HILDESHEIM - Während eines zweitägigen Aufenthalts hat das Stadtarchiv Hildesheim dem "Zug der Erinnerung" zahlreiche Dokumente über die Deportationen der Jahre 1942 bis 1945 übergeben. Beklemmende Fotos entstammen einem kurzen Film, der 1942 im Auftrag der Stadtverwaltung gedreht wurde und den Antransport der Verhafteten auf einem Hildesheimer Sammelplatz zeigt. Die Standbilder aus dem nur 52 Sekunden dauernden Filmstreifen brachte der Leiter des Hildesheimer Stadtarchivs, Prof. Dr. Herbert Reyer, bei Ankunft des Zuges in die Ausstellung ein. Reyer publizierte Einzelheiten im "Hildesheimer Jahrbuch Nr. 74" (Die Deportation der Hildesheimer Juden in den Jahren 1942 und 1945. 2002, S. 149 – 215). Die Veröffentlichung enthält auch die Hildesheimer Deportationslisten.
Die erste Deportation galt "insgesamt 61 Personen, die zunächst mit der Straßenbahn von Hildesheim nach Ahlem und von dort zum hannoverschen Bahnhof Fischerhof (Hannover Linden) verbracht wurden." Am 1. April 1942 ging dieser Transport in das Warschauer Ghetto. Niemand kehrte zurück. Auch die folgende NS-Aktion im Juli 1942 überlebte keiner der 51 Deportierten. Noch bei Kriegsende, im Februar 1945, schickten die Hildesheimer Nazis vier ihrer Mitbürger "nach Osten", weil sie Juden waren.
Die Ausstellung auf dem Hildesheimer Hauptbahnhof war vom Oberbürgermeister der Stadt in Gegenwart mehrerer Schulklassen eröffnet worden. Etwa 2.000 Besucher kamen bis Mittwoch Abend in den Zug, der seine Fahrt nach Osnabrück fortsetzt (7.-9. Februar).