GÖTTINGEN/HANNOVER - Um der 248 jüdischen Opfer zu gedenken, die vor 65 Jahren aus Göttingen in die Vernichtungslager verschleppt wurden oder zuvor Selbstmord begingen, veranstaltete die Göttinger Regionalgruppe des "Zugs der Erinnerung" am 23. Juli eine Kundgebung vor dem Hauptbahnhof. Zu dem Gedenken aufgerufen hatten auch die Jüdische Gemeinde Göttingen sowie die Lagergemeinschaft und Gedenkstätte Moringen.
Die Deportierten waren im März und Juli 1942 über die Göttinger Bahnanlagen "zusammen mit weiteren Juden und Jüdinnen aus dem Umland zunächst nach Hildesheim transportiert (worden), wo man ihnen alle Wertsachen abnahm. Die nächste Station war das Sammellager Ahlem bei Hannover. Dort blieben sie bis zum 31.März und wurden dann gemeinsam mit fast 400 weiteren LeidensgefährtInnen aus den Regierungsbezirken Hannover und Hildesheim über das Zwangsarbeitslager Trawniki in das Warschauer Ghetto deportiert. Ab Sommer 1942 wurden die meisten von ihnen in das Vernichtungslager Treblinka abgeschoben und dort ermordet, einige dürften im Warschauer Ghetto bei dessen Liquidierung im Frühjahr 1943 ungebracht worden sein. Niemand von ihnen hat überlebt", heißt es in einem Flyer, den die Göttinger Initiatoren vor dem Hauptbahnhof verteilten.
Die Demonstranten erinnerten daran, dass die NS-Deportationen sich unter den Augen der Göttinger Bevölkerung abgespielt hatten. In einem Schreiben des NSDAP Kreisleiters an die Geheime Staatspolizei Göttingen heißt es: "Da die Absicht, die Juden in nächster Zeit von Göttingen abzutransportieren, in der Bevölkerung bereits bekannt geworden ist, wird die Kreisleitung (der NSDAP) mit Anträgen auf Wohnungszuweisungen überlaufen." Unter den Göttinger Opfern befinden sich mindestens 20 Kinder (Städte und Namen)