GÖRLITZ/ZGORZELEC - Mit Ankunft der Ausstellung im Grenzbahnhof Görlitz hält der "Zug der Erinnerung" auf seiner 62. Station. Seit Start im November 2007 haben die Zugbegleiter 225.000 BesucherInnen gezählt - ein enormer Zuspruch, den die Initiatoren zu keinem Zeitpunkt erwarteten. Auch in kleineren Städten nimmt der Andrang nicht ab und zeugt von einer allgemeinen Bereitschaft, sich den Massenverbrechen der NS-Zeit, aber ebenso den damit verknüpften Familiengeschichten zu stellen. Zahlreichen Besuchern ist bewußt, daß ihre Eltern oder Großeltern weg gesehen haben, obwohl sie hätten einschreiten oder helfen können. Nicht ungewöhnlich sind Bekenntnisse, die eine mittelbare Tatbeteiligung von Angehörigen offenbaren. Im "Zug der Erinnerung" treffen diese Eingeständnisse auf die anhaltende Verzweiflung von Überlebenden, die in der Ausstellung ihr eigenes Schicksal wiedergespiegelt finden und öffentliche Zuwendung erfahren.
Zuletzt waren über 9 Tausend Besucher auf den Dresdner Hauptbahnhof gekommen; in Bautzen fanden sich zwei Tagen mehr als 3.600 Interessierte im Zug ein. Diese Demonstration, die den jugendlichen Opfern des NS-Rassismus gilt, wiederholt sich in Görlitz.
Am Montag, dem zweiten Tag des Görlitz-Aufenthalts, sind Delegierte aus ganz Deutschland angereist und haben Teile ihrer örtlichen Spurensuche nach Lebenszeugnissen der Deportierten präsentiert. Der DGB Ostsachsen hat die Jugendlichen zu einem "Abend der Begegnung" mit prominenten Gästen der Landesregierung eingeladen. Auch die Stiftung EVZ ("Erinnerung, Verantwortung, Zukunft") ist vertreten. Am Dienstag (6. Mai) wollen die Teilnehmer im polnischen Zgorzelec, auf der anderen Seite des Grenzflusses Neisse, das Mahnmal für die polnischen KZ-Opfer besuchen. Am Mittwoch (7. Mai) fährt der "Zug der Erinnerung" über die Grenze und wird mit den etwa 100 Teilnehmern gegen Abend in Oswiecim (Auschwitz) eintreffen. Wir berichten über die Reise mit Interviews und auf Fotostrecken.