BERLIN/BONN - Das Gedenkverbot für den "Zug der Erinnerung" auf dem Berliner Hauptbahnhof (früher Lehrter Bahnhof) wird von der DB AG bestätigt. An dem Ort der früheren Massendeportationen hätten "technische und betriebliche Bedingungen" den Vorrang. Die Einfahrt des Zuges wird auf Ersatzbahnhöfe verschoben. Die geplante Erinnerung an die über viertausendsechshundert deportierten Kinder und Jugendlichen findet im Zentrum der deutschen Hauptstadt demnach keinen Platz.
Ohne auf die Opfer mit einem einzigen Wort einzugehen, führt die DB AG in ihren Begründungen aus, auf dem beantragten Schienenweg bestehe "keine Restkapazität". Beim ICE 972 oder 974 ("Breisgau") seien Verspätungen möglich. Auch die pünktliche Abfertigung von 15 weiteren Zügen sei durch den "Zug der Erinnerung" gefährdet. Bei Einfahrt in den Berliner Hauptbahnhof könne eine "Verunreinigung der (zwischen den Schienen liegenden) Schallabsorber" nicht ausgeschlossen werden. Der dadurch entstehende "Lärm" würde das "Wohnumfeld" beeinträchtigen. Auch "Niederschlagswasser" der Dampflok belaste die Umwelt in nicht hinnehmbarer Weise: Weil Rußpartikel "unaufbereitet in die Kanalisation" gelangen könnten, müsse einer bedrohlichen "Umweltgefährdung" durch den "Zug der Erinnerung" mit Einfahrt- und Halteverboten begegnet werden.
Die Bundesnetzagentur hat seit Montag (07.04) die formale Rechtmäßigkeit der DB-Einwände geprüft und bestätigte die Sperrung am Donnerstag Nachmittag (10.4.). Gleichzeitig appellierte der Präsident der Bundesnetzagentur Matthias Kurth "nachdrücklich" an den Vorstand der DB AG dem 'Zug der Erinnerung' eine Möglichkeit zur angemessenen Präsentation im Berliner Hauptbahnhof zu geben. ... Leider ist das Eisenbahnrecht nicht die geeignete Grundlage, dieses historisch bedeutsame und sensible Anliegen sachgerecht zu lösen." Pressemitteilung
Der Bahnkonzern nennt in seiner Sperrmitteilung eine Reihe anderer Haltestationen, auf denen das Unternehmen das Gedenken gestatten wolle und bietet "Beratungsgespräche" an. Anträge zur Nutzung des öffentlichen Schienennetzes hatte die bundesweite Initiative für Standorte in Lichtenberg, Schöneweide, Moabit und Grunewald gestellt.