OSWIECIM/CHEMNITZ - Auf der Rückfahrt von der Gedenkstätte Auschwitz traf der "Zug der Erinnerung" am Mittwoch (14.5.) in Chemnitz ein. Dort ist an zwei Aufenthaltstagen ein umfangreiches Begleitprogramm geplant. Prof. Dr. Wolfgang Benz (Zentrum für Antisemitismusforschung/ Berlin) wird über die "Verfolgung von Kindern und Jugendlichen im Nationalsozialismus" referieren. Über die "Mitverantwortung der 'Deutschen Reichsbahn' am Holocaust" spricht der Historiker Hubert Gintschel. Eine weitere Station der Fahrt ist Mittweida, wo es in den vergangenen Tagen zu rechtsradikalen Gewalttätigkeiten kam.
Die auf der Rückfahrt eingelegten Stationsaufenthalte gehören zum Programm des Gesamtprojekts. Bereits beim Start hatten die Initiatoren angekündigt, ihr am 8. Mai begangenes Gedenken in Auschwitz werde "kein Schlusspunkt" sein (Das Ziel). "Auschwitz war nicht für alle das Ende", heißt es in der Programmatik. "Hunderte Kinder und Jugendliche konnten gerettet werden, weil ihnen Zufälle und Menschen halfen. Wenn der Zug der Erinnerung von dort zurückkehren wird, dann mit dieser Botschaft: Dass der Plan der Vernichtung, die umfassend sein sollte, gescheitert ist: Wegen der Kinder, die dem Morden entkamen und wegen der Namen, der vielen Gesichter, die durch unsere Erinnerung aus dem Vergessen in die Gegenwart zurückgeholt werden."
Um diese Botschaft zu konkretisieren, waren die Teilnehmer im "Zug der Erinnerung" am letzten Tag des Gedenkstättenaufenthalts mit Überlebenden aus Auschwitz zusammen getroffen. Die unmittelbare Zeitzeugenschaft dieser hoch betagten Opfer wird bald zu Ende sein. Wer soll an ihre Stelle treten und wie kann die Erinnerung in Deutschland lebendig erhalten werden: Diese Frage wurde auf der nächtlichen Rückfahrt aus Polen diskutiert und steht im Mittelpunkt der aktuellen Erörterungen im "Zug der Erinnerung". (Weitere Stationen nach Chemnitz und Mittweida: Eisenach, Marburg, Giessen, Gütersloh u.a.)