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Zug der Erinnerung
Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen

In Kooperation mit:

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Januar bis April 2012

Unredlich, falsch, unverantwortlich

Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) (hier rechts mit einem Scheckimitat) verteilt Miiliardenbeträge aus Steuergeldern an die DB AG. Das von Rüdiger Grube (links) geleitete Unternehmen reicht diese Summen an die deutsche Schienenindustrie weiter. Sie hat bereits an den NS-Massendeportationen mit der "Reichsbahn" gut verdient. Für die Überlebenden der Großverbrechen und für das Gedenken an die in Auschwitz gebliebenen "Reichsbahn"-Opfer gibt es nichts.

Die jüngste Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentische Anfrage zum "Zug der Erinnerung" weist die gleichnamige Bürgerinitiative als "unredlich, falsch und unverantwortlich" zurück. Die Anfrage hatte die Fraktion "Die Linke" gestellt, da der "Zug der Erinnerung" seine weiteren Aktivitäten von einer vollständigen Rückzahlung der Zwangsgebühren des Staatsunternehmens Deutsche Bahn AG abhängig macht. Auch die Fraktion "Bündnis 90/ Die Grünen" hatte deswegen Anfang April an den zuständigen Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer (CSU) appelliert. Ebenso schaltete sich in den vergangenen Wochen der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion ein. Die Bundesjustizministerin (FDP) intervenierte bei ihrem Kabinettskollegen. Dutzende Abgeordnete, darunter auch CSU-Parlamentarier des bayerischen Landtags, wurden im Bundesverkehrsministerium vorstellig, um ein Ende des Gedenkens im "Zug der Erinnerung" abzuwenden - vergeblich. (Medienberichte)

Unredlich

In ihrer Antwort erweckt die Bundesregierung den Eindruck, sie könne auf Entscheidungen der DB AG keinen Einfluß nehmen. Diese Äußerungen nennt der "Zug der Erinnerung" unredlich. "Die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch die Bundesregierung, ist Eigentümerin der Deutschen Bahn AG. Staatssekretäre dreier Bundesministerien entscheiden in den führenden DB-Gremien über die Unternehmenspolitik. Sie wissen, daß die Erhebung von Gebühren für den 'Zug der Erinnerung' rechtlich zweifelhaft ist. Dies hat ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestags festgestellt. Trotzdem unternimmt die Bundesregierung nichts und schadet dadurch dem Gedenken an die Opfer der NS-'Reichsbahn' massiv ."

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Verwahrlosung des Gedenkens

Etwa 80.000 Häftlinge wurden über das Schienennetz des heutigen Eisenhüttenstadt (früher: Fürstenberg) in das Kriegsgefangenenlager STALAG III B verschleppt. Eine unbekannte Anzahl von KZ-Häftlingen waren in Zwangseinrichtungen privater Betriebe kaserniert. Die Unternehmen arbeiteten der NS-Kriegsaggression zu und verdienten an den Gefangenen. Ihr Weg führte über diesen Bahnhofsbereich, der bis heute als "Güterabfertigung" ausgewiesen ist. Nachdem der "Zug der Erinnerung" im Januar 2010 die Unterschutzstellung verlangt hatte, wurden Graffitis zwar notdürftig übertüncht, jedoch fehlt jeglicher Hinweis auf die Depotationsgeschichte. Sensibler als in Brandenburg gehen deutsche Gemeinden und Ministerien an vergleichbaren Orten der NS-Verbrechen mit ihrer Geschichte um.

Die sofortige Unterschutzstellung des ehemaligen Güterbahnhofs in Eisenhüttenstadt (Land Brandenburg) hat der "Zug der Erinnerung" von der Potsdamer Landesregierung verlangt (Pressemitteilung).

Über die Güterrampe wurden von 1939 bis 1945 Kriegsgefangene aus sieben Nationen und KZ-Häftlinge verschleppt. Sie mussten in privaten Betrieben (Rheinmetall-Borsig, Degussa) für die NS-Kriegsproduktion Zwangsarbeit leisten. Noch in den letzten Kriegswochen transportierte die "Deutsche Reichsbahn" über das bis heute intakte Schienennetz jüdische Gefangene. Von ihnen wurden etwa 150 "der Erschiessung im Lager Sachsenhausen zugeführt", heißt es in der aktuellen Pressemitteilung des Vereins.

Obwohl der "Zug der Erinnerung" bereits vor über zwei Jahren auf eine zumindest provisorische Unterschutzstellung der Anlage drängte, ist der Gedenkort einer anhaltenden Vandalisierung ausgesetzt. Eigentümerin der Anlage ist die Deutsche Bahn AG. Zuständige Behörde ist das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. Die fehlende finanzielle Ausstattung der Erinnerungsarbeit führe in Brandenburg zu einer "Verwahrlosung des Gedenkens, dessen Last den ehrenamtlichen Bürgerinitiativen aufgebürdet wird", heißt es in der Pressemitteilung.
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Zwei-Milliarden-Klage gegen DB AG

Osteuropäische "Reichsbahn"-Opfer haben eine Sammelklage gegen die Deutsche Bahn AG angekündigt (Medienberichte).

Die Forderungen nach Rückzahlung von Deportationseinnahmen der "Reichsbahn" stützen sich auf ein Gutachten des "Zug der Erinnerung" und kommen auf einen Gesamtbetrag von knapp zwei Milliarden Euro.

Wir dokumentieren eine Erklärung des "Zug der Erinnerung".

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Überlebende Kinder der Shoah

Mit den "Child Survivors Deutschland", einer privaten Vereinigung überlebender Kinder der NS-Verfolgung, hat der "Zug der Erinnerung" (ZdE) eine Kooperation vereinbart. Aus Spendengeldern wird der ZdE videogestützte Interviews finanzieren, in denen die Überlebenden über ihre Vergangenheit berichten. Das Bild- und Tonmaterial soll archiviert werden und kommenden Generationen zur Verfügung stehen. Zugunsten der "Child Survivors Deutschland" hat die jüngste Mitgliederversammlung auch die Satzung des "Zug der Erinnerung" geändert: Das Vereinsvermögen wird den überlebenden Kindern der Shoah zugedacht, sollte der Verein seine Gemeinnützigkeit aufgeben.




Für die Deportierten

Seit 9 Jahren kämpfen deutsche Bürgerinitiativen für die Erinnerung an drei Millionen Verschleppte, die mit der kriminellen NS-"Reichsbahn" in die Vernichtung deportiert wurden (Film).
Noch immer lehnt die DB AG, deren Vorgängerunternehmen Beihilfe zum Massenmord leistete, ein angemessenes Gedenken auf ihren Bahnhöfen ab oder erschwert es durch bürokratische Auflagen. In Köln durfte eine Installation, die 2006 von dem Verein "Die Bahn erinnern" gestiftet wurde, nicht auf DB-Gelände angebracht werden. Abgeschoben hinter einem Fahrradständer bleibt das Gedenken an die Deportierten verborgen. Der kurze Film zeigt die Besetzung des Kölner Hauptbahnhofs, die Ehrung der Opfer mit Namenskoffern und die Errichtung des Mahnmals, einer Bahnschwelle, im Jahr 2006.

Mit Veranstaltungen auf den Bahnhöfen Leipzig und Saarbrücken erinnern Bürgerinitiativen an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 67 Jahren. In Saarbrücken hat der Verein "DenkmalMit!" die Deutsche Bahn AG über die beabsichtigte Installation einer Gedenkplakette informiert, die über 70 Tausend Verschleppten gilt. Sie wurden aus dem besetzten Frankreich über den Bahnhof Saarbrücken "nach Osten" transportiert. Den Text der Plakette entwarf der Saarbrücker Verein gemeinsam mit dem "Consistoire Isréalite de la Moselle", der Vertretung jüdischer Gemeinden im Nachbarland. Weil die Deutsche Bahn AG darauf besteht, den Text "prüfen" zu wollen, läßt die Installation auf sich warten.

Verzögert wurde die Errichtung eines Mahnmals auch auf dem Leipziger Hauptbahnhof. Hier verlangt die Deutsche Bahn AG den Abschluss eines sogenannten Gestattungsvertrages, bevor das Mahnmal an Gleis 24 auf Dauer erinnern darf. Der rund 20 Paragraphen umfassende Text droht den Leipziger Bürgerinitiativen finanzielle Folgen an, sollten sie den Bestimmungen nicht nachkommen. In dem Vertrag tritt die DB AG, das Nachfolgeunternehmen der kriminellen NS-"Reichsbahn", als unbeteiligte "Gestattungsgeberin" auf, die Leipziger Initiativen, die an die "Reichsbahn"-Opfer erinnern wollen, werden als nutznießende Bittsteller ("Gestattungsnehmer") behandelt. Mit dieser Verdrehung setzt die DB AG die juristische Fixierung ihres unwahrhaftigen Geschichtsbilds fort. Demnach stehe das Folgeunternehmen der NS-"Reichsbahn" in keinerlei Rechtsverpflichtung gegenüber den Opfern der millionenfachen Mordbeihilfe auf dem deutschen Schienennetz. Die Stadt Leipzig hat es bis heute abgelehnt, in den sogenannten Gestattungsvertrag einzutreten. Die Leipziger Bürgerinitiativen suchen jetzt nach "Paten".




Die Kinder von Litzmannstadt

Die 2010 verstorbene Journalistin Kristine Malecki-Gilys hat mehrere Hörfunksendungen über die jugendlichen Opfer der deutschen Besetzung Polens hinterlassen, die wir hier dokumentieren. Wir danken dem Ehemann von Frau Malecki-Gilys, der Mitschnitte der Sendungen zur Verfügung stellte und dem "Zug der Erinnerung" einen namhaften Betrag für die überlebenden Kinder der NS-Verbrechen überwies. Nachdem der Verein diese Spende verdoppelt hatte, wurde sie jetzt insgesamt 16 früheren Deportierten in der Region Zamosc ausgezahlt.

Die Kinder von Litzmannstadt (mp3)

 

Gebt uns unsere Kinder zurück (mp3)

 

Die Kinder von Litzmannstadt

Die Leiden polnischer Kinder unter deutscher Besatzung,
nachgezeichnet aus Dokumenten

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