Auschwitz/Oswiecim - Vor zwei Deportationswaggons der Deutschen Reichsbahn versammelten sich am Tag der Befreiung (8. Mai) über 200 Teilnehmer, darunter der Direktor der Gedenkstätte Auschwitz sowie polnische Vertreter der Opferorganisationen. Im Namen der deutschen Spurensucher sagte Luise Rauer (18) vom Friedrich-Engels-Gymnasium in Berlin-Reinickendorf:
"Liebe Anwesende, liebe Gäste, liebe Vertreter der polnischen und deutschen Regierung,
auf den Spuren der deportierten Kinder und Jugendlichen sind wir seit Beginn der Woche mit dem Zug der Erinnerung unterwegs. Unsere Fahrt in die Vergangenheit hat jedoch schon viel früher begonnen. Wir haben uns mit den Schicksalen einzelner Kinder beschäftigt. So wurden aus unfassbaren Zahlen Gesichter! Gestern dann lief unser Zug in Oswiecim ein. In der Dämmerung sahen wir zum ersten Mal das Tor von Auschwitz-Birkenau. Spätestens da wurde uns bewusst, dass all die Worte und Geschichten Wirklichkeit sind, wirklich passiert sind.
Heute haben wir Auschwitz besucht. Es ist schwierig, weiche Knie in Worte zu fassen. Sprachlos stehen wir da. Fassungslos starren wir auf die Tausenden Koffer, Prothesen, Zahnbürsten und Schuhe. Plötzlich wird uns die Dimension eines solchen Vernichtungslagers bewusst. Ein Stück mehr können wir uns nun das Unfassbare vorstellen.
Wir Kinder und Jugendlichen vom Zug der Erinnerung fühlen uns geehrt, die Möglichkeit gehabt zu haben hier teilzunehmen. Danken möchten wir der Leitung der Gedenkstätte und der polnischen Regierung, dass sie uns die Chance geben, diesen Ort zu besuchen. Danken möchten wir vor allem aber auch allen Polen für ihre Gastfreundschaft.
Für die meisten deportierten Kinder und Jugendlichen war Auschwitz die Endstation. Wir aber können morgen Abend wieder nach Hause fahren. Wir fahren mit einer Botschaft des Lebens zurück. Das Interesse der Nazis war es, alle Menschen umzubringen, die sie für nicht lebenswert befanden.
Dies ist ihnen nicht gelungen!
Wir haben das Glück, noch mit den letzten Zeitzeugen sprechen zu können und von ihnen zu lernen.
Diese Verantwortung übernehmen wir!
Diese Verpflichtung machen wir uns zu eigen!
Dies versprechen wir vor den Waggons der Deutschen Reichsbahn, mit denen die Kinder und Jugendlichen in den Tod deportiert wurden."