GÖTTINGEN - Vier Wochen nach Start der Ausstellung im "Zug der Erinnerung" zählen die Fahrtbegleiter über 40.000 Besucher. Allein in den Hauptbahnhof von Saarbrücken kamen während eines viertägigen Aufenthalts rund 6.000 Gäste, in Fulda waren es an drei Tagen über 3.000. Den enormen Zuspruch begleiten Schulen und Archive mit eigenen Recherchen, die sie dem Zug zur Verfügung stellen. Bei Ankunft in Göttingen übergaben Jugendliche mehrerer Ausbildungsstätten ihre Arbeitsergebnisse in einer Feierstunde, die das örtliche Aktionsbündnis vorbereitet hatte. "Wir sind stolz auf das Engagement der Schulen", sagt Anne Berghoff von der Göttinger Geschichtswerkstatt, die gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde zu den örtlichen Initiatoren gehört. mehr
Fulda - Rede von Statdtarchivar Dr. Thomas Heiler bei Ankunft des "Zuges der Erinnerung" auf dem Hauptbahnhof in Fulda (Auszüge)
Der erste (von drei Deportationszügen) hielt gestern vor 66 Jahren, am 8. Dezember 1941, auf dem hiesigen Bahnhof. In ihn trieb man 134 Personen. Die älteste unter ihnen, Selma Bär, war 66 Jahre alt, die jüngste, Hanna Hess, war erst zweieinhalb Monate zuvor geboren worden. Die offizielle Deportationsliste führt unter den Berufsangaben der Deportierten 22 Schüler. Insgesamt waren es 31 Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren, die an diesem Tag abgeholt wurden, um in ein Vernichtungslager bei Riga gefahren zu werden. Sehr häufig waren gleich mehrere Geschwister in den Zug gepfercht worden:
Martin, Max, Ilse, Fritz und Aron Goldschmidt im Alter zwischen 3 und 15 Jahren mussten mit ihren Eltern, dem Handelsmann Abraham Goldschmidt und seine Frau Ida, die ungewisse Reise antreten. Fritz Goldschmidt überlebte und kam sogar 1945 kurzfristig nach Fulda zurück, um danach nach Israel auszuwandern. mehr
Saarbrücken - Anlässlich der Ausstellungseröffnung auf dem Hbf in Saarbrücken veröffentlichte die Saarbrücker Zeitung am 6.12. einen Kommentar, den wir ungekürzt wieder geben. Von SZ-Redakteurin Christine Koch-Dillenburger
Es ist nicht zu fassen: Zuerst hätte Bahn-Chef Mehdorn die Wanderausstellung über deportierte Kinder am liebsten auf dem Abstellgleis gesehen. Damit kam er nicht durch – die Vereine „Zug der Erinnerung“ und „DenkmalMit!“ haben mit ihrem Engagement durchgesetzt, dass der Zug mit der Vergangenheit an Bord nun quer durch Deutschland rollt. mehr
Kaiserslautern - Als Vertreter der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, nehme ich gerne die Gelegenheit wahr, heute und hier das Wort zu ergreifen. Diese ungewöhnliche Ausstellung, ist den deportierten Kindern und Jugendlichen aus ganz Europa gewidmet. Von so genannten Deportationsbahnhöfen aus wurden über 12.000 Kinder und Jugendliche aus Deutschland in die Vernichtungslager verschleppt. Mehr als eine Million Kinder und Jugendliche, mehrheitlich aus jüdischen Elternhäusern aus ganz Europa, kehrten nicht zurück. Der Zug der Erinnerung soll in mehr als 40 deutschen Städten Halt machen und dabei über 3000 Kilometer zurücklegen, bis er in der Gedenkstätte Auschwitz, etwa Mitte 2008, eintreffen soll. Beschämend ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass der Verein „Zug der Erinnerung“ neben den Kosten für die Lokomotive und die Wagen, die für die Dauer der Ausstellung angemietet wurden, auch noch für die Schienennutzung bezahlen muss! mehr