen die Bundesregierung und die Deutsche Bahn AG beteiligt sind, finden bereits in den kommenden Wochen statt. Dem Vernehmen nach ist die Bundesstiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" (EVZ) Verhandlungsführerin der deutschen Seite. Die "Reichsbahn"-Opfer werden von einer polnischen Organisation vertreten. Die "Reichsbahn" hatte in der NS-Zeit über 3 Millionen Menschen in Vernichtungs- und Zwangslager verschleppt, darunter über eine Million Kinder. Die Todestransporte und Deportationen mussten die Opfer oft selbst bezahlen. Nach einem Gutachten der Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung" nahm die "Reichsbahn" bei diesen Transporten mindestens 445 Millionen Euro heutiger Währung ein. Obwohl zahlreiche Opfer unter schwierigen sozialen Verhältnissen leben, verweigerten die "Reichsbahn"-Erben bis vor kurzem jegliche Entschädigung.
In den Stillstand kam erst Bewegung, als osteuropäische Ãberlebende im März diesen Jahres einen gemeinsamen Appell an die DB AG richteten. In der "Warschauer Erklärung" verlangen sie eine "humanitäre Geste" des Unternehmens. Dem haben sich zahlreiche deutsche Parlamentarier und Abgeordnete des Europaparlaments in einer Petition angeschlossen. "Die Unterstützung der Ãffentlichkeit hat die 'Reichsbahn'-Erben zu einem ersten Einlenken veranlasst", heißt es in einer Stellungnahme der Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung". "Jetzt kommt es darauf an, die Verhandlungen für sämtliche Opfer transparent und mit einem angemessenen Ergebnis zu führen."
Während die Ãberlebenden von "Reichsbahn"-Verpflichtungen in dreistelliger Millionenhöhe ausgehen, seien bei der DB AG symbolische Beträge von weniger als einem Zehntel im Gespräch, heißt es in der Stellungnahme. Ãber die Höhe der Entschädigungsleistungen muss der DB-Aufsichtsrat befinden. In ihm üben die Staatssekretäre des Verkehrsministeriums, des Finanzministeriums und des Wirtschaftsministeriums maßgeblichen Einfluss aus.
Die Verhandlungen stehen unter Zeitdruck. Bundeskanzlerin Merkel und Bahnchef Grube wollen im Dezember das 175. deutsche Eisenbahnjubiläum feiern. "Bis dahin muss den Opfern Gerechtigkeit widerfahren; ihre letzten Tage sollen sie in Würde verbringen", verlangt der "Zug der Erinnerung".
Pressekontakt: 02297-1649 oder 02297-1010
06.05.2010
Auf einen Güterbahnhof
an der Berliner Stadtperipherie will die Deutsche Bahn AG den "Zug der
Erinnerung" verschieben. Den von der gleichnamigen Bürgerinitiative
beantragten Halt in Berlin-Spandau, einem zentralen Durchgangsbahnhof,
lehnt die DB AG trotz zahlreicher Proteste weiter ab. Als Ersatz bietet
das Unternehmen die Gütergleise in einem Waldgebiet an. Das Gelände
verfügt weder über Bahnsteige, noch gibt es eine Ãberdachung. "Die
deportierten NS-Opfer auf dem Schotter einer Industrieanlage zu ehren
ist eine Zumutung, die wir nicht hinnehmen werden", heißt es in einer
Stellungnahme des Trägervereins "Zug der Erinnerung".
Für die Verschiebung auf
die Abstellgleise hatte sich zuvor der Bezirksbürgermeister von
Berlin-Spandau ausgesprochen, der in engem Kontakt mit der DB AG steht.
Ihm droht deswegen ein Misstrauensantrag mehrerer Abgeordneter.
In dem Konflikt um ein
angemessenes Gedenken an die NS-Opfer ist die Bundesnetzagentur (Bonn)
als staatliche Regulierungsbehörde tätig. Die Behörde hatte die Bahn AG
im April zu einem Vermittlungsgespräch eingeladen, das von dem
Unternehmen ausgeschlagen wurde. Sämtliche Bitten um
Unterstützung, die der "Zug der Erinnerung" anlässlich seines
Berlin-Aufenthaltes an den Bundesverkehrsminister (Peter Ramsauer, CSU)
richtete, bleiben nach Auskunft des Trägervereins unbeantwortet.
Pressekontakt: 0171-190 50 50
04.05.2010
Die Deutsche Bahn AG
sperrt ihre Bahnhöfe für TV-Interviews über den "Zug der Erinnerung".
Der Zug mit einer mobilen Ausstellung über die
"Reichsbahn"-Deportationen soll am 8. Mai auf dem früheren
Deportationsbahnhof Berlin-Grunewald einfahren. Die DB AG gibt die
Gleise bis heute nicht frei. Das Drehverbot gilt ebenso für
das am Bahnhof Grunewald gelegene Mahnmal, das an die deportierten
Berliner Juden erinnert. Einen Antrag auf Dreherlaubnis hatte der
öffentlich-rechtliche Sender "radio berlin brandenburg" (rbb) bei der
DB AG gestellt. Daraufhin untersagte das Bahnunternehmen dem rbb die
für gestern (03.05.2010) geplanten Interviews auf dem Mahnmalgelände.
Außer in
Berlin-Grunewald will der "Zug der Erinnerung" in Spandau,
Berlin-Mitte, Berlin-Schöneweide und Ahrensfelde Station machen. Auf
keinem dieser Bahnhöfe hat die DB AG bisher das Gedenken an die Opfer
der "Deutschen Reichsbahn" gestattet.
Der "Zug der
Erinnerung" kündigt an, ein Gedenkverbot nicht hinzunehmen. "Die
Sperrung der Bahnhöfe am 8. Mai werden wir notfalls durchbrechen",
heißt es in einer Stellungnahme von heute (04.05.2010). Die Initiative
ruft dazu auf, zu Ehren der "Reichsbahn"-Opfer am 65. Jahrestag ihrer
Befreiung auf dem Bahnhof Berlin-Grunewald Blumen niederzulegen.
Kontakt: 0171-190 50 50
Presseeinladung zur Gedenkzeremonie am 8. Mai 2010 um 10:30 Uhr auf dem Bahnhof Berlin-Grunewald
Es sprechen Ãberlebende der "Reichsbahn"-Deportationen und Vertreter internationaler Opferorganisationen
21.04.2010
Die letzten Ãberlebenden
der "Reichsbahn"-Deportationen können auf keine schnelle Hilfe hoffen.
Dies teilt die Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung" mit, die ehemalige
Deportierte aus Deutschland und mehreren osteuropäischen Staaten
unterstützt. Demnach lässt Bundesverkehrsminister Ramsauer (CSU) an ihn
gerichtete Schreiben seit November vergangenen Jahres unbeantwortet.
Auch der Vorstand der
DB AG schweige zu mehrmaligen Aufforderungen, sich der
"Reichsbahn"-Opfer anzunehmen. "Wir hatten gehofft, Sie würden das
Alter der Ãberlebenden berücksichtigen, deren Leiden weder moralisch
noch materiell abgegolten sind", heißt es in einem Brief der
Bürgerinitiative an die DB AG vom 20. April. "Mit der notwendigen
Unterstützung weiter zu warten und die angebotenen Gespräche
dilatorisch zu behandeln, kann nur bedeuten, auf den Tod der Opfer zu
setzen." Da sämtliche Bitten und Appelle unberücksichtigt blieben, sehe
man sich veranlasst, "nunmehr die deutsche und internationale
Ãffentlichkeit über das Scheitern unserer Bemühungen zu unterrichten."
21 Opferverbände aus
fünf Staaten hatten angekündigt, notfalls gerichtlich vorzugehen,
sollte die Deutsche Bahn AG eine humanitäre Geste für die letzten
Ãberlebenden verweigern. Sie waren im Kindesalter mit Zügen der
"Deutschen Reichsbahn" in die NS-Zwangs- und Vernichtungslager
deportiert worden. Die Gesamtzahl der von der "Reichsbahn"
verschleppten Menschen, die zu Tausenden in den Güterwagen starben,
wird auf über 3 Millionen geschätzt. Dabei nahm das staatliche
Bahnunternehmen nach vorsichtigen Berechnungen 455 Millionen Euro
heutiger Währung ein. Juristische und historische Erben der
"Reichsbahn" sind das deutsche Verkehrsministerium und die DB AG.
Anläßlich des 65.
Jahrestages ihrer Befreiung wollen Ãberlebende der
"Reichsbahn"-Deportationen den "Zug der Erinnerung" bei seiner Einfahrt
nach Berlin am 8. Mai begleiten. Die DB AG hat angekündigt, Gleise zu
sperren (Berlin-Spandau) und lässt offen, ob sie das Gedenken an die
"Reichsbahn"-Opfer auch auf dem früheren Deportationsbahnhof
Berlin-Grunewald verhindern will.
Pressekontakt: 02297-1649
20.04.2010
Zwischen dem "Zug der
Erinnerung", der am 8. Mai in Berlin einlaufen will, und der DB AG
bahnt sich ein neuer Konflikt an. Die DB sperrt dem Zug mit einer
Ausstellung über die jugendlichen Opfer der "Reichsbahn"-Deportationen
die Zufahrt auf den Bahnhof Berlin-Spandau. Auch weitere Stationen in
der deutschen Hauptstadt, so der frühere Deportationsbahnhof
Berlin-Grunewald, werden von der DB AG nicht bestätigt.
In den Konflikt ist
inzwischen die Bundesnetzagentur eingeschaltet. Die staatliche
Regulierungsbehörde hatte die Parteien am gestrigen Montag (19. April)
zu einem Vermittlungsgespräch nach Bonn geladen. Kurz vor dem
gemeinsamen Termin lehnte die DB AG ihr Erscheinen ab. "Statt das
Gedenken an die 'Reichsbahn'-Opfer zu unterstützen, setzen die Erben
der 'Reichsbahn' auf Konfrontation", kommentiert der Sprecher der
Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung" die Gesprächsverweigerung.
Bereits 2008 kam es zu
öffentlichen Auseinandersetzungen, als der über 4.500 deportierten
Kinder gedacht werden sollte, die mit der "Reichsbahn" aus Berlin
verschleppt wurden. Trotz einer Intervention des Regierenden
Bürgermeisters gelang es damals der DB, einen Halt des Zuges auf dem
Berliner Hauptbahnhof zu verhindern. Daraufhin legten mehrere
Zehntausend Besucher auf Ausweichbahnhöfen Blumen nieder.
Für die Fahrt des Zuges
und den Zugang zur Ausstellung über die jugendlichen "Reichsbahn"-Opfer
verlangen die "Reichsbahn"-Erben hohe Gebühren. So muss die
Bürgerinitiative, die den Zug seit drei Jahren durch Deutschland fahren
lässt, je Schienenkilometer rund 4 Euro an die DB AG zahlen. Pro
Ausstellungsstunde erhebt die DB 45 Euro. Selbst die Nachtabstellung
auf einem Gütergleis kostet Geld. Die täglichen DB-Gebühren für den
"Zug der Erinnerung" belaufen sich auf durchschnittlich 1.000 Euro.Der
geplante Berlin-Aufenthalt des Zuges (8. Mai bis 20. Mai) wird aus
Spenden beglichen, den mehrere Berliner Bezirke, Kirchenkreise und
private Unterstützer zur Verfügung stellen.
"Anlässlich des 65.
Jahrestages des Kriegsendes werden wir darauf bestehen, am 8. Mai den
'Zug der Erinnerung' in die deutsche Hauptstadt zu bringen", kündigt
die Bürgerinitiative an.
Pressekontakt: 02297-1649
09.04.2010
Zum Gedenken an die
"Reichsbahn"-Deportierten werden einhundert Jugendliche aus allen
Teilen Deutschlands in der kommenden Woche in Berlin erwartet. Sie
folgen einer Einladung der Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung" und
werden anschließend in die Gedenkstätte Auschwitz (Polen) weiter
reisen. Dort wollen sie den letzten Spuren deportierter Kinder aus
ihren Heimatstädten nachgehen.
In Berlin werden die
Teilnehmer die früheren Einsatzzentralen der "Reichsbahn"-Deportationen
aufsuchen. Das staatliche Bahnunternehmen verschleppte etwa 3 Millionen
Menschen, darunter eine Million Kinder und Jugendliche, in die Lager.
Die meisten kehrten nicht zurück. Verantwortlich für die Todeszüge
waren neben der "Reichsbahn" das Berliner Verkehrsministerium und die
SS. Auch das Auswärtige Amt half mit.
Die Bürgerinitiative
"Zug der Erinnerung" fordert von den "Reichsbahn"-Nachfolgern (Deutsche
Bahn AG), die letzten Ãberlebenden mit einer humanitären Geste zu
unterstützen. Die Bundesregierung, die alleiniger Eigentümer der DB AG
ist, sieht dafür "keinen rechtlichen Spielraum".
Am Dienstag, 13. April,
werden die einhundert Jugendlichen in einem öffentlichen Gedenkzug zu den Gleisanlagen des früheren Deportationsgeschehens ziehen.
Wegestrecke: Lewetzowstraße - Jagowstraße - Turmstraße - Lübecker Straße - Perleberger Straße - Havelberger Straße - Quitzowstraße - Mahnmal Putlizbrücke (S-Bahn Westhafen).
Fototermine: 16.30 Uhr (Lewetzowstraße) bis 17.45 Uhr (Putlitzbrücke)
Pressekontakt: +49 2297 1649 (Herr Minow)
Pressekontakt Dienstag: +49 162 7733563 (Frau Schilde)
Die Bundesregierung
lehnt finanzielle Hilfen für die letzten Ãberlebenden der
Massendeportationen mit der "Deutschen Reichsbahn"
kategorisch ab. "Raum" für Leistungen gleich welcher Art
"gibt es nicht", teilte das Bundesministerium für Finanzen
jetzt mit. Auch die Deutsche Bahn AG, die historische Erbin der
"Deutschen Reichsbahn" ist, treffe "keine rechtliche
Verpflichtung", heißt es in einem Schreiben an den
gemeinnützigen Verein "Zug der Erinnerung". Man habe alles
getan und müsse einen Schlussstrich ziehen.
Der "Zug der
Erinnerung", der eine mobile Ausstellung über die etwa 3
Millionen "Reichsbahn"-Opfer durch die deutschen Bahnhöfe
fahren lässt, hatte die Bundesregierung um eine humanitäre Geste
gebeten. Zahlreiche Deportierte, die als Kinder und Jugendliche den
Leidensweg über das europäische Schienennetz antraten, leben im
hohen Alter unter schwierigen sozialen Bedingungen.
Inzwischen appellieren 21
Opferorganisationen aus vier Ländern an die deutsche Ãffentlichkeit.
In einer Erklärung, die am vergangenen Wochenende in Warschau
verabschiedet wurde, heißt es:
"Ohne die
'Deutsche Reichsbahn' und ihre Massentransporte wären die Morde, die
Ausbeutung und die unmenschlichen Leiden der Opfer unmöglich
gewesen. Die Wagen der 'Deutschen Reichsbahn' wurden für
Hunderttausende zu rollenden Särgen.
Wir sind Ãberlebende
dieser Todestransporte. Für unseren Weg in Vertreibung,
Gefangenschaft und Vernichtung hat die 'Deutsche Reichsbahn'
Kilometer für Kilometer Gebühren erhoben. An den Massenverbrechen
hat sie sich bereichert (...) Die historischen Nachfolger der
'Deutschen Reichsbahn' müssen ihrer moralischen und finanziellen
Pflicht endlich nachkommen.
Warschauer Erklärung in voller Länge
Der "Zug der Erinnerung", der bereits im vergangenen Dezember nach Eisenhüttenstadt kommen sollte, macht Ende April auf dem DB-Bahnhof Station. Vorgesehen sind mindestens zwei Aufenthaltstage, teilt die Bürgerinitiative mit, die den Zug und seine mobile Ausstellung mit einer Dampflok seit drei Jahren durch Deutschland fahren lässt.
Gezeigt werden Biografien von Kindern und Jugendlichen, die mit der "Reichsbahn" in die NS-Konzentrationslager verschleppt wurden. Die meisten kehrten nicht zurück. Zu ihnen gehören auch Kinder aus dem früheren Fürstenberg: Klaus Wolfgang Klein (10 Jahre), Walter Lewin (15 Jahre), Susanne Leyser (12 Jahre) und Manfred Meyer (11 Jahre). Kinder der in Fürstenberg zu Zwangsarbeit verurteilten Arbeiterinnen und Kriegsgefangenen ließen in der Stadt ebenfalls ihr Leben.
Der "Zug der Erinnerung" werde diese vergessenen Opfer "im 65. Jahr nach der Befreiung" angemessen ehren, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Bürgerinitiative.
Sie ruft Schüler und Lehrer in Eisenhüttenstadt auf, sich an der Spurensuche nach den Lebenszeugnissen der ermordeten Kinder zu beteiligen und diese Andenken in die mobile Ausstellung einzubringen.
Besonders engagierte Jugendliche lädt der "Zug der Erinnerung" zu einer Gedenkstättenfahrt in die Nähe von Gdansk (Danzig) ein.
Der Aufenthalt des Zuges kommt mit aktiver Unterstützung der EKO-Stiftung zustande. Arcelor Mittal hatte bereits im Dezember dafür gesorgt, daß die Waggons auf sicherem Weg in die Winterpause nach Berlin überführt werden konnten. Von dort kehren sie jetzt nach Eisenhüttenstadt zurück. Weitere Stationen sind Frankfurt (Oder) und die polnische Grenzregion.
Pressekontakt: 02297-1649 oder 0171-190 5050 (Herr Minow)
Der Konflikt mit der Deutschen Bahn AG um das Gedenken an die NS- Deportationsopfer spitzt sich erneut zu. Die Bahn sperre dem "Zug der Erinnerung" die Einfahrt auf Personengleise in Eisenhüttenstadt (Brandenburg), heißt es in einer Pressemitteilung des gleichnamigen Bürgervereins. Dem Zug mit Fotos und letzten Lebenszeugnissen deportierter Kinder werde zum wiederholten Mal die "Verladerampe in einer abgelegenen Industriebrache" als Ort der Ehrung zugewiesen (Fotos, Rechte frei).
Die "Verhöhnung der Ermordeten", die von der NS-"Reichsbahn" in den Tod gefahren wurden, werde man nicht hinnehmen, heißt es in der Pressemitteilung. Aus Eisenhüttenstadt stammen Dutzende jüdische Familien, die in den NS- Vernichtungslagern endeten, darunter mehrere Kinder. Die Region war Umschlagplatz der ersten NS-Massendeportation (1938), bei der die SS über 17.000 polnische Juden über die Grenze trieb ("Polen-Aktion").
Auch die Kommunalspitze von Eisenhüttenstadt ignoriere eine angemessene Ehrung, beklagt der "Zug der Erinnerung". Der mobilen Gedenkstätte wurde demnach mitgeteilt, in Eisenhüttenstadt (früher: Fürstenberg) fehle ein "konkreter historischer Bezug". Ãber deportierte Kinder und Jugendliche wisse man nichts. Es sei deswegen "ausgeschlossen", daß sich Schüler an der Spurensuche nach den Verschleppten beteiligen.
"Dies ist das erste Mal, daß eine Kommune ihr Desinteresse an den Opfern in so beschämender Weise dokumentiert", heißt es in der Pressemitteilung. Eisenhüttenstadt ist eine Domäne rechtsradikaler Aktivisten.
Der "Zug der Erinnerung" machte seit Ende 2007 auf über 100 Stationen Halt. Insgesamt 370.000 Besucher kamen bisher auf die Bahnhöfe. Ziel der Fahrt ist die Gedenkstätte Auschwitz.
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BERLIN - Die von der Deutschen Bahn AG gestern (02.07.09) gezahlten 175.000 Euro für den "Zug der Erinnerung" sollen teilweise in einen Hilfsfonds fließen. Man schlage ein umfassendes Hilfsprogramm vor, um Ãberlebende der "Reichsbahn"-Deportationen zu unterstützen, teilt die gemeinnützige Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung" mit. Zuvor hatte der neue Vorstandsvorsitzende der DB AG, Dr. Rüdiger Grube, in Berlin einen Scheck an die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" (EVZ) übergeben. Auf dem Umweg über die EVZ soll das Geld an den "Zug der Erinnerung" gelangen und einen jahrelangen Streit beilegen.
Die "Reichsbahn" transportierte etwa 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche in die NS-Vernichtungslager, von denen nur wenige überlebten. Auf dieses kaum beachtete Kapitel der deutschen Massenmorde macht seit über 2 Jahren der "Zug der Erinnerung" mit einer mobilen Ausstellung aufmerksam. Sie wurde auf bisher 96 Bahnhöfen gezeigt und zog 330.000 Besucher an.
Wiederholt kam es auf der Ausstellungsstrecke zu Auseinandersetzungen mit der Deutschen Bahn AG. Das Unternehmen erhob für das Gedenken an die "Reichsbahn"-Opfer stündlich Gebühren (Trassen- und Stationskosten). "Der jetzt zur Verfügung gestellte Betrag entspricht in etwa den hohen DB-Rechnungen", heißt es in einer Stellungnahme der Bürgerinitiative. "Wir konnten diese Rechnungen nur begleichen, weil uns tausende Besucher mit ihren großzügigen Spenden halfen."
Da die Ãberlebenden der "Reichsbahn"-Deportationen oft an physischen und psychischen Spätfolgen leiden, will der "Zug der Erinnerung" mit den jetzt zurückerstatteten Bahn-Gebühren praktische Hilfe leisten. Geprüft werde die Einrichtung eines Hilfsfonds für die "Reichsbahn"-Opfer. Der Umfang des Fonds müsse den Deportationseinnahmen der früheren "Reichsbahn" entsprechen, heißt es in der Stellungnahme des Vereins "Zug der Erinnerung".
Die "Reichsbahn" hatte den Deportierten 4 Pfennige pro Kilometer berechnet. Kinder bezahlten für die Fahrt in den Tod die Hälfte. Zwar beteiligte sich die Deutsche Bahn AG in der Vergangenheit an einer Stiftung für die ehemaligen Zwangsarbeiter der "Reichsbahn". Aber bei der Bewältigung der Folgen des eigentlichen Deportationsgeschehens, das häufig in Viehwaggons quer durch Europa führte, wurde den damals noch jugendlichen Ãberlebenden nie Unterstützung gewährt.
"Wir hoffen, daß sich das Verkehrsministerium, die Deutsche Bahn AG und die führenden Unternehmen der deutschen Bahnindustrie an einem Hilfsfonds maßgeblich beteiligen werden. Ein Anfang ist gemacht."
Nach Auskunft des Trägervereins wird der "Zug der Erinnerung" seine Fahrt im kommenden Herbst und Winter fortsetzen. Die Strecke führt u.a. auf Bahnhöfe an der französischen, niederländischen und polnischen Grenze. Dort werden Ãberlebende, die als Kinder von der "Reichsbahn" in die Lager geschleust wurden, die mobile Ausstellung begrüßen.
3. Juli 2009
Pressekontakt: Hans-Rüdiger Minow, Vorstandssprecher, Tel.: 02297-1649 oder 02297-1010
Die sofortige Schließung der NS-Abteilung im zentralen Verkehrsmuseum der Deutschen Bahn AG (Nürnberg) hat die bundesweite Initiative "Zug der Erinnerung" gefordert. Die DB AG stelle in Nürnberg hakenkreuzgeschmückte NS-Devotionalien aus, die von dem Unternehmen als "Glanzlichter der Eisenbahngeschichte" bezeichnet werden. Im DB-Museum könne man "alles bestaunen: liebevoll restaurierte NS-Uniformen der 'Reichsbahn', farbige NS-Plakate der 'Reichsbahn' oder luxuriöse NS-'Reichsbahn'-Waggons - eine einfühlende Erinnerung an die Opfer der millionenfachen 'Reichsbahn'-Transporte in den Massenmord" finde man jedoch nicht, heißt es in einer Stellungnahme, die am Donnerstag auf dem Nürnberger Hauptbahnhof verteilt wurde.
Zuvor hatte der Nürnberger Oberbürgermeister den "Zug der Erinnerung" in Gegenwart von Vertretern des Landesverbandes der Sinti und Roma auf Gleis 1 begrüßt. Der Zug mit einer mobilen Ausstellung über die "Reichsbahn"-Massendeportationen von Kindern und Jugendlichen in die NS-Vernichtungslager befindet sich auf einer deutschlandweiten Fahrt. Sie führt zur Gedenkstätte Auschwitz. Schätzungen gehen von über einer Million verschleppter Kinder und Jugendlicher aus, die nicht mehr zurückkehrten. Unter den Opfern befinden sich Kinder aus fast sämtlichen europäischen Staaten.
Die Nürnberger DB-Ausstellung wird wegen ihrer NS-Abteilung seit Jahren kritisiert. Das Museum zeigt auf sechstausend Quadratmetern Exponate zur deutschen Eisenbahngeschichte und widmet exakt achtzehn Quadratmeter der "Reichsbahn"-Beihife zum Holocaust. In dem Ausstellungs-"Kabuff" finde "keine Auseinandersetzung mit dem Massenmord" statt, hieß es bereits 2006 im Deutschlandfunk ("Mit der Bahn in den Tod", 04.12.2006). Die Deutsche Bahn AG stelle sich "nur gezwungen und so ganz nebenbei" den Tatsachen.
Laut Pressemitteilung vom "Zug der Erinnerung" habe diese Art der Geschichtsdarstellung bei der DB AG "Methode". Bis März 2009 seien im Internet-Kanal der DB AG ('Bahn TV') Propagandasequenzen aus NS-Filmen gezeigt worden, "in denen die Ausrottungspolitik der Nazis völlig geleugnet wurde - durch Beschweigen." Erst nach Protesten durch den "Zug der Erinnerung" habe die DB AG die Sendung aus dem Netz genommen. Die bundesweite Initiative weist darauf hin, dass in Nürnberg Feiern zum 175. Jubiläum des deutschen Eisenbahnwesens bevorstehen (2010). Bis dahin müsse "die skandalöse NS-Abteilung des Nürnberger DB Museums geschlossen werden, um sie grundsätzlich zu überarbeiten. Die Beleidigung der NS-Opfer muss ein Ende haben."
Wegen ihres Umgangs mit dem Gedenken an die "Reichsbahn"-Verbrechen wird die DB AG zunehmend kritisiert. Zuletzt hatte die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland das Verhalten der DB AG "ungeheuerlich und nicht nachvollziehbar" genannt. Anlass waren Auseinandersetzungen auf dem Münchner Hauptbahnhof (27.04.), als die Bahn Hinweise auf die Ehrung der Opfer beschlagnahmen ließ.
Pressekontakt: 0171-190 50 50 (Herr Minow, Vorstandssprecher)
MÃNCHEN - Mit massiven Behinderungen auf dem Münchener Hauptbahnhof setzt die Deutsche Bahn AG ihren Boykott gegen den "Zug der Erinnerung" fort. Der Zug, der in mehreren Ausstellungswagen letzte Lebenszeugnisse jugendlicher Opfer der NS-Deportationen mit der "Deutschen Reichsbahn" zeigt, steht seit Montag (27.04.) auf einem Außengleis des Bahnhofs.
Unmittelbar nach Eröffnung durch den Münchener Oberbürgermeister Christian Ude und mehrere Ãberlebende griff das Bahnhofsmanagement in das Ausstellungsgeschehen ein. Die DB AG beschlagnahmte im gesamten Bahnhofsbereich sämtliche Hinweistafeln auf den "Zug der Erinnerung" und die über 200 deportierten Kinder der Stadt ("Brandschutzmaßnahme"), ordnete "technische Kontrollen" des Zuges an und ließ Gruppen bewaffneter Sicherheitskräfte vor den Ausstellungswagen patrouillieren.
"Unter diesen Umständen ist ein würdiges Gedenken an die deportierten Kinder und Jugendlichen in München nicht möglich", heißt es in einer Stellungnahme der Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung", die das Gedenkprojekt seit 2007 durch Deutschland fahren lässt. "Wir erwarten und verlangen, dass die DB AG die Behinderungen sofort einstellt. Wir appellieren an die Münchener Zivilgesellschaft, dem Boykott entgegenzutreten und das Gedenken vor dem Zugriff der Deutschen Bahn AG zu schützen. Sollte eine würdige Ehrung der Deportierten in München unmöglich sein, werden wir den 'Zug der Erinnerung' abziehen. Eine weitere Beleidigung der Opfer aus München, aus ganz Deutschland und fast sämtlichen europäischen Staaten lassen wir nicht zu."
Am "Zug der Erinnerung" hatten am Montag neben Vertretern der Stadt und der jüdischen Gemeinde konsularische Repräsentanten aus den vormals okkupierten Ländern Blumen niedergelegt, um ihre ermordeten Staatsbürger zu ehren. Ziel des Zuges ist die Gedenkstätte Auschwitz.
Von den Initiatoren des Gedenkens an den Massenmord verlangte das Nachfolgeunternehmen der "Deutschen Reichsbahn" bisher über 140.000 € ("Bahnhofsgebühren" und "Trassenpreise"). Auf mehreren früheren Deportationsbahnhöfen verbot die DB AG Fernsehteams Interviews am "Zug der Erinnerung" (Freiburg) oder behinderte den öffentlichen Zugang auf andere Weise.
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MÃNCHEN/BERLIN - Bei seinem kommenden Aufenthalt in München und in acht anderen bayerischen Städten bleibt der "Zug der Erinnerung" ohne finanzielle Unterstützung durch die Staatsregierung. Eine Bitte um Beteiligung an den hohen Kosten hat Ministerpräsident Seehofer (CSU) abgelehnt. Der Zug, der mit einer Ausstellung über die "Reichsbahn"-Deportationen von Kindern und Jugendlichen durch Deutschland fährt, musste an die Deutsche Bahn AG bisher über 120.000 Euro Trassen- und Stationsgebühren zahlen. Auch für die Anfahrt nach München verlangt die Deutsche Bahn AG vom "Zug der Erinnerung" rund 4 Euro pro Schienenkilometer und für das Gedenken an die Deportierten 45 Euro pro Stunde. Aus München wurden mit der "Reichsbahn" über 200 Kinder und Jugendliche in die Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppt. Nur wenige kehrten zurück. Um in mehreren Waggons an den letzten Weg der Deportierten erinnern zu dürfen und die verantwortlichen "Reichsbahn"-Täter zu benennen, rechnet die Bürgerinitiative allein in München mit etwa 5.000 Euro Bahngebühren. Für das Gedenken an die Opfer stellt die Deutsche Bahn AG auf den acht bayerischen Stationen Forderungen in Höhe von insgesamt rund 30.000 Euro in Aussicht.
Eine Befreiung von den Gebühren hat der bayerische Bahnvorstand Dr. Otto Wiesheu ("Abtg. Wirtschaft und Politik") wiederholt abgelehnt. Ebenso lehnt es Wiesheu (CSU) ab, einer parteiübergreifenden Bitte nachzukommen und die Gelder dem "Zug der Erinnerung" zu spenden. Eine entsprechende Empfehlung haben sowohl der Verkehrsausschuss als auch der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages unterbreitet, aber finden bei Wiesheu kein Gehör. Man werde dem "Zug der Erinnerung" mit seiner Ausstellung über Opfer und Täter keinen Cent erlassen, heißt es in mehreren Schreiben Wiesheus. Wiesheu bewirbt eine eigene Ausstellung der Bahn AG, in der die Nachkriegskarrieren der "Reichsbahn"-Täter weitgehend unerwähnt bleiben. Unter Wiesheus Mitverantwortung verbreitete die Deutsche Bahn AG auf ihrem Internet-Kanal ("Bahn TV") bis vor kurzem NS-Propagandasequenzen, die die Massendeportationen durch Beschweigen leugnen (Nazi-Propaganda-Sequenzen in "Bahn TV"). Das Material wurde erst aus dem Netz genommen, als der "Zug der Erinnerung" darüber informierte.
Der "Zug der Erinnerung" hat seit November 2007 über 90 Stationen angefahren, bei denen es sich um Deportationsorte oder Durchgangsbahnhöfe der Verschleppungen handelt. Rund 280.000 Besucher kamen bisher in die Ausstellungswagen, die Biographien von Kindern und Jugendlichen aus ganz Europa zeigen. Ausser in München sind Stationen in Augsburg, Regensburg, Nürnberg, Erlangen, Fürth, Würzburg und Aschaffenburg vorgesehen. Ziel der Fahrt ist die Gedenkstätte Auschwitz.
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Die Deutsche Bahn AG verbreitet auf ihrem Internet-Kanal "Bahn TV" NS-Propagandasequenzen über das deutsche Eisenbahnwesen und beschweigt die Massendeportationen der "Deutschen Reichsbahn" in die Vernichtungslager. Dies behauptet der Verein "Zug der Erinnerung" und führt als Beweis eine Sendung des Kanals "Bahn TV" an. Darin wird ein Dokumentarfilm vorgestellt, der laut Bahn-Moderatorin "mit viel Liebe zum historischen Detail" produziert worden ist.
Die Dokumentation ("Zeugnisse der Zeit") behandelt 150 Jahre deutsche Eisenbahngeschichte. Ãber die NS-Diktatur und die Zeit nach 1936 heißt es zusammenhanglos, die deutsche Wirtschaft habe einen "nie erwarteten Aufschwung" erlebt, der Lebensstandard sei gestiegen "und damit auch die Reiselust". Dazu zeigt der Film unverfremdete NS-Propagandaaufnahmen von überfllten Urlauberzügen. Die NS-Szenen sind mit einem belebenden Militärmarsch unterlegt und erwecken den Eindruck erfreulicher Normalität. Zu diesem Zeitpunkt war die Ausgrenzung der deutschen Juden in vollem Gange; bei Nacht und Nebel deportierte die "Reichsbahn" 1938 tausende polnische Staatsbürger "nach Osten".
Ãbergangslos und ohne jegliche Erwähnung der "Reichsbahn"-Beihilfe zum Massenmord beklagt die "Bahn TV"-Sendung die Zerstörung deutscher Städte und Gleisanlagen mit Aufnahmen aus der Nachkriegszeit. Ãber die "Reichsbahn"-Transporte in die Vernichtungslager und die KZ-Baubrigaden, die auf den "Reichsbahn"-Gleisen ihr Leben liessen, sagt die "Bahn TV"-Sendung nichts. Insgesamt über 3 Millionen Menschen verschleppte die "Reichsbahn" im Auftrag des "Reichssicherheitshauptamtes" und anderer NS-Behörden nach Auschwitz oder in andere Todeslager. Das Sendezitat von "Bahn TV" kann im Internet abgerufen werden: http://zug-der-erinnerung.eu/index.html
Die "Bahn TV"-Sendung wird in einer gerade eröffneten Ausstellung im "Zug der Erinnerung" gezeigt. Die Ausstellung präsentiert weitere Dokumente über das Geschichtsbild der "Reichsbahn"-Erben. Demnach versuchte die "Deutsche Bundesbahn", eine öffentliche Darstellung der NS-Massendeportationen in die Vernichtungslager zu verhindern. In der internen Korrespondenz der DB-Direktion heißt es, "daß die Rolle der Eisenbahn bei der Judenverfolgung im Dritten Reich nicht zum Gegenstand" einer Ausstellung über die Bahngeschichte gemacht werden dürfe. Als Historiker Akten über die "Reichsbahn"-Deportationen anfordern wollten, antwortet die DB, "daß es nicht zu Ihren Aufgaben gehört und auch über Ihre Möglichkeiten hinausgeht, Forschungen in dieser Richtung sachkompetent durchzuführen." Bis heute lagern in den Archiven der "Reichsbahn"-Nachfolger Fotoalben und andere Hinweise auf mutmaßliche Täter. Die Deutsche Bahn AG belegt die Ausstellung im "Zug der Erinnerung" mit hohen Gebühren. Bisher musste die Bürgerinitiative für die Schienennutzung und für Stationsaufenthalte an 70 Bahnhöfen über 110.000.- Euro zahlen. Eine Spende an den "Zug der Erinnerung" lehnt der Bahnvorstand ab.
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Nach einer 10.000 Kilometer langen Fahrt ber 70 ehemalige Deportationsbahnhöfe bricht der Zug der Erinnerung am 2. März zu einer neuen Reise auf. Sie beginnt in Bonn und führt durch Stationen in fünf Bundesländern (1). Bisher kamen 240.000 Besucher in die mobile Gedenkstätte, die von einer Dampflok gezogen wird. Fotos und Dokumente berichten in mehreren Waggons vom letzten Weg Hunderttausender Kinder in die Konzentrations- und Vernichtungslager des NS-Regimes. Ganze Schulklassen, Waisenhäuser oder Jugendliche aus Heil- und Pflegeanstalten wurden mit der Reichsbahn verschleppt, weil sie als lebensunwert oder rassisch minderwertig galten. An diese Opfer aus ganz Europa wird der Zug auf seinem Weg in die Gedenkstätte Auschwitz erinnern.
Die von einer Brgerinitiative organisierte Fahrt drohte im vergangenen Jahr an hohen Forderungen der Deutschen Bahn AG zu scheitern. Das Nachfolgeunternehmen der Reichsbahn verlangte für den Zug Trassengebühren (3,50 Euro pro Kilometer) und für das Gedenken an den Bahnhöfen 45.- Euro pro Stunde. Insgesamt musste die Brgerinitiative der Bahn AG bisher über 110.000.- Euro zahlen. Trotz parteiübergreifender Appelle sämtlicher Mitglieder des parlamentarischen Verkehrsausschusses weigert sich der Vorstandsvorsitzende Mehdorn, diese Summe dem gemeinntzigen Verein zu spenden. Auch für die neue Reise will die Bahn AG Gebühren erheben.
Das Bundesverkehrsministerium kündigte mehrmals an, sich für eine Rückzahlung der hohen Beträge einzusetzen. Praktische Folgen hatten diese Bekundungen bisher nicht. Der Zug der Erinnerung erhält von der Bundesregierung keinen Cent. Mehrere Millionen Euro steckt die Koalition jedoch in einen Werbezug deutscher Industrieunternehmen, der in diesem Frühjahr ebenfalls durch Deutschland fährt (Expedition Zukunft).
Um das Gedenken an die deportierten Kinder und Jugendlichen wenigstens beim kommenden Start in Bonn (Nordrhein-Westfalen) zu erleichtern, hoffte die Bürgerinitiative auf Unterstützung durch die Landeszentrale für politische Bildung NRW. In NRW hat der Zug der Erinnerung für den Halt an bisher 13 Stationen mehrere hunderttausend Euro aufbringen müssen. Die Bürgerinitiative beantragte die Hälfte der auf dem Bonner Hauptbahnhof entstehenden Kosten (8 Tausend Euro). Dies lehnte die Landeszentrale für politische Bildung jetzt ab und beschied den Verein, er könne 3 Tausend Euro erhalten, sofern er Werbemaßnahmen für die Landeszentrale durchführe.
Das Verhalten der Landeszentrale sei geeignet, bei vielen Tausend privaten Spendern Empörung auszulösen, heißt es in einem Antwortschreiben der Bürgerinitiative. Diese Menschen erwarten zu Recht, dass dem wachsenden Pegel rechtsextremer Gewalttaten angemessen und mit offenem Blick auf die NS-Verbrechen jederzeit begegnet wird. Die Entscheidung Ihres Hauses erfüllt diese Erwartungen nicht.
Anläßlich des Gedenkens an die Massenpogrome erhebt der Bahnvorstand Gebühren
In Oranienburg befand sich seit 1933 eines der ersten Konzentrationslager. Zu den Gefangenen gehörten auch Kinder und Jugendliche. Der Schriftsteller Erich Mühsam wurde im KZ Oranienburg ermordet. Insgesamt etwa 3 Millionen Menschen verschleppte die "Deutsche Reichsbahn" in Konzentrations- und Vernichtungslager. Auf dem Bahnhof von Oranienburg wollen Ãberlebende der Deportationen aus Polen, Israel und Deutschland am 8. November dieser Opfer gedenken.
Die Bürgerinitiative, die den "Zug der Erinnerung" durch Deutschland fahren lässt, hatte sich frühzeitig an den Vorstandsvorsitzenden der Bahn AG, Dr. Hartmut Mehdorn, gewandt und um Verzicht auf Trassen- und Stationsgebhren für das Gedenken gebeten. Am 26.09. antwortete Dr. Otto Wiesheu ("Vorstand Wirtschaft und Politik"), es habe sich an der "Notwendigkeit der Erhebung von Trassen- und Stationsentgelten nichts geändert". Für die zurckliegenden Strecken mußte der "Zug der Erinnerung" an die historischen Erben der "Deutschen Reichsbahn" über 100.000 Euro zahlen.
Auf einen erneuten Appell an den Bahnvorstand, wegen des Gedenkens in Oranienburg großzügig zu sein und die jetzt anfallenden Gebühren zurück zu erstatten, antworteten Mehdorn und Wiesheu bis heute nicht.
Ebenfalls unbeantwortet blieben mehrere Schreiben an den Bundesminister für Verkehr. Er war am 4. September und am 22. Oktober gebeten worden, die Bürgerinitiative bei der kommenden Gedenkfeier auf dem Bahnhof Oranienburg finanziell zu unterstützen. "Die Ausgaben müssen wir aus privaten Spenden bestreiten, die für die Unterstützung der Ãberlebenden besser verwendet werden könnten", schrieb die Bürgerinitiative.
Die bundesweite Initiative wird sich am kommenden Samstag in Oranienburg von Vertretern israelischer und polnischer Hilfsorganisationen ber die sozialen und finanziellen Probleme der Ãberlebenden informieren lassen. Für die Gedenkfeier am "Zug der Erinnerung" haben sich Vertreter mehrerer Botschaften angekündigt, um die Deportierten ihrer Länder auf dem Bahnhof Oranienburg zu ehren.
Der von einer privaten Bürgerinitiative betreute „Zug der Erinnerung“ wird seine Fahrt in den kommenden Monaten fortsetzen. Geplant ist eine Strecke über mehrere Tausend Kilometer, die auf zahlreiche Bahnhöfe im west- und süddeutschen Schienennetz führt. Auch Stationen in den Nachbarländern sollen angefahren werden, um der deportierten Kinder und Jugendlichen aus fast sämtlichen europäischen Staaten zu gedenken. Die Zahl der minderjährigen NS-Opfer, die von der „Deutschen Reichsbahn“ in die Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppt wurden, wird auf 1,5 Millionen geschätzt.
Die von einer Dampflok gezogenen Ausstellungswaggons mit Biografien der jugendlichen Opfer waren bisher auf 70 Bahnhöfen zu sehen und zogen über 240.000 Besucher an. Die Ausstellung, die auch Täter aus dem Reichsverkehrsministerium und der „Deutschen Reichsbahn“ benennt, wird gegenwärtig erweitert.
Um den letzten Ãberlebenden der Kinder-Deportationen praktische Unterstützung zukommen zu lassen, will der „Zug der Erinnerung“ jetzt mehrere Hilfsprojekte anstoßen. Allein in Polen verschleppten die deutschen Behörden über 30.000 Kinder und Jugendliche. Mehrere Tausend Opfer aus anderen europäischen Staaten leben in hohem Alter in Israel. Neben materiellen Sorgen plagen sie psychische Spätfolgen, die den „Reichsbahn“- Deportationen und der Gefangenschaft in den Lagern zuzuschreiben sind. Die Betreuung der Hilfsprojekte werden lokale Initiativen an den kommenden Stationen des Zugaufenthalts übernehmen.
Wie seit Fahrtbeginn im November 2007 wird der „Zug der Erinnerung“ auch künftig vor allem durch private Spenden finanziert. Annähernd 100.000 Euro mussten die Initiatoren bisher an die Deutsche Bahn AG zahlen. Sie verlangt für die Schienennutzung und das Gedenken auf den Bahnhöfen hohe Summen. Einen Erlass oder eine Spende an den „Zug der Erinnerung“ hat das Unternehmen trotz zahlreicher Appelle aus Kultur und Politik (darunter von den Ministerpräsidenten des Saarlands und Thüringens) abgelehnt.
In einem aktuellen Schreiben bittet der gemeinnützige Verein den Vorstandsvorsitzenden Mehdorn erneut, auf Kostennoten für das Gedenken zu verzichten. Ãhnliche Appelle haben die Initiatoren an den Verkehrs- und an den Finanzminister gerichtet, die über das bundeseigene Bahnunternehmen Aufsicht führen.
Die Bahn AG sperrt den Berliner Hauptbahnhof für die ungehinderte Einfahrt des „Zug der Erinnerung“. Auch der ehemalige Deportationsort Grunewald wird für das Gedenken an die ermordeten Kinder und Jugendlichen von der Bahn AG nicht frei gegeben. Dies wurde der bundesweiten Bürgerinitiative „Zug der Erinnerung“ am Mittwoch (2. April) mitgeteilt.
Die Sperrung begründet die Bahn AG mit „betrieblichen“ Erfordernissen. Demnach gefährde die Rauchentwicklung des Triebfahrzeuges, einer Dampflok, die Sicherheit des Hauptbahnhofs. Mit einer identischen Begründung hatte die Bahn AG über Ostern versucht, den Hamburger Hauptbahnhof zu sperren. Nach Protesten zahlreicher Persönlichkeiten und Organisationen, darunter der Jüdischen Gemeinde Hamburg, musste die Sperrung teilweise aufgehoben werden. Bereits zuvor hatte die Bahn AG mehrere Tausend Besucher vom Gedenken auf dem Kölner Hauptbahnhof ausgeschlossen, indem sie eine Verlängerung der Standzeiten des Zuges untersagte.
Zum Bahnhof Grunewald, einem der zentralen Deportationsorte der Reichsbahn, erklärte die Bahn AG, es gebe nur zwei Abstellgleise ohne öffentlichen Zugang.
In Berlin soll der „Zug der Erinnerung“ mit Fotos und Lebenszeugnissen der deportierten Kinder am 13. April eintreffen und insgesamt 10 Tage zur Verfügung stehen. Bisher kamenüber 160 Tausend Besucher in die Ausstellungswagen, die auf dem Weg zur Gedenkstätte Auschwitz sind. Neben dem Berliner Hauptbahnhof sind Stationen an den ehemaligen Berliner Deportationsgleisen vorgesehen (Westhafen und Grunewald). Mehr als 4.600 Kinder und Jugendliche wurden aus Berlin mit der „Reichsbahn“ verschleppt. Aus den Vernichtungslagern kehrten sie nicht zurück.
Die Sperrung des Berliner Hauptbahnhofs erfolgt im Anschluss an ein Schreiben des DB-Vorstandsmitglieds Dr. Otto Wiesheu (CSU, DB-Vorstand Wirtschaft und Politik). Wiesheu teilte mehreren Bundestagsabgeordneten jetzt schriftlich mit, daß die Bahn AG den „Zug der Erinnerung“ weiterhin mit Gebühren belegen werde. Der Zug muß pro Bahnkilometer rund 3,50 Euro, pro Abstellstunde 5,00 Euro und pro Ausstellungstag für das Gedenken 450 Euro zahlen. Insgesamt erwartet die private Bürgerinitiative DB-Rechnungen in Höhe von über 100.000 Euro. Laut Wiesheu ist das Gedenken („Inanspruchnahme der Eisenbahninfrastruktur“) ohne Einschränkung „kostenpflichtig“. Eine Bitte um Stundung der Forderungen hat die Bahn AG kategorisch abgelehnt.
In seinem Schreiben weist Wiesheu den Appell von Abgeordneten sämtlicher Bundestagsparteien zurück, die sich am 15. Januar 2008 an den Vorstandsvorsitzenden Dr. Hartmut Mehdorn gewandt hatten. Mehdorn war fraktionsübergreifend vorgeschlagen worden, die verlangten Kosten für das Gedenken einzuziehen, aber durch eine Spende in gleicher Höhe zu neutralisieren. Wie Wiesheu jetzt schreibt, werde sich die Bahn AG dem„massive(n) öffentliche(n) Druck“ „nicht beugen“.
An die Bahn AG hatten u. a. die Bundestagsvizepräsidentin Karin Göring-Eckardt, mehrere Ministerpräsidenten (Peter Müller, Saarland; Dieter Althaus, Thüringen), ganze Landtagsfraktionen, Oberbürgermeister aus fast sämtlichen Bundesländern, sowie christliche und jüdische Repräsentanten appelliert.
„Den mit der Reichsbahn deportierten Opfern muss an zentralen Stellen der deutschen Hauptstadt gedacht werden dürfen“, sagt der Vorstandssprecher des Vereins „Zug der Erinnerung“. „Diese zentralen Orte sind der Berliner Hauptbahnhof, der ehemalige Deportationsbahnhof Berlin – Grunewald, sowie sämtliche anderen in Berlin angemeldeten Bahnhöfe des Gedenkens .“
Auf dem Hamburger Hauptbahnhof steht kein Bahnsteig für das Gedenken an die deportierten Kinder und Jugendlichen der NS-Zeit zur Verfügung. Dies hat die Bahn AG dem „Zug der Erinnerung“ mitgeteilt, der am Ostermontag nach Hamburg einlaufen soll. In den Ausstellungswagen des Zuges, der seit mehreren Monaten durch Deutschland fährt, wird an die in der Hansestadt erhängten Kinder vom Bullenhuser Damm und an Zehntausende andere Jugendliche erinnert. Sie waren mit der „Deutschen Reichsbahn“ in die Vernichtungslager verschleppt worden und kehrten nicht zurück.
Für Hamburg ist ein sechstägiger Zugaufenthalt geplant. Am Montag bestätigte die DB AG, daß der Hamburger Hauptbahnhof für das geplante Gedenken gesperrt wird. Dafür seien „bahnbetriebliche“ Gründe maßgebend, um die planmäßige Ordnung des Zugverkehrs aufrecht zu erhalten.
Auch Ausweichbahnhöfe im Stadtgebiet stünden entweder gar nicht oder nur stundenweise zur Verfügung, teilt die Bahn AG mit. Sie bietet ein Abstellgleis in Hamburg-Altona an, das in den Kernzeiten des Besucherinteresses ebenfalls gesperrt wird. Dort dürfe der „Zug der Erinnerung“ seine Gedenkausstellung um 10 Uhr eröffnen. Ab 15.00 Uhr müsse der Zug „abgeräumt“ werden, verfügt die Bahn AG.
Bereits am vergangenen Samstag hatte die DB AG angeordnet, den „Zug der Erinnerung“ aus dem Kölner Hauptbahnhof zu entfernen, wo er mehrere Tage Station machte. Wegen des nicht mehr zu bewältigenden Besucherandrangs (7.000 in Köln, bundesweit 140.000) hatte die Bürgerinitiative um eine Verlängerung der Standzeiten gebeten. Diese Bitte wurde abgewiesen.
Die DB AG verlangt für das Gedenken im „Zug der Erinnerung“ stündlich 45,00 Euro, für das Standgleis stündlich 5,00 Euro, für einen Stromanschluss (ohne Stromverbrauch) bis zu 945,00 Euro und für den gefahrenen Streckenkilometer rund 3,50 Euro. Für die Anfahrt und den Aufenthalt in Hamburg muss die Bürgerinitiative über 6.000,00 Euro an DB-Kosten aufbringen. Der Gesamtbetrag, den die DB AG für das bundesweite Gedenken berechnet, wird auf 110 Tausend Euro kalkuliert. Die DB AG hat Bitten um Stundung der Gelder abgelehnt.
Der „Zug der Erinnerung“ soll am 8. Mai in der Gedenkstätte Auschwitz eintreffen. Auf der letzten Etappe wird er von Vertretern zahlreicher internationaler Medien begleitet werden.
Trotz zahlreicher Proteste belegt die Deutsche Bahn AG den „Zug der Erinnerung“ erneut mit hohen Gebühren. Der Zug fährt mit einer Ausstellung über die „Reichsbahn“- Deportationen zur Gedenkstätte Auschwitz und hat bisher an 27 Bahnhöfen gehalten. Für die Aufenthalte, bei denen der deportierten Kinder und Jugendlichen gedacht wird, legt die Bahn AG jetzt Rechnungen vor. Darin wird jede Minute des Gedenkens an die NS-Opfer in Listen erfaßt. Die Bepreisung erfolgt stundenweise. Je nach Bedeutung des Bahnsteigs, auf dem der „Zug der Erinnerung“ Lebenszeugnisse der Deportierten sammelt, kostet das Gedenken mal 225 Euro, mal 450 Euro pro Tag. Auf kleineren Bahnsteigen gewährt die Bahn AG einen Preisnachlaß, auf größeren Umschlagplätzen der früheren Massendeportationen muß mehr gezahlt werden (Anlagen). Insgesamt handelt es sich um Beträge von mehreren zehntausend Euro.
Weitere Summen in fünfstelliger Höhe will die Bahn AG für die Nutzung des Schienennetzes auf dem Weg zur Gedenkstätte Auschwitz einziehen: im Durchschnitt 3,50 Euro pro Kilometer. Da der „Zug der Erinnerung“ über 6.000 Kilometer zurück legt, ist mit etwa 25 Tausend Euro zu rechnen. Der absehbare Gesamtbetrag, den die DB AG für die Erinnerungsarbeit deutscher Bürgerinitiativen fordert, steigt inzwischen auf über 70 Tausend Euro.
Die Initiativen finanzieren den „Zug der Erinnerung“ durch Spenden. Insgesamt 85.000 Besucher haben bisher dazu beigetragen.
Gegen das Verhalten der Bahn AG haben die Ministerpräsidenten von Thüringen, des Saarlandes und von Sachsen öffentlich Stellung bezogen. Auch Landtagsabgeordnete sämtlicher demokratischer Parteien, Regionspräsidenten und Oberbürgermeister haben der Bahn AG geraten, ihre Rechnungslegung für das Gedenken an die NS-Opfer aufzugeben. Diese Aufforderungen zeigen bisher keine erkennbare Wirkung. Der Bahnvorstand lehnt es weiter ab, dem „Zug der Erinnerung“ die Kosten zu erlassen. Entsprechende Bitten hat das Vorstandsbüro von Bahnchef Mehdorn schriftlich zurückgeweisen.
DB-Rechnungsauszüge als pdf-Dateien in der Anlage
PARIS - Die Direktion der französischen Staatsbahnen (Société Nationale des Chemins de Fer) hat einer Bitte der deutschen Bürgerinitiativen im „Zug der Erinnerung“ entsprochen. SNCF stellt für die fahrende Ausstellung, die Biografien der vom NS-Regime deportierten Kinder aus ganz Europa zeigt, einen Ersatzwaggon zur Verfügung. Die Hilfszusage, die zu den üblichen Mietkonditionen erfolgt, erspart den Initiatoren finanzielle Ausfälle und Ausgaben in Höhe von rund 18.000.- Euro.
Hintergrund der Kooperation ist die Ausweitung des Gedenkens an die verschleppten Kinder. Wegen der kaum noch zu bewältigenden Anteilnahme auf den früheren Deportationsbahnhöfen (bisher über 60.000 Besucher) ist die Fahrt um mehrere tausend Kilometer verlängert worden und wird am 08. Mai in der Gedenkstätte Auschwitz enden. Dort wollen Jugendliche aus über 40 Städten der Bundesrepublik in einer internationalen Zeremonie an die Deportierten erinnern.
Wegen der Verdoppelung der ursprünglich geplanten Fahrstrecke kam es zu einem technischen Engpass. Die Ausstellung hätte für mehrere Wochen unterbrochen werden müssen. Die Zusage der SNCF, einen seltenen Ersatzwaggon zur Verfügung zu stellen, ermöglicht die Fortsetzung der Fahrt in weitere deutsche Bahnhöfe.
Dazu gehört der Hauptbahnhof Hamburg, wo örtliche Initiatoren den „Zug der Erinnerung“ im März empfangen wollen. In der Hansestadt endete das Leben von Georges-André Kohn, eines französischen Deportierten, der im Alter von 13 Jahren im Keller einer Schule erhängt wurde. Seine Biographie ist Teil der Ausstellung im „Zug der Erinnerung“.
„Ihre uneigennützige Hilfe ehrt die ermordeten Kinder und ist uns ein Beispiel gemeinsamer Werte“, heißt es in einem Dankesschreiben der Bürgerinitiativen an die Direktion der SNCF.
BERLIN - Weil ein "faktischer Boykott" das öffentliche Gedenken an die deportierten Kinder und Jugendlichen der NS-Zeit behindere, wenden sich Bürgerinitiativen um den „Zug der Erinnerung“ jetzt an die europäische Ãffentlichkeit. Sie rufen zu Protesten gegen die"Deutsche Bahn AG" und das Berliner Verkehrsministerium auf.
Die Bürgerinitiativen lassen den "Zug der Erinnerung" seit vergangenem November auf den früheren deutschen Deportationsstrecken fahren. Der Zug transportiert eine mobile Ausstellung mit Biografien verschollener Kinder aus vielen europäischen Staaten. Nach unbestätigten Schätzungen wurden über eine Million Kinder und Jugendliche auf dem deutschen Schienennetz in die Vernichtungslager verschleppt. Die Massentransporte organisierte die "Deutsche Reichsbahn". Nur wenige Deportierte kehrten zurück.
Ãber 40.000 Besucher kamen bisher auf die deutschen Bahnhöfe, um sich über die NSVerbrechen zu informieren. In den beengten Ausstellungswagen legen sie Blumen für Kinder aus Norwegen, den Niederlanden, Polen oder Italien nieder. Zehntausende warten auf die Ankunft des Zuges in fast sämtlichen deutschen Bundesländern und bereiten dort das Gedenken für verschollene Kinder aus ihren Heimatstädten oder aus Frankreich, Belgien oder Griechenland vor.
Aber die "Deutsche Bahn AG", der größte europäische Schienenlogistiker, behindere das Gedenken durch Forderungen über mehrere Zehntausend Euro, heißt es in dem Aufruf. Bitten um Erlass dieser Gelder hat der Bahn-Vorstand abgelehnt. Auch das Berliner Verkehrsministerium weigert sich kategorisch, den „Zug der Erinnerung“ zu unterstützen, obwohl die Massendeportationen europäischer Kinder und Jugendlicher von der staatlichen Vorgängerorganisation („Reichsverkehrsministerium“) in Auftrag gegeben wurden.
Gegen die Versuche, den "Zug der Erinnerung" durch materielle Auflagen anzuhalten, protestieren seit Wochen Parlamentsabgeordnete mehrerer Parteien und zahlreiche deutsche Medien. „Es ist beschämend, daß die Bahn AG dieses Projekt durch ihre Haltung erschwert. Es waren ehemalige Bahn-Manager, die diese Deportationen organisierten“, sagt die SPDBundestagsabgeordnete Ulla Burchhardt. "Unerträglich" nennt Winfried Hermann (Bündnis 90/ Die Grünen), Abgeordneter im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages, das Verhalten des Bahn-Vorstands. Auch der Ministerpräsident des Saarlands, Peter Müller (CDU), kritisiert die Bahnspitze. Die "Saarbrücker Zeitung" hält das Vorgehen des Bahn- Konzerns für "(s)krupellos: „Bereichert er sich doch damit indirekt an dem Leid der von der Deutschen Reichsbahn Deportierten. Eine armselige Haltung, die verletzender für Ãberlebende nicht sein könnte.“
Die Interventionen blieben bisher wirkungslos.
Angesichts der Behinderungen rufen die Initiatoren im „Zug der Erinnerung“ jetzt zu Protesten auf. Von der Bahn AG wird ein vollständiger Verzicht auf finanzielle Forderungen verlangt. Ãber das Berliner Verkehrsministerium heißt es, es gehöre zu den "staatlichen Erben der Täter" und müsse für den "Zug der Erinnerung" einen "maßgeblichen finanziellen Beitrag leisten". Proteste im europäischen Ausland sollen an die diplomatischen Vertretungen der Bundesrepublik gerichtet werden.
Pressekontakte:
Zug der Erinnerung e.V.
www.zug-der-erinnerung.eu
Vorstandssprecher:
Hans-Rüdiger Minow
Pressefotos auf Anforderung
Zum Gedenken an die deportierten Kinder und Jugendlichen der NS-Zeit wird Mitte Dezember der „Zug der Erinnerung“ auf dem Kasseler Hauptbahnhof einlaufen.
Der „Zug der Erinnerung“ besteht aus einer Dampflok und mehreren Ausstellungswagen, in denen Fotos und Briefe der Deportierten gezeigt werden. Ziel des Zuges ist die Gedenkstätte Auschwitz, wo die bundesweite Fahrt im Mai kommenden Jahres enden soll. Initiatoren sind Bürgerinitiativen aus ganz Deutschland, die damit „einen Beitrag gegen Antisemitismus, Fremdenhass und nationalen Größenwahn“ leisten wollen. Die Kosten der 3000 Kilometer langen Zugfahrt werden durch Spenden aufgebracht.
Obwohl der Zug seit kaum 4 Wochen unterwegs ist, zählen die Initiatoren bereits mehrere Zehntausend Besucher, insbesondere Schüler und Jugendliche. Ausstellungsorte sind die Bahnhöfe der einstigen Deportationsstädte. Kassel war zentraler Umschlagplatz für Deportationen aus Nordhessen. Einer dieser Bahntransporte, in die über 1000 Menschen gepfercht wurden, verließ Kassel am 09. Dezember 1941. Ziel war das Ghetto Riga. Nach Riga kam auch Günter Siegfried Sternberg aus dem heutigen Landkreis Waldeck-Frankenberg in Nordhessen. Er kehrte nicht zurück. Dem ermordeten Jungen wird im „Zug der Erinnerung“ gedacht.
An sämtlichen Stationsorten (bisher u.a. Darmstadt, Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart, Tübingen, Kaiserslautern) haben die örtlichen Schulämter Klassenbesuche organisiert, auf die der „Zug der Erinnerung“ mit mehreren pädagogischen Begleitern vorbereitet ist. Auch in Kassel regen die Initiatoren eine Freistellung der Schülerinnen und Schüler für den ungewöhnlichen Ausstellungsbesuch an. Sie haben sich deswegen an den Kasseler Oberbürgermeister gewandt und ihm die Schirmherrschaft für den „Zug der Erinnerung“ angetragen.
Zugankunft: Montag 17. Dezember. Ausstellung von 09.00 bis 19.00 Uhr
Auch am Dienstag, 18. Dezember, Ausstellung von 09.00 bis 19.00 Uhr
BERLIN - Rund 20.000 Besucher haben binnen weniger Wochen eine fahrende Ausstellung über die NS-Deportationen in den deutschen Bahnhöfen gesehen. Die ungewöhnliche Ausstellung, die den deportierten Kindern und Jugendlichen aus ganz Europa gewidmet ist, befindet sich in mehreren Waggons und wird von einer Dampflok an die früheren Deportationsbahnhöfe gezogen. Von dort wurden über 12.000 Kinder und Jugendliche aus Deutschland in die Vernichtungslagern verschleppt. Mehr als eine Million Kinder und Jugendliche aus ganz Europa kehrten nicht zurück.
Nach dem Start des Zuges auf dem Frankfurter Hauptbahnhof am 8. November strömen vor allem Jugendliche in den "Zug der Erinnerung". In den beengten Abteilen wird mit Fotos und letzten Briefen über das kurze Leben der Deportierten informiert. "Die Anteilnahme ist überwältigend", sagt Stephan Wirtz, einer der pädagogischen Begleiter, die Schulklassen und andere Gruppen betreuen. "Auch Bahnreisende, die auf ihre Anschlusszüge warten, kommen in die Ausstellung. Ihnen ist die Erschütterung anzusehen."
Der Zug, der in den kommenden Tagen in Kaiserslautern, Saarbrücken, Fulda und Göttingen erwartet wird, soll 3000 Kilometer zurücklegen. Für die Nutzung der Schienen zahlen die privaten Organisatoren sogenannte Trassengebühren an die Bahn AG. Darüber hinaus ist das Gedenken in den Bahnhöfen nach Regelsätzen für Zugaufenthalte zu entgelten. Diese Beträge summieren sich auf mehrere 10.000 Euro. Einen Erlaß dieser Gebühren hat die Bahn AG abgelehnt. Eine Bitte um finanzielle Unterstützung wies das Verkehrsministerium jetzt "aus rechtlichen Gründen" zurück. Insgesamt kostet die mehrmonatige Fahrt über 250.000 Euro. Die beteiligten Bürgerinitiativen sammeln deswegen Spenden.
Wegen des großen Interesses ist eine Verdoppelung der Fahrstrecke geplant. Sie wird zur Gedenkstätte Auschwitz führen. Anfragen liegen inzwischen aus sämtlichen Bundesländern vor, darunter von Bürgermeistern und Stadtparlamenten.
Um die erheblichen Neukosten zu decken, hat sich der "Zug der Erinnerung" an den Verkehrsausschuss des Bundestages gewandt.
Am 8. November wird der „Zug der Erinnerung“ in Frankfurt a.M. zur Fahrt durch die Bundesrepublik starten. Der Zug, der von einer Dampflok gezogen wird und aus mehreren Ausstellungswagen besteht, verkehrt auf der Strecke der früheren Deportationen der Reichsbahn. Dort steuert er die Heimatstädte der über 12.000 Kinder an, die zwischen 1940 und 1944 in die Vernichtungslager verschleppt wurden. Haltestationen nach Frankfurt a.M. sind Bahnhöfe in Darmstadt, Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen. Insgesamt wird der „Zug der Erinnerung“ über 3000 Kilometer zurücklegen.
An den früheren Deportationsorten bemühen sich Bürgervereine teilweise seit Monaten um Spurensuche nach den deportierten Kindern und Jugendlichen. Die Opfer stammen aus jüdischen Familien, aus Familien der Sinti und Roma oder sind Kinder von Nazi-Gegnern. Ihre Lebenszeugnisse, Fotos, Archivbelege und mündlichen Berichte wird der Zug am Ende der mehrmonatigen Reise zur Gedenkstätte Auschwitz (Oswiecim) bringen. Der Leidensweg der jugendlichen Opfer ist in der deutschen Ãffentlichkeit bisher weitgehend unbeachtet geblieben.
Massendeportationen von Kindern und Jugendlichen fanden auch in den vormals okkupierten europäischen Staaten statt. Darin erinnert die fahrende Ausstellung mit Biografien aus Norwegen, Belgien, den Niederlanden, Frankreich, Italien, Griechenland und Osteuropa. Schätzungen sprechen von bis zu 1,5 Millionen Kindern und Jugendlichen, die nie mehr zurückkehrten.
An den Vorbereitungen der Fahrt durch 7 Bundesländer sind mehrere hundert Freiwillige beteiligt, die mit dem ungewöhnlichen Gedenken auch ein Zeichen gegen Rassenhass, Rechtsextremismus und nationalen Größenwahn setzen wollen. Die erheblichen Kosten der Kampagne, die mit einem bundesweiten Kinotrailer um das Interesse von Jugendlichen wirbt, tragen die Bürgerinitiativen aus eigener Tasche. Sie haben sich mit Bitten um finanzielle Unterstützung u.a. an das Berliner Verkehrsministerium und die Bahn AG gewandt.
Start: Frankfurt a.M.: 8.-9.11. / Darmstadt: 9.-13.11./ Mannheim: 14.-17.11./ Karlsruhe:18.-20.11. / Ettlingen: 21.11./ Vaihingen: 22.11./ Stuttgart: 22.-24.11./ Tübingen: 25.-27.11
Saarbrücken, Fulda, Göttingen, Hannover, Braunschweig, Gotha, Erfurt, Weimar, Leipzig, Dresden u.a.
Berlin/Oswiecim- Mit einer Zugstaffette wollen deutsche Bürgerinitiativen an die NS-Deportationen von über 12.000 jüdischen Kindern und an die Verschleppung Jugendlicher aus zahlreichen anderen Opfergruppen erinnern. Der Zug soll in diesem Herbst auf der Strecke der früheren Deportationen der Reichsbahn verkehren und die deutschen Heimatstädte der verschollenen Kinder ansteuern. Eine mobile Ausstellung, die das Deportationsschicksal in mehreren Waggons darstellt, will insbesondere Jugendliche zur Spurensuche nach örtlichen Lebenszeugnissen der deportierten Kinder anregen. Als Haltebahnhöfe sind bisher Stationen in Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen vorgesehen.
Der bundesweite Bürgerverein „Zug der Erinnerung“ will die dort gesammelten Fotos, Archivbelege und mündlichen Berichte über die deportierten Kinder am Ende der mehrmonatigen Zugreise zur Gedenkstätte Auschwitz bringen. Die abschließende Fahrt zwischen dem Grenzbahnhof Görlitz und dem heutigen Oswiecim (Auschwitz) werden Teilnehmer der bundesweiten Spurensuche aus sämtlichen Bundesländern begleiten. In der Gedenkstätte soll der „Zug der Erinnerung“ im kommenden Jahr eintreffen.
Die verschollenen Kinder und Jugendlichen kamen mehrheitlich aus jüdischen Elternhäusern. Aber auch Kinder der Sinti und Roma wurden verschleppt. Sie waren sowohl in ländlichen Gegenden als auch in fast allen deutschen Großstädten zu Hause. Zwischen 1940 und 1944 wurden sie meist mit ihren Familien auf den Bahnhöfen zusammengetrieben und mit Zügen der Reichsbahn in die Vernichtungslager geschleust. Der gemeinnützige Verein „Zug der Erinnerung“ hat bisher 12.089 deutsche Kinder und Jugendliche identifiziert, die bei Deportationen im Reichsgebiet Opfer der NS-Rassenpolitik wurden. Ihr Leidensweg ist in der breiten deutschen Ãffentlichkeit weitgehend unbeachtet geblieben. Die bundesweite Zugstaffette und das von ihr angeregte Gedenken sollen ein Zeichen gegen Rassenhass, Rechtsextremismus und nationalen Größenwahn setzen.
Der „Zug der Erinnerung“ schließt an Erfolge deutscher Bürgerinitiativen an. Mit zunehmender Unterstützung der Ãffentlichkeit hatten sie seit zwei Jahren gefordert, eine in französischen Bahnhöfen gezeigte Ausstellung über die jugendlichen Opfer der Deportationsverbrechen auch auf die deutschen Bahnhöfe zu bringen. Den international beachteten Kundgebungen entsprach das Berliner Verkehrsministerium im vergangen Dezember und projektierte eine Ausstellung der Bahn AG, die im kommenden Jahr stattfinden soll.
Der „Zug der Erinnerung“, der bereits in diesem Winter fahren wird, ist ein gesellschaftliches Bürgerprojekt. Es lädt dazu ein, das Gedenken zur eigenen Sache zu machen und selbständig zu handeln - in den Heimatstädten der Deportierten und mit Blick auf die gesamteuropäische Dimension dieses Großverbrechens. Schätzungen gehen davon aus, dass über eine Million Kinder und Jugendliche aus fast sämtlichen Staaten des Kontinents mit der Reichsbahn in den Tod befördert wurden. Die Haupttäter wurden nie bestraft.
Der „Zug der Erinnerung“ wird organisatorisch und auch finanziell von Initiativen in zahlreichen deutschen Städten getragen. Die erheblichen Kosten teilen sich die örtlichen Gruppen mit überregionalen Organisationen und privaten Spendern. Kooperationspartner sind u.a. Gewerkschaftsverbände, Stiftungen und Gedenkstätten.