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Auszug aus dem Protokoll der Wannseekonferenz

Zug der Erinnerung Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen

Ärger mit Geschichte

Die Bahn bittet zur Kasse: Auch den „Zug der Erinnerung“

Die Geschichte meint es nicht gut mit Hartmut Mehdorn. Gerade hat der Bahnchef nach langem Hickhack dem Vorwurf abgeschüttelt, die Bahn kümmere sich nicht um ihre Verstrickung in den Holocaust; seit einer Woche läuft die lange erwartete Wanderausstellung zum Thema, und sie ist gut. Doch schon zieht der nächste Ärger heran: Diesmal mit dem „Zug der Erinnerung“ – und mit dem Parlament. Seit gut drei Monaten zieht eine Dampflok die Erinnerungswaggons durch die Republik. Mit einer kleinen Ausstellung erinnert eine Bürgerinitiative darin an die Deportation von Millionen Juden, Sinti und Roma durch die Reichsbahn: der Zug fährt ehemalige Strecken der Deportation ab und soll irgendwann in Auschwitz enden.

Doch die Geschichte ist teuer. Der Zug nutzt Trassen und Bahnhöfe der Deutschen Bahn, muss dafür also auch zahlen – die Gesetze wollen es so. Schätzungen laufen auf bis zu 80.000 Euro hinaus. Abgesehen davon macht es die Bahn den Veranstaltern offenbar nicht immer leicht. So habe sie eine halbe Stunde Strom auf dem Mannheimer Bahnhof mit 945,85 Euro in Rechnung gestellt, sagt Hans-Rüdiger Minow. „Die Bahn ist auf Konfrontationskurs“, glaubt Minow.  Und der Verkehrsausschuss des Bundestages glaubt es auch: In einem Brief an Mehdorn verlangt  eine seltene All-Parteien-Koalition, der Konzern möge zumindest seine Einnahmen spenden, wenn er sie schon nicht erlassen kann. Ein Bahnsprecher wiegelt ab: „Wir haben alles getan, um die Initiative zu unterstützen.“ Aber eine Spende? Fehlanzeige, sagt Minow. Noch reiche das Geld für das Projekt, wie lange noch, weiß er nicht. Immer mehr Städte wollen die Ausstellung zu sich holen.

Miba

Süddeutsche Zeitung vom 31. Januar 2008