Zug der Erinnerung
Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen
In Kooperation mit:
Region Bonn
Rheinland-Pfalz
SIEGEN/AACHEN/WIEHL - Nach drei Ausstellungstagen auf dem Hauptbahnhof von Aachen ist der "Zug der Erinnerung" in Siegen eingetroffen. Der Zuspruch, den die Koordinatoren aus Aachen melden, übersteigt sämtliche Erwartungen: "Wir sind im Augenblick bei der Auswertung und werden uns nächste Woche noch einmal mit allen Helfern und Unterstützern treffen, um ein Fazit zu ziehen," heißt es in einem Kurzbericht der dortigen Volkshochschule. "Vorab ein paar Daten:- über 100 Schulklassen in zwei Tagen /- insgesamt pro Tag zwischen ca. 1.900 (Sonntag) und über 2.000 (Dienstag) BesucherInnen/ - 25 HelferInnen aus dem Unterstützerkreis/ - 5 BegleiterInnen, die die Gruppen inhaltlich eingewiesen haben und eine Unmenge positiver Rückmeldungen zum Zug aber auch zu unserer Arbeit." mehr
BERLIN/AACHEN - Zu einer Großveranstaltung vor dem Brandenburger Tor und einem anschliessenden Schweigemarsch zur Zentrale der Deutschen Bahn AG rufen die Berliner Initiatoren für den "Zug der Erinnerung" auf. Damit soll der über 4.600 Kinder und Jugendlichen gedacht werden, die aus der deutschen Hauptstadt mit der "Reichsbahn" in die Vernichtungslager deportiert wurden. Zugleich wollen die Veranstalter darauf aufmerksam machen, daß die Deutsche Bahn AG als "Erbe des 'Sondervermögens Deutsche Reichsbahn'" für die bundesweite Fahrt Gebühren erhebt. Die heutige Bahn AG wolle "offensichtlich...ein weiteres Mal an den früheren Deportationen verdienen", heißt es in einer Pressemitteilung der Berliner Initiative. mehr
WUPPERTAL - Bei Ankunft des Zuges auf dem Bahnhof Wuppertal-Oberbarmen erinnerte Dr. Dirk Krüger, Mitglied im DGB-Regionsvorstand, an den Beginn der Verfolgung. Wir bringen Auszüge aus seiner Rede vom Dienstag:
"Zur Erinnerung gehört auch, dass in Wuppertal bereits im Juni 1933 die ersten Antifaschisten in eines der ersten KZs, in das "wilde" KZ, das KZ Kemna verschleppt werden. Über 4000 Menschen werden in den folgenden Monaten dort grausam gefoltert, erniedrigt und getötet." mehr
Über Ausgrenzung und Deportationen von Kindern und Jugendlichen im Ruhrgebiet berichtet Herbert Shenkman:
"Ich bin 1933 in die damalige Mittelschule Altenhagen gekommen. Zu diesem Zeitpunkt wurden jüdische Schüler bereits diskriminiert. Nur weil mein Vater Kriesgteilnehmer im Ersten Weltkrieg war, wurde ich aufgenommen. 1938 folge der Ausschluss vom Schulunterricht. Notgedrungen ging ich nach Köln, in eine jüdische Vorlehre, die auf die Emigration vorbereiten sollte." mehr
HAGEN/ESSEN - "Niemals zuvor" sei der deportierten Kinder und Jugendlichen so umfassend gedacht worden, sagt Herbert Shenkman, der als 19-Jähriger aus Hagen (heute Nordrhein-Westfalen) deportiert wurde. Jetzt steht er auf dem Hagener Hauptbahnhof. "Ich empfinde eine gewisse Genugtuung, dass die, die einmal hier lebten, aus dem Sumpf des Vergessens geholt werden." Mindestens 6 Kinder und Jugendliche aus Hagen kehrten nicht zurück, darunter der 11-jährige Ludwig Grüneberg und die 10-jährige Helga Heilbron. Helga wurde 1942 über die Bahnhöfe Hagen und Dortmund in das KZ Theresienstadt deportiert. Ihr Leben endete 1943 in Auschwitz. mehr
DUISBURG/ESSEN - Nach einem dreitägigen Aufenthalt in Duisburg ist der "Zug der Erinnerung" in Essen eingetroffen. "Überwältigend" nennen die regionalen Medien den Zuspruch in Duisburg, wo über 7.000 Besucher auf den Hauptbahnhof kamen, darunter fast 150 Schulklassen (Medienberichte). Der Zug habe "Spuren hinterlassen", kommentiert Çigdem Gülen, DGB-Jugendreferentin und kündigt an, "dass in Duisburg im Bahnhof oder in unmittelbarer Nähe an das Schicksal der Duisburger Kinder und Jugendlichen dauerhaft erinnert werden muss."
In einer engagierten Rede beleuchtete der Historiker Dr. L. Joseph Heid auf dem Duisburger Hauptbahnhof das Wirken der Täter. mehr
DUISBURG/ESSEN/BERLIN - Mit Ankunft auf dem Duisburger Hauptbahnhof (Gleis 2) hat der "Zug der Erinnerung" über 100.000 Besucher erreicht. Dies ergibt eine Übersicht der Zugbegleiter, denen auf der neuen Etappe durch Nordrhein-Westfalen ein ständig steigendes Interesse begegnet: In Dortmund beteiligten sich fast 7.000 Menschen am Gedenken auf dem Hauptbahnhof, in Bochum waren es 5.800, in Gelsenkirchen an nur zwei Tagen über 2.500. Selbst die geringe Vorbereitungszeit (zwei Wochen) und eine deutliche Zurückhaltung offizieller Gremien konnten in Gelsenkirchen den Zuspruch nicht schmälern. "Die Gelsenkirchener haben sich nicht irritieren lassen und trotz aller Widerstände der Opfer gedacht", sagt Ute Schilde, die den Zug in NRW begleitet. "Diese Ausstellung, der Ort ihrer Präsentation und ihr Inhalt - das alles ist anders als im Museum. Wer die deutsche Geschichte konkret und aus der Perspektive der Opfer betrachtet, kann trauern, um handeln zu können." mehr
GELSENKIRCHEN - Seit Sonntag Vormittag steht der 'Zug der Erinnerung auf dem Hauptbahnhof in Gelsenkirchen. Zur Eröffnung der Ausstellung schickte der 1938 verschleppte Herman Neudorf Grußworte. Neudorf lebt heute in den USA. In dem Schreiben, das auf dem Hauptbahnhof verlesen wurde, heißt es:
"Am 28. Oktober 1938 kam ein Polizist in meine Schule, das Realgymnasium Horst - und brachte mich in das Gefängnis in Horst. Ich war gerade 13 Jahre alt. Von diesem Tag an war meine Jugend zu Ende! mehr
BOCHUM/STUTTGART/BERLIN - Die Fahrt des Zuges durch Nordrhein-Westfalen wird von Protesten zahlreicher Medien begleitet, die das Verhalten der DB-Konzernleitung scharf kritisieren. Auch Gewerkschaftsgremien, Parlamentarier und Organisationen der Zivilgesellschaft nehmen zu den jüngsten Finanzforderungen der DB AG an den "Zug der Erinnerung" Stellung (Rechnungen). Die "Westfälische Rundschau" (Essen) fordert den Konzernvorsitzenden Mehdorn auf: "Schämen Sie sich!" mehr
DORTMUND/BOCHUM/GELSENKIRCHEN - Schüler der Droste-Hülshoff-Realschule haben im 'Zug der Erinnerung' das kurze Leben des Dortmunder Mädchens Hannelore Daniel und ihrer Familie rekonstruiert. Hannelore war 1928 im Dortmunder Stadtteil Kirchlinde zur Welt gekommen und wurde am 29.7.1942 mit dem Transport X/1 nach Theresienstadt und von dort am 09.10.1944 nach Auschwitz deportiert. Sie kehrte nicht zurück. mehr
DORTMUND - "Die Erinnerung muss wach gehalten werden. Vor allem, wenn Gedankengut aufkommt, das junge Menschen verführen soll," so der Dortmunder Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer nach dem Besuch im "Zug der Erinnerung". Durch die Ausstellung führten ihn Schüler und Schülerinnen Dortmunder Schulen und präsentierten Ergebnisse ihrer lokalen Spurensuche. mehr
DORTMUND/OSNABRÜCK - Am Sonntag hat der "Zug der Erinnerung" Nordrhein-Westfalen erreicht und steht am Beginn einer dreißigtägigen Fahrt, die über Bochum, Gelsenkirchen, Duisburg, Essen, Hagen, Aachen und Siegen nach Düsseldorf führt (Fahrplan). Die Ankunft der Ausstellung in Dortmund wurde bei einer Feierstunde im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte begangen. Ein dichtes Begleitprogramm rahmt den viertägigen Aufenthalt ein und gibt dem breiten Bündnis Dortmunder Initiativen Gelegenheit zur Verknüpfung ihrer Aktivitäten (http://www.spuren-suchen.de/). Über das gegenwartsbezogene Gedenken auf dem Hauptbahnhof titelt die "Dortmunder Rundschau" in ihrer Montagsausgabe: "Bekenntnis gegen Rechtsextremismus". mehr
BERLIN/OSNABRÜCK - Für das Gedenken an die deportierten Kinder und Jugendlichen auf den früheren Deportationsbahnhöfen erhebt der Bahn-Vorstand Stundenpreise. Dies belegen Rechnungen, deren Bezahlung der Konzern jetzt einfordert. Darin wird jede Minute des Gedenkens an die NS-Opfer in Listen erfaßt. Die Preise werden stundenweiswe ausgewiesen. Je nach Bedeutung des Bahnhofs, auf dem der "Zug der Erinnerung" Lebenszeugnisse der Deportierten sammelt, kostet das Gedenken mal 225 Euro, mal 450 Euro pro Tag (10 Stunden). mehr
HILDESHEIM - Während eines zweitägigen Aufenthalts hat das Stadtarchiv Hildesheim dem "Zug der Erinnerung" zahlreiche Dokumente über die Deportationen der Jahre 1942 bis 1945 übergeben. Beklemmende Fotos entstammen einem kurzen Film, der 1942 im Auftrag der Stadtverwaltung gedreht wurde und den Antransport der Verhafteten auf einem Hildesheimer Sammelplatz zeigt. Die Standbilder aus dem nur 52 Sekunden dauernden Filmstreifen brachte der Leiter des Hildesheimer Stadtarchivs, Prof. Dr. Herbert Reyer, bei Ankunft des Zuges in die Ausstellung ein. mehr
BRAUNSCHWEIG/LEHRTE - Nach Stationsaufenthalten in 25 Bahnhöfen zählen die.Zugbegleiter über 85.000 Besucher. Den bisher größten Zuspruch gab es in Hannover: Dort kamen täglich bis zu 2.800 Interessierte in die Ausstellung,an 5 Tagen insgesamt 10.000 Menschen. Ähnlich hohe Werte werden aus Kleinstädten gemeldet, legt man die Einwohnerzahlen zugrunde. In Mühlacker (Baden-Württemberg), wo der Zug einen kurzen Zwischenstopp einlegte, waren es über 900 Besucher, die auch noch Wartezeiten in Kauf nahmen, in Hannoversch-Münden (Niedersachsen) etwa 800, in Apolda (Thüringen) binnen weniger Stunden 600. mehr
HILDESHEIM - Die neue Etappe über Hildesheim und Osnabrück nach NRW beginnt der Zug mit erweiterten Medienangeboten. Neben dem Kinotrailer steht jetzt eine CD zur Verfügung. Ihr Titelsong kann hier heruntergeladen werden ("Searching for Traces"). "Die Idee zu dieser Komposition entstand bei Beginn der Fahrt des Zuges durch Deutschland", sagt Armin Dahm, der Text und Musik den Deportierten gewidmet hat. mehr