FRANKFURT - Nach einer bewegenden Zeremonie auf Gleis 1a des Frankfurter Hauptbahnhofs ist der "Zug der Erinnerung" am 9. November zu einer 3000 Kilometer langen Fahrt durch die Städte der früheren Reichsbahn-Deportationen aufgebrochen.
Das ungewöhnliche Gedenken an die deportierten Kinder und Jugendlichen war mit einer bewegenden Zeremonie eröffnet worden, in deren Mittelpunkt zwei Überlebende des Massenmordes standen.
Trude Simonsohn, die als 21-Jährige in das Ghetto Theresienstadt und dann in das KZ Auschwitz verschleppt wurde, erinnerte an die Ausgangsorte der Deportationen, bei denen es sich meist um Bahnhöfe handelte. Daß die Vernichtung, die dort ihren Anfang nahm, von den heutigen Wiedergängern der Nazis öffentlich geleugnet oder sogar gerechtfertigt werden kann, bezeichnete Frau Simonsohn als empörend.
Margot Kleinberger, die bei der Deportation aus Hannover 12 Jahre alt war und ebenfalls nach Theresienstadt verschleppt wurde, berichtete von den entwürdigenden Umständen der Haft, aus der fast keiner ihrer Schulkameraden zurückkehrte. Auch Frau Kleinberger beklagte das öffentliche Vergessen, in dem die Lebenszeugnisse der Deportierten unterzugehen drohen. Ihr Redebeitrag auf dem Frankfurter Hauptbahnhof wurde von Jugendlichen einer Hattersheimer Schule, den ersten Besuchern der fahrenden Ausstellung, mit großem Beifall bedacht.
Mitglieder des Vereins "Zug der Erinnerung" führten Frau Simonsohn und Frau Kleinberger anschließend durch die Wagen, in denen Fotos und letzte Zeugnisse der deportierten Kinder zu sehen sind. Für die Schicksale der verschleppten Kinder und Jugendlichen interessierten sich TV- und Radiostationen aus Großbritannien, Griechenland, Polen sowie aus der Ukraine.
Obwohl der "Zug der Erinnerung" in Frankfurt a.M. ohne städtische Unterstützung blieb und nur mit geringen Mitteln beworben werden konnte, war das spontane Echo bereits in den ersten Stunden eindrucksvoll: Das Interesse mehrerer Schülergruppen, die den Zug am Mainkai besuchten, konnte von den pädagogischen Zugbegleitern nur teilweise aufgefangen werden - wegen Überfüllung.