BOCHUM/STUTTGART/BERLIN - Die Fahrt des Zuges durch Nordrhein-Westfalen wird von Protesten zahlreicher Medien begleitet, die das Verhalten der DB-Konzernleitung scharf kritisieren. Auch Gewerkschaftsgremien, Parlamentarier und Organisationen der Zivilgesellschaft nehmen zu den jüngsten Finanzforderungen der DB AG an den "Zug der Erinnerung" Stellung (Rechnungen). Die "Westfälische Rundschau" (Essen) fordert den Konzernvorsitzenden Mehdorn auf: "Schämen Sie sich!" und schreibt in einem Kommentar auf Seite 2 u.a.:
"Das Perfide: Die Deutsche Bahn AG lässt sich die Fahrt des Erinnerungszuges bezahlen...Alle Bitten, sogar die einer fraktionsübergreifenden Koalition von den Verkehrspolitikern aller Parteien im Bundestag, verhallen ungehört. Die Bahn AG stellt alles weiter in Rechnung und erschwert so die wichtige Erinnerungsarbeit. Das Staatsunternehmen gibt Millionen für Imagepflege aus. Und macht mit dem traurigen Schicksal der NS-Opfer ein zweites Mal Kasse. Schämen Sie sich, Herr Mehdorn!"
In einer Presseerklärung des DGB, Region Stuttgart, urteilt der Vorsitzende Wolfgang Brach: "So lässt sich mit einer unrühmlichen Vergangenheit noch ein Geschäft machen...Diese politische Instinktlosigkeit und Geschichtslosigkeit passt nicht in eine Zeit, in der es für alle gilt, durch Aufklärung und Erinnerungsarbeit allen neonazistischen Tendenzen entgegenzutreten."
Das Internet-Portal der WAZ-Mediengruppe ("Der Westen") titelt am 14. Februar: "Empörung über Verhalten der Deutschen Bahn". (Medienberichte) In einem Leser-Kommentar auf derselben Seite heißt es:
"Man sollte der Bahn... raten, doch wieder Bahnsteigkarten einzuführen. Dann kann sie bei den Besuchern der Ausstellung auch noch abkassieren. Einfach nur schäbig, dieses Unternehmen und seine Führung!"
Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion Christian Lange, die Bundestagsabgeordneten Jerzy Montag und Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen) sowie die Abgeordnete Ulla Jelpke (DIE LINKE) haben dem "Zug der Erinnerung" ihre Hilfe angeboten.
Einen Offenen Brief an den Bundesminister für Verkehr, Wolfgang Tiefensee, hat das Bündnis "Bahn für alle" gerichtet. "Tiefensee müsse als Vertreter des DB-Eigentümers den Konzernchef Hartmut Mehdorn zur Räson rufen", heißt es in dem Schreiben.
Wie die Initiatoren mitteilen, hat Minister Tiefensee seine Presseankündigung, dem "Zug der Erinnerung" eine Spende übermitteln zu wollen, bis heute nicht wahr gemacht.
Trotz des offenkundigen Boykotts setzt der Zug seine deutschlandweite Fahrt erfolgreich fort. In Dortmund zählten die Zugbegleiter über 6.500 Besucher; am ersten Tag des Halts in Bochum waren es bereits über 1.400.
Das umfangreiche Begleitprogramm widmet sich in Bochum einer weithin vergessenen Opfergruppe: 118 Kinder und Jugendliche Sinti und Roma aus Bochum und Wattenscheid wurden vom Bochumer Nordbahnhof deportiert. "Dort erinnert nichts an dieses Verbrechen", schreiben die Veranstalter (VVN-BdA und amnesty international. Stadtarchiv Bochum, Samstag, 17.00 Uhr. )
Der "Zug der Erinnerung" steht noch bis zum kommenden Samstag in Bochum auf Gleis 1.