Trenul amintirilor - Поезд воспоминания - Pociąg pamięci - Train of commemoration - Zug der Erinnerung - Vurdon so na bistrel nahles - o treno tis mnimis - To treno tis mnimis - Pociag pamieci - Train de la mémoire - Zuch vun der Erënnerung - Vlak uspome

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Auszug aus dem Protokoll der Wannseekonferenz

Zug der Erinnerung Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen

Die Mörder waren unter uns

"Ein guter Kamerad: Beruflich befähigt und untadelig in seiner Lebensführung"

Unbekanntes Opfer aus der Heil- und
Pflegeanstalt Lüneburg.

LÜNEBURG - Mit dem mehrtägigen Aufenthalt in Lüneburg hat der "Zug der Erinnerung" an einer weiteren NS-Mordstätte der Opfer gedacht. Über 400 Kinder sind in der "Kinderfachabteilung" Lüneburg bis 1945 gestorben, davon sind vermutlich über 300 getötet worden. Den Ermordeten ähnlicher "Euthanasie"-Aktionen galt bereits eine andere Station des Zuges: Im Januar hatte er in Bernburg gehalten, um an die dortigen Verbrechen zu erinnern und die Kinder zu ehren. Insgesamt töteten die NS-Mediziner und ihre Helfer über 70.000 Menschen. Die Geschehnisse in Lüneburg dokumentiert die "Gedenkstätte NS-Psychiatrie", an deren Einrichtung der frühere ärztliche Direktor des Landeskrankenhauses Lüneburg, Dr. Jürgen Lotze, maßgeblich beteiligt war. Dr. Lotze begrüßte den "Zug der Erinnerung" gemeinsam mit Vertretern der Stadt und einem breiten Bündnis gesellschaftlicher Organisationen. Bis Montag Abend kamen fast 2.000 Besucher auf den Lüneburger Bahnhof, darunter zahlreiche Schulklassen.

Trotz umfassender staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen gibt es nur zwei Kinder, die als namentlich bekannte Opfer der Kindertötungen in der "Kinderfachabteilung" Lüneburg genannt werden können: Bernhard Filusch, geb. 21. November 1941, gest. 15. Juni 1942 nach über vier Monaten Aufenthalt in der "Kinderfachabteilung" Lüneburg. Edeltraud Wölki (geb.14. September 1937) starb in der Lüneburger "Kinderfachabteilung" am 7. Mai 1943.

Täter

Leiter der "Kinderfachabteilung" Lüneburg von 1941 bis 1945 war Dr. Willi Baumert. Über Baumert heißt es in einer NS-Beurteilung: "Seit dem 1. Februar 1932 ist Baumert Parteigenosse, Mitgliedsbuch-Nr. 930 392. Er gehört ferner der Schutzstaffel an. Dienstleistung und allgemeines Verhalten kennzeichnen den Parteigenossen Baumert als einen guten Nationalsozialisten. Die politische Zuverlässigkeit wird unbedenklich bejaht. Dr. Baumert ist seinen Mitarbeitern ein guter Kamerad. Er ist beruflich befähigt und untadelig in seiner Lebensführung. ... "

Der in die hundertfachen Kindestötungen verwickelte SS-Mann Baumert wurde nach Kriegsende als Facharzt für Nerven- und Geisteskrankheiten anerkannt. Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen in den Jahren 1948/49 erbrachten keinerlei belastende Erkenntnisse. Die beteiligten Mordtäter in und um Lüneburg schwiegen. 1958 folgte die Ernennung zum Direktor des Niedersächsischen Landeskrankenhauses Königslutter. Im gleichen Jahr stieg Baumert erst zum Medizinaldirektor auf, dann zum Vorsitzenden des Verbandes der niedersächsischen Anstaltsärzte und Psychiater.

Ärztlicher Direktor der Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg von 1935 bis 1945 war Dr. Max Bräuner.

1941 war Bräuner aktiv an der Einrichtung der so genannten "Kinderfachabteilung" in der Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg beteiligt. Zusammen mit dem Leiter der "Kinderfachabteilung", SS-Arzt Dr. Willi Baumert, führte er verantwortlich die "Kinder-Aktion" durch, bei der zahlreiche geistig und körperlich behinderte Kinder mit Luminal und Morphium getötet wurden. Auch war Bräuner als Direktor 1941 mitverantwortlich für so genannte "planwirtschaftliche Verlegungen" in Tötungsanstalten.

1949 wurde ein Verfahren wegen "Euthanasie-Maßnahmen" gegen Bräuner eingestellt. Mitte der 60-er Jahre hat Bräuner schließlich bei Vernehmungen mit zwei weiteren Beschuldigten die Tötungen von Kindern in der "Kinderfachabteilung" zugegeben. Im Frühjahr 1966 folgte aber ein Beschluss des Landgerichts in Lüneburg, der Bräuner außer Verfolgung setzte, da er als "dauernd verhandlungsunfähig" galt.