FULDA - Am 8. Dezember 1941 begann die Deportation der Fuldaer Juden. Sammelplatz war der Güterbahnhof, der dem Hauptbahnhof angegliedert und bis heute für sämtliche Reisende gut einsehbar ist. Zu den mehr als 150 Deportierten gehörten viele Kinder. Sally Tockus und Bela Weinberg waren 2 Jahre alt.
In Kassel wurden die Fuldaer Waggons am 9. Dezember mit weiteren Transporten zusammengeführt. In dem gemeinsamen Zug befanden sich 1034 Menschen, denen vorgegaukelt worden war, sie würden "evakuiert" werden. Nach dreitägiger Fahrt erreichten sie am 12. Dezember Riga (Lettland). Dort hatten lettische Nationalisten unter dem Schutz der Deutschen Wehrmacht kurz zuvor Massenpogrome verübt und über 6000 lettische Juden ermordet.
Mit ihren Familien wurden Sally Tockus und Bela Weinberg in einem Rigaer Vorstadt-Ghetto zusammengepfercht. Wahrscheinlich konnten sie hier zwei Jahre überleben. Nach mehreren Massenmorden räumten die deutschen Besatzer das Ghetto am 2. November 1943.
"Die letzten 4000 Juden verließen das Ghetto am 2. und 3. November. Die arbeitsfähigen Überlebenden, meist Frauen, kamen in ein Arbeitslager, 2000 Kinder aber und einige Kranke und Gebrechliche wurden mit sehr wenig Nahrungsmitteln auf offene Güterwagen verladen. Die Kinder unter 12 Jahren sollten angeblich in ein ,Heim' nach Deutschland gebracht werden, die Rigaer Juden glaubten aber, man beabsichtige nur, den Zug so lange hin und her zu rangieren, bis die Insassen erfroren und verhungert waren. Ein Überlebender jedoch berichtet, dass der Zug nach Auschwitz gegangen ist und dass von den 2216 Insassen 600 auf der zehntägigen Reise gestorben sind."
Nach den bisherigen Planungen wird der "Zug der Erinnerung" im Dezember diesen Jahres in Fulda sein, um Sally Tockus, Bela Weinberg und der über 40 Kinder zu gedenken, die hier geboren wurden und nie mehr zurückkehrten (Städte und Namen).