KARLSRUHE - Zu den DGB-Regionen, die den "Zug der Erinnerung" aktiv unterstützen, gehört auch Mittelbaden-Schwarzwald. Zentrum der Region ist Karlsruhe. Nach unvollständigen Angaben wurden aus Karlsruhe über 70 Kinder und Jugendliche deportiert (Städte und Namen). Das örtliche "Gedenkbuch für die Karlsruher Juden", das vom Institut für Stadtgeschichte verantwortet wird, geht von mehr als 90 jungen Menschen aus, die nie zurück kehrten.
Das interaktiv angelegte Buch "enthält neben den Namen der Toten Informationen zu der jeweiligen Person. Nach und nach sollen die Biographien der Toten von Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern, von Jugendlichen oder Gruppen geschrieben und hinzugefügt werden. Dadurch wird das Buch im Laufe der Zeit wachsen als Zeichen der Empathie und Teilhabe", heißt es auf der Webseite http://my.informedia.de/gedenkbuch.php?PID=2.
Zu den Karlsruher Opfern gehört die 1929 geborene Ruth Schäfer (auf dem Foto vorne). Ihrer Familie gelang es, in die Niederlande zu emigrieren, als Ruth etwa 10 Jahre alt war. Wie viele andere Flüchtlinge wurde das Mädchen mit den Eltern bei "Judenrazzien" verhaftet, die das deutsche Besatzungsregime anordnete. Ruth verbrachte mehrere Monate im Konzentrationslager Westerbork.
Am 12. Dezember 1942 gehörte sie zu den 757 Inhaftierten, die per Bahn in Richtung Auschwitz verladen wurden. Der Deportationszug erreichte das Lager am 14. Dezember. "Die Namen der Familienangehörigen erscheinen auf keiner Lagerliste (...), was nach Angabe des Instituts für Zeitgeschichte in München mit der Tatsache erklärt werden kann, dass es sich um einen 'Gastransport' gehandelt haben muss. Das heißt, dass die als 'nicht arbeitsfähig' selektierten Deportierten unmittelbar bei Ankunft (...) in die Gaskammer geschickt wurden."
Um Ruth Schäfer und aller anderen Karlsruher Deportierten zu gedenken, soll der "Zug der Erinnerung" Ende November für mehrere Tage in Mittelbaden parken. Die Voraussetzungen für eine intensive Beteiligung der Öffentlichkeit sind gut: Am Karlsruher Hauptbahnhof stehen Anschlussgleise des Regionalverkehrs zur Verfügung. Nach Zustand, Länge und Sicherheitslage eignen sie sich für den Aufenthalt von Schulklassen und Besuchern aus sämtlichen Teilen der Region.
Das an Karlsruhe anschliessende Fahrtziel ist die Landeshauptstadt Stuttgart.
Auch die DGB-Regionen Tübingen und Freiburg haben Interesse am "Zug der Erinnerung" signalisiert.
In Stuttgart wurden über 40 Kinder und Jugendliche mit der "Reichsbahn" deportiert, in Freiburg wenigstens vier.